

Tiergeschrei und Blutgeruch machten das Wohnen um den Schlachthof - die Gegend wird als »Erftbleiche« tituliert - bis Ende 2016 nahezu unerträglich. Dann kaufte die Euskirchener Baugesellschaft (Eugebau) das 1903 erbaute Gebäude auf. »Die Nutzung des Schlachthofes als solcher gehörte von diesem Zeitpunkt der Geschichte an«, so Geschäftsführer Oliver Knuth. Und das wird auch so bleiben, denn im Rahmen des Projektes »Erftquartier« hat das Unternehmen andere Pläne - obwohl eine Betriebserlaubnis noch bestünde. Diese Pläne wurden kürzlich bei einem Besuch der NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung präsentiert. Auch wenn noch nicht ganz feststeht, wozu der Schlachthof umfunktioniert wird, soll dieser auf alle Fälle gewerblichen Zwecken dienen. »Ich bin gespannt, auf das Ergebnis und ich werde mich für die finanzielle Förderung einsetzen«, versprach die Ministerin. Darüber hinaus wurden im Erftquartier bisher drei von insgesamt zehn Grundstücken mit insgesamt 66 Wohnungen bebaut. Alle Gebäude werden mittels Geo- und Solarthermie mit Wärme versorgt. Zukünftig sollen im Quartier auch Menschen mit einer geistigen Behinderung passenden Wohnraum finden. Menschen mit Down-Syndrom, Autismus oder ähnlichen Handicaps sollen betreut und weitgehend selbstständig leben können. »Die Themen, die die politische Diskussion im Augenblick bewegen, nämlich öffentlich geförderter Wohnungsbau, Inklusion, Ökologie, Elektromobilität und Denkmalschutz finden in diesem Quartier praktische Anwendungen«, so Oliver Knuth. Die Erft soll angrenzend an die Bebauung im Jahr 2019 renaturiert werden. »Das Quartier wird durch diese kostenintensive Maßnahme ökologisch aufgewertet«, ergänzt Knuth. Nistkästen für die heimischen Singvögel sowie für Mauersegler wurden ebenfalls in die Fassaden integriert. Echte Pionierarbeit ist bei dieser Quartiersentwicklung jedoch die Umsetzung eines eCarSharing-Modells. Den Bewohnern des Quartiers werden zwei elektrisch angetriebene Quartiersautos inklusive der nötigen Ladeinfrastruktur zur Verfügung gestellt. Zeitkapsel zur Eröffnung des Erftquartiers gestartet Als Startschuss für das Erftquartier hat die Eugebau beim Termin mit der Ministerin eine Zeitkapsel mit Bildern, Briefen, Zeitungen und vielem mehr gestartet. Die meisten der verantwortlichen Personen, die das Projekt initiiert und genehmigt haben, werden die Öffnung der Zeitkapsel in 50 Jahren zwar nicht mehr erleben, doch sie hoffen, dass sich das Erftquartier zur Top-Wohngegend entwickelt hat und keiner mehr von einem Brennpunkt spricht.




