

»Ich habe gemerkt, dass ich nur richtig glücklich bin, wenn ich schreiben kann. Es ist einfach eine Leidenschaft. Andere gehen ins Fitnessstudio, powern sich aus und sind froh – ich muss schreiben«, sagt Annika Schneider. Die 30-jährige Münstereifelerin hat mit »Multiversum« jetzt ihre erste Kurzgeschichtensammlung veröffentlicht. »Ich habe das Schreiben in der Pandemie wiederentdeckt – und nicht mehr aufgehört.«
Schon als Kind wollte sie Geschichten erfinden, schrieb kleine Theaterstücke oder Drehbücher. »Ich habe meine Klassenkameraden dann immer zum Mitspielen gezwungen«, erzählt Annika mit einem Schmunzeln. Als Teenager verlor sie das Schreiben aus den Augen – bis Corona kam. »Ich habe wieder viel gelesen – und prompt auch wieder geschrieben.« Ein dicker Romanversuch, hunderte Seiten, war das erste Ergebnis. Doch erst mit dem Fernlehrgang an der »Schule des Schreibens« wurde aus dem Hobby ein ernstes Projekt. »Da habe ich gemerkt, wie viel tatsächlich dahintersteckt.« Fünf Jahre und viele Kurzgeschichten später liegt nun ihr Band »Multiversum« vor. Auf ein bestimmtes Genre möchte sich die 30-Jährige nicht festlegen. »Mir wurde mal gesagt, dass es Low Fantasy ist – also historische Atmosphäre mit surrealen Elementen. Ein kleines bisschen Science-Fiction ist auch dabei. Und trotz tiefgründiger Themen müssen meine Geschichten immer einen gewissen Witz in sich tragen«, sagt die Autorin.
In jeder ihrer Geschichten wird eine große Frage gestellt: Was bedeutet Menschlichkeit? Haben wir freien Willen? Wer sind wir – und wohin gehen wir? »Meine Freundin sagt immer, jede Figur in dem Buch sucht etwas. Eine Sensation, wie der Zirkusdirektor in einem galaktischen Bahnhof. Oder die Gelegenheit eine letzte gute Tat zu vollbringen, wie der Geist auf seinem Weg ins Jenseits.«
Als Leser muss man sich auf Perspektivwechsel einlassen. Einmal erzählt sie aus Sicht einer Ameise, ein anderes Mal steht eine Frau auf einer Bühne – und begreift, dass die Welt, in der sie lebt, nur Teil eines größeren Uhrwerks ist. »Die gelbe Blume, die auch auf der Cover-Illustration zu sehen ist, kommt sogar in allen Geschichten in irgendeiner Form vor«, verrät die Autorin.
Beruflich ist Annika Schneider Friseurmeisterin – allerdings nur in Teilzeit. »Ich hatte teilweise sogar Schlafstörungen, weil ich keine Zeit zum Schreiben fand. Jetzt habe ich mein Arbeitspensum reduziert, damit das Schreiben mehr Raum bekommt.« Den Fernlehrgang an der Schule des Schreibens hat sie fast abgeschlossen. An ihrem Stil hat sie aber nicht nur per Fernlehrgang sondern auch hier vor Ort gefeilt – in Nettersheim, in der Schreibwerkstatt mit den Autoren Andreas Züll und Georg Miesen. »Eine der Geschichten im Buch ist sogar dort entstanden«, sagt Annika.
Und was ist ihr persönliches Patentrezept fürs Schreiben? »Langeweile zulassen. Keine Ablenkung, kein Handy. Dann entstehen bei mir die kreativen Momente.« Über einen Mangel daran kann sie nicht klagen. Ihr erster »ernst gemeinter« Roman ist in Arbeit. Rund 400 Seiten könnten es werden. Und auch der Drang, sich auszudrücken, lässt sie nicht los: »Ich liebe die deutsche Sprache. Es gibt so viele schöne Wörter. Und das Gefühl, wenn ein Satz richtig gut klingt, ist einfach unbeschreiblich«, schwärmt die 30-Jährige.
Veröffentlicht hat Annika Schneider »Multiversum« über die online Plattform story.one. Erhältlich ist das Buch zum Preis von 18 Euro über Thalia.de
ISBN: 978-3-7115-9142-5




