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Tests an Schulen: Freiwillig oder Pflicht?

Corona-Schnelltests sind derzeit in aller Munde – besser gesagt im Nasen- oder Rachenraum. Auch in den Schulen wurde vor den Ferien getestet. Aber warum sind Schnelltests überhaupt das Mittel der Wahl?
In diesem Fall ist der Covid-19-Selbsttest für zu Hause negativ ausgefallen. Für den Besuch von bestimmten Geschäften und Einrichtungen ist jedoch derzeit im Kreis Euskirchen ein bestätigtes negatives Testergebnis, beispielsweise aus dem Testzentrum, nötig.  Foto: Scholl

In diesem Fall ist der Covid-19-Selbsttest für zu Hause negativ ausgefallen. Für den Besuch von bestimmten Geschäften und Einrichtungen ist jedoch derzeit im Kreis Euskirchen ein bestätigtes negatives Testergebnis, beispielsweise aus dem Testzentrum, nötig. Foto: Scholl

»Wir hatten zu 100 Prozent negative Testergebnisse«, sagt Michael Mombaur, Schulleiter des Gymnasiums Marienschule in Euskirchen. An der Schule wurden in den Klassen, die sich vor den Osterferien im Wechselunterricht befanden, Covid-19-Selbsttests durchgeführt, unmittelbar bei Unterrichtbeginn. »Rund 900 Schülerinnen und Schüler haben sich unter vorheriger Anleitung selbst getestet« sagt Mombaur. Das seien zwar nicht alle Schüler gewesen, jedoch mit 95 Prozent ein Großteil. »Der Test ist schließlich freiwillig«, betont der Schulleiter. »Wenn Sie mich fragen, bin ich persönlich allerdings dafür, die Test als Verpflichtung für die Teilnahme am Unterricht einzuführen«, erklärt Mombaur. Mit den ersten Testtagen ist er durchaus zufrieden. »Ich bin begeistert davon, wie sich das Kollegium bei der Durchführung eingebracht hat, und auch wie es seit Längerem selbst regelmäßige Tests über sich ergehen lässt«, sagt Michael Mombaur.
»Wünschenswert wäre allerdings, wenn wir etwas mehr Vorlauf vor den Testungen der Schülerinnen und Schüler gehabt hätten. Wir hätten die Menschen noch besser mitnehmen und anfängliche Ängste und Zweifel ausräumen können«, sagt der Schulleiter.  Nach dem Ende der Osterferien sollen die Tests fortgeführt werden.
Dass an der Marienschule getestet wird, sehen offenbar auch die meisten Schüler positiv. »Ich finde es gut, es schadet nicht wenn Schülerinnen und Schüler getestet werden, vor allem wenn sie sonst nicht die Möglichkeit  dazu haben«, sagt Schüler Luke Hauschke (17).
Ähnlicher Meinung ist auch Schülerin Franziska Bühl (17). »Ich finde die Tests sinnvoll. Man bekommt zusätzliche Sicherheit zu den Masken und fühlt sich danach einfach wohler.«. Den Test zu machen, dabei muss ein Wattestäbchen zwei Zentimeter in die Nasenlöcher geschoben werden, sei für Franziska »aushaltbar« gewesen. »Es war zwar nicht besonders angenehm, aber auch nicht schlimm«. Sie lobt besonders die Organisation der Tests durch die Lehrkräfte. Luke Hauschke wundert sich allerdings etwas über den Zeitpunkt der Tests. »Ziel der Tests war, dass es weniger Infektionen in den Osterferien gibt. Ich weiß nicht, ob man da unbedingt montags in der Woche vor den Ferien hätte testen sollen«.  
Offiziellen Charakter haben die Selbsttests übrigens nicht. »Bei einem positiven Selbsttest-Ergebnis  werde dem betreffenden  Schüler nahe gelegt, sich bis zur Bestätigung oder Entkräftung des Ergebnisses durch einen offiziellen PCR-Test in freiwillige Quarantäne zu begeben, bestätigt Schulleiter Mombaur. »Gesteuert werden die Tests über das Schulministerium«, sagt Ingo Pfennings, Bürgermeister der Schulstadt Schleiden, die bei diesem Thema außen vor sei.  Er sei der Meinung, dass das Schulministerium die Lage an den Schulen nach Ostern neu bewerten solle. Ingo Pfennings: »Ich denke, wenn wir die Infektionszahlen nicht in den Griff bekommen, sollte es besser nochmal einen Knallhart-Lockdown geben, bei dem das öffentliche Leben inklusive Schulen heruntergefahren werden muss. Wenn wir das Infektionsgeschehen in den Griff bekommen, dann halte ich  das Wechselmodell von Präsenz- und Distanzunterricht für einzelne Stufen für eine gute Lösung«.
Es komme derzeit auch vor, dass sich Eltern mit Beschwerden über die Testtrategie an den Schulen an ihn wenden würden. »Das schulische Konzept«, so der Bürgermeister, »kann ich aber nicht ändern. Das ist nicht meine Spielwiese, sondern die des Schulministeriums.«

