Menschen, keine Geflüchteten
Der eine war Polizist und arbeitet jetzt auf einem Reiterhof. Die andere hat früher ein Café geleitet und wäre heute froh, als Kellnerin zu arbeiten. Ein Dritter war früher Automechaniker, macht jetzt eine Ausbildung zum Koch und liebt Schnitzel mit Bratkartoffeln. Auch Wünsche haben sie: „Alle Menschen sollen gleichbehandelt werden“, verlangt einer; „Ich bin ein normaler Mensch mit allen Rechten“, sagt ein anderer.
Es sind insgesamt 32 Menschen, die die Fotografen Thomas Schönwälder und Mohammed Isso porträtiert haben. Die Bilder sind noch bis Freitag, 19. Oktober, in der Flüchtlingsunterkunft im Mechernicher Casino ausgestellt. Geöffnet ist die Ausstellung montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr.
Ganz nah sind sie den Protagonisten gekommen. Warmes Licht und freundliche Gesichtsausdrücke vermitteln ein Gefühl von: Alles ist in Ordnung. Fast nichts weist darauf hin, dass diese Menschen eine Tour de Force hinter sich haben, dass ihnen unglaubliches Leid widerfahren ist, dass sie vor Krieg, vor Zerstörung geflohen sind, dass sie Freunde und Familien und auch ihr bisheriges Leben zurückgelassen haben.
Stattdessen versuchen sie, ein neues Leben aufzubauen. Vielen ist das bereits gelungen. 60 Prozent der Geflüchteten gehen einer Arbeit nach, berichtet Rolf Schneider, Geschäftsführer des Caritasverbands für die Region Eifel, der die Ausstellung mit Alexander Neubauer, zuständig für die Flüchtlingsarbeit der Caritas in Mechernich, eröffnete. Finanziert wurde das Projekt zu einem Großteil vom Katholischen Bildungswerk im Kreis Euskirchen.
Die Idee für das Projekt „32 Menschen – Eine Begegnung“ hatte der Fotograf Thomas Schönwälder. Die Zahl 32 hat keinen tiefer gehenden Sinn und war ein Zufallsprodukt. Vermittelt hat die Menschen die Caritas, aber auch Mohammed Isso, der selbst Geflüchteter ist. „Geboren wurde die Idee in Euskirchen“, sagte Carsten Düppengießer vom Caritasverband Euskirchen.
„Wir zeigen Menschen, keine geflüchteten Migranten“, erklärt Schönwälder das „politische Projekt, das mit Mitteln der Fotografie“ umgesetzt wird. Neben den Porträts, die meist einzelne Menschen, manchmal auch Paare zeigen und die im Studio entstanden sind, werden in weiteren Bildern die Lebensumstände der Porträtierten gezeigt: bei der Arbeit, in der Wohnung, in der Freizeit.
„Am meisten beeindruckt hat mich die Offenheit der Menschen, die wir porträtiert haben, welche Wärme sie ausstrahlen, obwohl sie so viel Leid erlebt haben. Das macht mich glücklich“, beschreibt es Schönwälder.
Für Mohammed Isso ist das Projekt aber auch dazu da, um zu zeigen, dass Geflüchtete Arbeit suchen, sich integrieren wollen. „Dazu brauchen wir aber andere Leute“, meint er. Die Lebenssituation der Menschen darzustellen – das ist der Sinn und Zweck dieser Ausstellung. „Wir sind geflüchtet, weil wir in unserer Heimat Probleme hatten, nicht des Geldes wegen“, beschreibt er es.
Bislang wurde die Ausstellung in Euskirchen gezeigt. Anfragen aus der Region, aber auch aus Bremen oder München gibt es. Für Thomas Schönwälder wäre es traumhaft, wenn aus „32 Menschen – Eine Begegnung“ eine Wanderausstellung werden könnte, die durch ganz Deutschland zieht. (ProfiPress)