

»Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern.« Der Satz des französischen Schriftstellers André Malraux beeindruckte sowohl den Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers, als auch Alexander Lenders, Repräsentant des Weiss-Verlags.
Für beide stand fest: Dieses Zitat passt sehr gut zum neuen Jahrbuch des Kreises Euskirchen, das im nach der Flut frisch sanierten Naturzentrum Eifel im Beisein von vielen Autoren vorgestellt wurde. Seit einiger Zeit sind die Kreisarchivarin Heike Pütz und ihr Redaktionsteam bemüht, das Kreis-Jahrbuch unter ein Schwerpunktthema zu stellen. Im Jahrbuch 2024 lautete dieses »Umweltschutz und Klimawandel«. Und so kam es, dass zum ersten Mal in der 70-jährigen Geschichte des Buches ein Wolf das Cover ziert. Grund: Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgerottete Tierart kehrt in die Eifel zurück.
»Kein Grund zur Panik«, meint der Förster Markus Wunsch in seinem Artikel über den Rückkehrer, »aber höchste Zeit, ihm seinen Lebensraum abseits menschlicher Siedlungen zuzuweisen.« Sein Beitrag gehört zu den insgesamt 17 Artikel, die sich mit dem Top-Thema beschäftigen - nicht nur zur Freude von Landrat Markus Ramers. »Mit dem Schwerpunktthema geben wir im Jahrbuch einen bunt gemischten Überblick«, sagte er und machte deutlich: »Unser Handeln ist immer auch ein Eingriff ins Ökosystem, mit mehr oder weniger großen Wirkungen auf Natur und Umwelt. Manches wird auch erst über Jahre deutlich.« Die Beiträge zeigten auch, wie früh schon Maßnahmen gegen die ersten Belastungen, etwa durch die Tuchindustrie in Euskirchen oder den Bleibergbau in Mechernich, ergriffen wurden.
Die Artikel des Schwerpunktthemas beschäftigen sich unter anderem mit Bienen, Schmetterlingen und vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten als Hauptdarsteller. Darüber hinaus geht es beispielsweise um Hochwasser an Erft, Urft und Olef, um wunderschöne Alleen im Kreisgebiet, um biologisch-dynamischen Landbau und um die Bleisande des Mechernicher Bergbaureviers.
Alexander Lenders freute die Entwicklung, die das Jahrbuch im Kreis Euskirchen nehme. »Früher gab es kaum Beiträge zu Themen wie etwa dem Umweltschutz. Es ist sehr gut, dass nun Historie, Gegenwart und Zukunft ganz im Sinne von André Malraux gemeinsam in den Fokus rücken«, outete er sich als großer Fan der Jahrbücher. Erst vor kurzem habe er sich mit Beiträgen über das jüdische Leben in der Eifel beschäftigt - »ein Thema, das momentan wieder sehr aktuell ist«, so Alexander Lenders. Tatsächlich findet sich auch im aktuellen Jahrbuch ein Beitrag über die „Gedanken jüdischer Flüchtlinge zur gegenwärtigen ‚Flüchtlingskrise‘“ von Hans-Dieter Arntz - neben weiteren spannenden Beiträgen der Lokalhistoriker. Dazu zählen etwa die Kriegserinnerungen des Wollseifeners Josef Zöll („Kurz vor Leningrad, da mussten wir zurück“; Autor: Andreas Züll) oder die einstige „Suche nach Steinkohle in Münstereifel“ von Norbert Liebing
Großen Raum nehmen zudem aktuelle Projekte im Kreis Euskirchen ein – etwa die Folgen und Auswirkungen der Flutkatastrophe von 2021. So wird ebenso über die 174 Notfallmeldestellen im Kreisgebiet berichtet wie über den ersten „Wiederaufbau-Botschafter“ Franz Schockert aus Gemünd. Neue Wege ging die Jahrbuch-Redaktion in der Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden. Statt wie bisher Chroniken zu veröffentlichen, stellt nun jede Kommune im Kreis ein »Herzensprojekt« vor - eine wirklich gelungene Neuerung.
Markus Ramers dankte nicht nur den Autoren, sondern auch dem Weiss-Verlag aus Monschau für die »wie immer vertrauensvolle Zusammenarbeit«. Trotz Kostensteigerungen sei es gelungen, das 240 Seiten umfassende Jahrbuch für 9,80 Euro anbieten zu können. Es ist ab sofort im örtlichen Buchhandel und an den bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Das Jahrbuch kann auch über die Zusteller des WochenSpiegel sowie über info@weiss-verlag.de bezogen werden. Der Landrat Markus Ramers: "Es ist sicher auch ein schönes Weihnachtsgeschenk ..."
Ausblick auf das Kreisjahrbuch 2025