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Letzter Dorfladen schließt für immer

Die Menschen aus dem Eifeler Höhengebiet müssen künftig ihre Einkäufe im rund neun Kilometer entfernten Rheinbach, oder im sogar 13 Kilometer weit weg liegenden Bad Münstereifel tätigen. Denn das letzte Lebensmittelgeschäft in der weitläufigen Region muss nach fast 100 Jahren schließen.
Ewald Scheuren mit seiner Mutter (91) und Ehefrau Marli ( 3. v. r.) sowie den Mitarbeiterinnen, darunter Heidi Söhndel, treueste Seele mit 46-jähriger Betriebszugehörigkeit (2. v. r.). Foto: Görgen

Ewald Scheuren mit seiner Mutter (91) und Ehefrau Marli ( 3. v. r.) sowie den Mitarbeiterinnen, darunter Heidi Söhndel, treueste Seele mit 46-jähriger Betriebszugehörigkeit (2. v. r.). Foto: Görgen

Wenn auch sehr schweren Herzens, haben sich die Eheleute Marli (65) und Ewald Scheuren (63) dazu entschlossen, endgültig ihren bei vielen Menschen geschätzten und geliebten »Frischmarkt« für immer zu schließen. »Diesem Namen, und das wird uns immer wieder bestätigt, sind wir stets und gerne gerecht geworden«, so Ewald Scheuren. Besonders seine Frau bedauert, dass sie schon bald nicht mehr für ihre in den vielen Jahren ans Herz gewachsene junge und ältere Kundschaft da sein wird.

Rote Zahlen

Anders als im Nachbardorf Wald, wo jemand vor ein paar Jahren vergeblich versuchte, sich mit einem Tante Emma-Laden über Wasser zu halten, lief der »Frischmarkt« in Houverath mit täglich frischen Brötchen, Obst und Gemüse und was man sonst noch für den täglichen Bedarf braucht, lange gut. »Doch diese Zeit ist längst vorbei«, so Ewald Scheuren. Gerade in den letzten Jahren haben die Zahlen einfach nicht mehr gestimmt. Trotz zum Teil Preisen, mit denen er sogar großen Supermärkten habe Paroli bieten können, seien immer mehr Kunden weggeblieben. Ein Umstand, der sich letztlich an jedem Abend in der Kasse bemerkbar gemacht habe. »Klar«, so Ewald Scheuren, »hätten wir noch ein paar Jahre weiter machen können«. Am nötigen Elan habe es ihm, seiner Frau und den Mitarbeiterinnen nie gemangelt. Doch um letztlich noch Geld drauf zulegen, sieht der Kaufmann aus verständlichen und gut nachvollziehbaren Gründen auch nicht ein.

Discounter

Regelrecht mit den Nerven fertig über die nun endgültig ins Auge gefasste Schließung ist schon seit geraumer Zeit Ehefrau Marli Scheuren. Sie, die kürzlich 65 Jahre alt wurde, und sich durchaus in den Ruhestand begeben könnte, hätte am liebsten »schon wegen den Leuten noch ein paar Jährchen weiter gemacht«. Doch auch sie musste, wenn auch sehr schweren Herzen feststellen, wie ihr Mann schon lange vorab errechnet hatte, dass dafür auch Zahlen stimmen müssen. Marli Scheuren macht sich dennoch besonders Sorgen um die älteren Menschen aus Houverath und Umgebung, die es nun schwer haben würden. Denn mit der Schließung des »Frischmarktes« werden die Dorfbewohner um ein Traditionsunternehmen ärmer. Immerhin drei Generationen haben das 1922 gegründete Geschäft geführt. Besonders die älteren Menschen erinnern sich noch gut daran, dass in den 50er und 60er Jahren noch drei Läden allein in Houverath existierten. Allerdings gab es zu dieser Zeit noch keine Discounter wie Aldi, Lidl und Co., die solchen Kleinunternehmen das Leben schwer machten und sie in existenzielle Schwierigkeiten brachten.

Rettungsaktionen

Weder den Eheleuten Scheuren, noch einigen Dorfbewohnen kann man vorwerfen, nicht zumindest einiges versucht zu haben, diesen Laden am Leben zu erhalten. Eine junge Frau aus Houverath hatte mit ihrer Familie vor, einen Naturladen einzurichten, was sich aber letztlich nicht rechnete. Ebenso und in noch größerem Umfang, hatten sich die Mitglieder des emsigen Thürner Vereins Gedanken gemacht. Dafür sogar einer Sonderversammlung abgehalten, mit dem Ziel, eventuell eine Art Genossenschaft zu gründen. Aber auch dieses durchaus lobenswerte Ansinnen scheiterte letztlich an mehreren Dingen, besonders in finanzieller Hinsicht. Ein mit den Jahren gewachsenes Unternehmen, das Peter Fussel, Opa von Ewald Scheuren, aufbaute, musste daher nach 100 Jahren Existenz schließen.


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