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Von Flucht und Neubeginn

Um Vorurteile gegenüber geflüchteten Menschen abzubauen, hat der Verein Wirkstatt die Projektreihe »Refugee Talk« ins Leben gerufen. Daraus entstanden ist jetzt eine Broschüre, in der fünf junge Männer verschiedenster Herkunft die bewegende Geschichte ihrer Flucht und ihrer Ankunft in Deutschland erzählen.
Tanja Rieger, Projektleiterin des Refugee Talks beim Verein Wirkstatt und Veronika Neumann, Geschäftsführerin des Vereins, präsentieren die neu erschienene Broschüre. Foto: Scholl

Tanja Rieger, Projektleiterin des Refugee Talks beim Verein Wirkstatt und Veronika Neumann, Geschäftsführerin des Vereins, präsentieren die neu erschienene Broschüre. Foto: Scholl

»Geflüchtete Menschen sind in unserer Gesellschaft nach wie vor zahlreichen Vorurteilen ausgesetzt. Insbesondere jungen, männlichen Geflüchteten wird oft vorgeworfen, sie seien kriminell, frauenfeindlich und faul«, erklärt Tanja Rieger, Projektleiterin des Refugee-Talks (Gesprächsrunde mit Geflüchteten) des Vereins Wirkstatt. Häufig  verstellten diese negativen Bilder geflüchteter, junger Männer den Blick auf die Wirklichkeit. »Diese Vorurteile halten sich meist dort besonders hartnäckig, wo Einheimische wenig, oder keinen Kontakt zu Geflüchteten haben«, sagt Rieger.
Dem entgegenwirken soll das Projekt Refugee Talk, welches auf zwei Säulen steht. Zum einen wurden durch den Verein Gesprächs- und Diskussionsrunden angeboten, bei denen Einheimische und Geflüchtete ins Gespräch kamen. In Vorträgen wurden die Herkunftsländer Geflüchteter im Kreis Euskirchen und die Lebensrealität der Zivilbevölkerung sowie kulturelle, religiöse und politische Hintergründe thematisiert. »Einheimische und Geflüchtete begegneten sich dabei immer auf Augenhöhe«, sagt Tanja Rieger.
Die zweite Säule der Refugee-Talks bestand auf Einzelgesprächen, die die Projektleiterin mit jungen geflüchteten Menschen führte. »Viele dieser Menschen sind traumatisiert und wollen gar nicht über ihre Flucht reden, sondern versuchen es zu verdrängen«, sagt Veronika Neumann, Geschäftsführerin und Mitbegründerin von Wirkstatt e.V..  Tajnabi aus Pakistan, Karim aus Afghanistan, Sabri aus dem Irak, Abdirahman aus Somalia und Abdul aus Syrien haben sich hingegen den Fragen von Tanja Rieger gestellt und auf bewegende Art und Weise von ihrer oft dramatischen Flucht aber auch von Hürden, die sie hier in Deutschland überwinden mussten, berichtet. »Sie erzählen jedoch auch davon, was sie hier bereits erreicht haben«, sagt.

»Die schlimmsten Erfahrungen gemacht«

Einer dieser Männer ist der 30-jährige, aus Somalia stammende Abdirahman. Im Bürgerkrieg habe die Al-Schabaab-Miliz seinen Vater und drei seiner Brüder ermordet. Er selbst trägt Spuren von Folter und Misshandlungen. »Diese Menschen haben teilweise die schlimmsten Erfahrungen gemacht«, berichtet Tanja Rieger. auf seiner Flucht seien Abdirahman und seine Frau zudem von Schleusern vergiftet worden, die das knappe Trinkwasser mit Benzin streckten und den Flüchtenden verabreichten. »Das ist aber nur eine der bewegenden Geschichten, die in der Broschüre enthalten sind«, sagt Rieger. »Durch die Geschichten möchten wir sensiblisieren, Vorurteile abbauen und den Einheimischen vermitteln, warum diese Menschen fliehen mussten«, erklärt Veronika Neumann.

Broschüre zum Refugee Talk

Die Broschüre »Refugee Talk« wird kreisweit an öffentliche Institutionen und kommunale Einrichtungen ausgegeben. Zudem kann die Broschüre  beim Verein Wirkstatt e.V. unter Tel.: 02251/5066315 oder per Mail an wirkstatt@gmx.de angefordert werden.


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