Frederik Scholl

Stadt Bad Münstereifel möchte elf Rückhaltebecken errichten

Bei Besuchen in mehreren von der Flutkatastrophe betroffenen Dörfern im Stadtgebiet Bad Münstereifel, machte sich Ministerin Ina Scharrenbach vergangene Woche ein Bild vom Fortschritt des Wiederaufbaus.

Auf dem neuen Kunstrasenplatz in Arloff startete die gemeinsame Tour  durch die Bad Münstereifeler Dörfer, zu der Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (3.v.li.) die NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (3.v.re.).

Auf dem neuen Kunstrasenplatz in Arloff startete die gemeinsame Tour durch die Bad Münstereifeler Dörfer, zu der Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (3.v.li.) die NRW-Ministerin Ina Scharrenbach (3.v.re.).

Bild: Scholl

Bad Münstereifel (FS). »Der Wiederaufbauplan allein für die städtische Infrastruktur in Bad Münstereifel liegt bei 175 Millionen Euro, hinzu kommen noch einmal rund 58 Millionen Euro Bewilligungen für Bürgerinnen und Bürger, deren Hab und Gut geschädigt wurde. Daran merkt man welche Dynamik das Wasser letztendlich mitgebracht hat«, sagte Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen. Was in Bad Münstereifel wirklich gut gelungen sei, sei, dass der Wiederaufbau der Kernstadt weitestgehend abgeschlossen ist. Daher liege der Fokus jetzt auf den weiteren Maßnahmen den Hochwasser- und Starkregenschutz betreffend, so die Ministerin. Mit Blick auf die Bilder der jüngsten Hochwasser- und Starkregen-Ereignisse in Österreich, der Schweiz, in Bayern und Baden-Württemberg, sagte die Ministerin. »Das macht etwas mit den Menschen hier. Jeder fühlt mit denen, die jetzt betroffen sind. Deswegen ist die Aufgabe, die wir hier gemeinsam zu stemmen haben im Zusammenhang mit Schutzmaßnahmen, so wesentlich«, betonte Scharrenbach. Das bisher Erreichte sei eine »riesen Leistung« aller Beteiligter.


In der Mehrzweckhalle in Arloff erläuterte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian anhand einiger Beispiele das breite Spektrum des Wiederaufbaus. So berichtete sie über den Wiederaufbau der drei befahrbaren Erftbrücken in Iversheim. Kürzlich erst wurde dort die komplett neu errichtete Brücke Euskirchener Straße freigegeben. Des Weiteren beschrieb Preiser-Marian die Erneuerung und die Erhöhung der Erftmauern in Arloff, die teilweise bereits abgeschlossen sind. Diese sollen zudem am Ortseingang verlängert werden, um ein Umströmen der Mauern bei Hochwasser zu minimieren.


Ebenfalls in Arloff wurde vor kurzem erst der wiederaufgebaute Kunstrasensportplatz mit einem Fest eröffnet. Ebenfalls mit Hilfe von Wiederaufbaumitteln wurden die zerstörten Sportplätze in Mutscheid sowie – in Initiative des heimischen Sportvereins – in Schönau erneuert. Mit der Restaurierung des Sportplatzes Bad Münstereifel steht noch ein der großen Maßnahmen im Wiederaufbau an.


Eine weitere Maßnahme, die Preiser-Marian vorstellte, war die Wiederherstellung eines langen Abschnitts des Dreisbachs in Schönau. Insgesamt gilt es für die Stadt, mehr als 300 Maßnahmen im Wiederaufbau abzuwickeln.
Da Mittlerweile fest stehe, dass die Kosten für den städtischen Wiederaufbau die 175,6 Mio. Euro überschreiten werden, hatte der Stadtrat im Frühjahr beschlossen, einen Änderungsantrag über weitere 37,5 Millionen Euro bei der Bezirksregierung einzureichen.


Nicht enthalten sind hier die Kosten für die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen der Stadt, da der Bezirksregierung laut eigenen Angaben die entsprechenden Entscheidungskriterien noch nicht vorliegen. »Die Stadt hat ein Fachbüro mit der Erstellung eines Hochwasserschutzkonzeptes beauftragt, das derzeit erarbeitet wird. Aus den ersten Erkenntnissen haben wir 15 Maßnahmen erstellt, die wir so oder ähnlich gerne umsetzen möchten. Das halten wir auch für dringend notwendig«, betonte Preiser-Marian: »Nach den ersten Berechnungen wird die Umsetzung aller Maßnahmen rund 25 Millionen Euro kosten. Alleine aus Mitteln des städtischen Haushalts ist das nicht zu stemmen. Hier benötigen wir dringend Unterstützung.«


Im Mittelpunkt der 15 Maßnahmen stehen über das Stadtgebiet verteilt neun Hochwasser- und zwei Regenrückhaltebecken mit einem Rückhaltevolumen von insgesamt bis zu 400.000 Kubikmetern. Bei einer Rundfahrt zeigte Preiser-Marian der Ministerin unter anderem die erwähnten Maßnahmen sowie auch das Kerbtal des Dreisbachs südlich von Schönau, in dem eines der Hochwasserrückhaltebecken entstehen soll.

Der Dreisbach hatte am 14./15. Juli 2021 in Schönau zu Überschwemmungen geführt. Das Becken soll bis zu 21.5000 m³ Wasser fassen, die geschätzten Kosten für den Bau liegen bei rund 1,35 Millionen Euro. Alle Retentionsbecken, die auf landwirtschaftlich genutzten Flächen geplant sind, werden nur bei extremen Starkregenereignissen benötigt und können ansonsten wie bisher bewirtschaftet werden. Erste informelle Gespräche mit Eigentümern verschiedener betroffener Flächen verliefen bislang durchweg positiv. Die städtischen Vorhaben ergänzen die Maßnahmen des Erftverbandes, der die Verbesserung des interkommunalen Hochwasserschutz begleitet: das seit 1976 betriebene Hochwasserrückhaltebecken Eicherscheid sowie das geplante Hochwasserrückhaltebecken Möschemer Mühle. Letzteres soll westlich des Gewerbegebiets am Eschweiler Bach entstehen.


Das mit einem Retentionsvolumen von bis zu 100.000 Kubikmetern und einem Investitionsvolumen von rund 3,1 Millionen Euro größte kommunale Hochwasserrückhaltebecken, das die Bürgermeisterin der Ministerin aus Zeitgründen nur in der anfänglichen Präsentation vorstellte, soll südwestlich von Gilsdorf am Eschweiler Bach entstehen. Ebenfalls in der Präsentation sprach die Bürgermeisterin über das geplante Regenrückhaltebecken bei Arloff, das bei Starkregen einen Zufluss in den Ort über die Holzgasse verhindern soll. Auch die Freilegung des verrohrten Mündungsbereichs des Holzbachs in die Erft sowie den Umbau des Erftprofils in Teilen Kirspenichs thematisierte sie.


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