Infektionsketten aufdecken

»In den Schulen sind die Tests sicherlich sinnvoll, wenn es darum geht Infektionsketten zu vermeiden oder aufzudecken«, betont Dr. Ulfert Schröder aus Bad Münstereifel, dessen Praxis eines der Schnelltest-Zentren im Kreis Euskirchen ist. Zwar böten die Tests den Schülerinnen und Schülern selbst eine gewisse Sicherheit. Vor allem aber dienten die Tests dem Schutz von Eltern und Lehrkräften. »Sicher gibt es unter den Schülern einzelne Fälle, die ebenfalls unter die Risikogruppen fallen. Aber in den Meisten positiven Fällen zeigen die jungen Menschen überhaupt keine Symptome, ansteckend sind sie dennoch. Bei Eltern, die beispielsweise zu Risikogruppen gehören, kann das bei Ansteckung zu schwereren Krankheitsverläufen führen«, erklärt Schröder.
Die Selbsttests für zu Hause sieht Dr. Schröder mit gemischten Gefühlen. »Wichtig ist in jedem Fall, dass die Tests absolut richtig angewandt werden, sonst kann die Fehlerquote recht hoch liegen. Für den Laien ist das nicht immer einfach«, erklärt der Mediziner. »Ist der Selbsttest positiv, sollte man jeden unnötigen Kontakt vermeiden und sich das Ergebnis nochmal durch ein Testzentrum bestätigen lassen. Das gilt allerdings nur, wenn man überhaupt keine Krankheitssymptome zeigt. Fühlt man sich krank, sollte man schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen«, sagt Schröder. In beiden Fällen werde ein positives Schnelltest-Ergebnis noch einmal durch einen PCR-Test verifiziert.

Notbremsen-Regelung / Das ist zu beachten:

Aufgrund der jüngsten Fassung der Corona-Schutzverordnung hat das NRW-Gesundheitsministerium die so genannte „Corona-Notbremse“ für Kreise und kreisfreie Städte angeordnet, die seit mindestens drei Tagen eine 7-Tage-Inzidenz über 100 haben.
Durch die Regelung soll eine komplette Schließung des Einzelhandels und anderer Einrichtungen verhindert werden
Geschäfte, Kosmetik-Studios, Tierparks, Bibliotheken usw. müssen also nicht schließen. Die Regelung des Landes NRW erlaubt dem Kreis Euskirchen eine Allgemeinverfügung zu erlassen, die auf einer Teststruktur basiert. Das heißt: Mit tagesaktuellem, negativem Schnelltest-Ergebnis darf der Einzelhandel, das Museum etc. besucht werden. Auch das Sporttreiben von max. 20 Kindern ist möglich. Selbststests, die zuhause durchgeführt werden, sind jedoch nicht zulässig, weil das Ergebnis offiziell bestätigt werden muss, beispielsweise durch ein Testzentrum.
Weitere Infos: www.corona.kreis-euskirchen.de


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