Wolfgang Andres

Sie arbeitet "im Auftrag der Liebe"

Noch kein Maiherz für die Liebste? Dann wird es jetzt langsam Zeit. Und wem die Fertigkeiten fehlen, das Herz selber zu basteln, kann sich beispielsweise an Christine Carstensen wenden, denn sie »arbeitet im Auftrag der Liebe«.

Es ist ein schöner Brauch im Rheinland, der Angebeteten zum 1. Mai ein Maiherz zu schenken, die sich dieses dann außen an ihr Fenster hängt, um aller Welt zu zeigen, dass ihr Liebster an sie gedacht hat. Daher fertigt Christine Carstensen seit mittlerweile fünf Jahren die Herzen aus wasserfestem Kreppband, damit sie das Herz nicht auch noch in Folie verpacken muss. Folie möge sie nicht, man stelle schließlich auch keine Blumen in der Folie auf den Tisch. Da ist sie ganz konsequent. Neun Farben stehen zur Auswahl, aus denen sie die Herzen bastelt. Grundlage ist ein Styroporherz, auf dass die Blumen gesteckt werden. Zwischen 50 und 120 Zentimeter sind die Liebesbeweise groß und kosten zwischen 35 und 90 Euro.

Zwischen Januar und Mai ist die Wohnung von Christine Carstensen in Kreppband getaucht. Überall stehen Kisten und Tüten mit den fertigen Rosen oder dem Kreppband. Sohn Max hilft ihr dabei. Denn zunächst muss das Kreppband gefünftelt, dann noch gedrittelt und schließlich gedreht werden, damit die Rosen entstehen. Insgesamt benötigt sie rund fünf Stunden für ein großes Herz, bis es fertig ist. In der Mitte sticht dann der erste Buchstabe der Liebsten hervor.

Ein wenig verfolgt sie dabei auch die Lebensgeschichte der Jugendlichen, denn einige bestellen jedes Jahr bei ihr ein Maiherz - allerdings mit wechselnden Initialen. Oder die Beziehung hat gehalten und es kommt eine Krone dazu, »die hat sich das Mädchen dann verdient«, meint Carstensen.

Die 15-, 16-Jährigen nehmen gerne die großen Herzen, so die Erfahrung der Euskirchenerin. »Dabei zähle doch die Geste«, meint sie. Ein Großteil der Kunden sind junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren, doch auch ältere Männer schenken ihrer Liebsten gerne noch ein Herz, »mein Vater ist auch dabei«, verrät sie. Mitunter sind es aber auch die Mütter und Großmütter, die für ihre Söhne und Enkel die Bestellung übernehmen und der Beziehung ihrer Jungs anscheinend ein wenig auf die Sprünge helfen wollen.

Neben den Herzen fertigt Carstensen auch andere Motive. ?Hello Kitty-Bilder' standen in den letzten Jahren hoch im Kurs, aber auch Eulen sind beliebt. Inzwischen verschenken übrigens nicht nur junge Männer Maiherzen. Sie habe auch schon Herzen mit der Inschrift »Mama« gefertigt.

»Ich mache Männer glücklich«, sagte Christine Carstensen und lacht verschmitzt. Die quirlige 37-Jährige liebt solche Wortspiele. Schließlich kommen die Männer zu ihr, holen die Maiherzen ab und gehen mit einem Lächeln wieder nach Hause.

www.maiherzen.eu


Meistgelesen