Frederik Scholl

Wenn Soldatengräber erzählen:  Projekt "Lebendiger Friedhof" wächst

Euskirchen. Im Rahmen des Projektes »Lebendiger Friedhof« werden auf dem Euskirchener Friedhof an weiteren neun Stationen Grabstätten mit scanbaren QR-Codes versehen. Der neue Abschnitt des Projektes steht unter dem Titel »80 Jahre nach Kriegsende – Ehrengräber und Vergangenheitsspuren auf dem Friedhof Euskirchen«.

Bereits im vergangenen Jahr wurde der erste Teil des »Lebendigen Friedhofs« an 16 Grabstätten der Euskirchener Tuchmacherfamilien mit QR-Codes ausgestattet und den Besuchern des Friedhofs an der Frauenberger Straße zugänglich gemacht.

»Seit einem Jahr sind wir nun dabei, Informationen und Materialien zusammenzutragen«, erklärt Diakon Jens Schramm von der evangelischen Gemeinde Euskirchen, »denn wir möchten die Spuren der Vergangenheit so lebendig wie möglich erscheinen lassen.« Dazu wurde in den Archiven der Stadt und des Kreises geforscht, es gab einen Aufruf in den Zeitungen und viele Gespräche, die stattfanden. »So ist auch eine kleine Ausstellung mit zusätzlichen Informationen und Bildmaterial in der alten Trauerhalle auf dem Friedhof entstanden«, ergänzt Diakon Werner Jacobs von der katholischen Gemeinde. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Café Paradies am ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 16.30 Uhr zugänglich. Gemeinsam mit einem kleinen Team hatten beide Diakone vor drei Jahren das ökumenische Projekt »Lebendiger Friedhof« ins Leben gerufen.

QR-Codes lassen Grabsteine sprechen

Mit den QR-Codes werden die Grabstätten zu »sprechenden Steinen«, die Interessierte einladen, mit dem Smartphone kurze Informationen mittels gesprochener Texte zu hören. So können zum Beispiel über den Ehrenfriedhof, den Gedenkstätten polnischer und russischer Opfer, dem Grabfeld unbekannter Kriegstoter oder auch Einzelschicksale wie dem ehemaligen Euskirchener Bürgermeister Gottfried Disse, Kaplan Theodor Kellermann und weiterer Kriegsopfer Informationen abgerufen werden. Vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens sei das Thema hochaktuell, betont Diakon Jens Schramm im Gespräch mit dem WochenSpiegel.

Neuer Abschnitt wird am Sonntag eröffnet

An der Eröffnung des neuen Abschnitts des »lebendigen Friedhofs«, am Sonntag, 2. November um 11 Uhr werden Vertreter aus Politik und Kirche sowie Bürgermeister Sacha Reichelt teilnehmen. Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde begleitet die Veranstaltung musikalisch. Gegen 11.30 Uhr wird Kurt Lingscheidt eine kostenlose öffentliche Führung zu den 9 Stationen über den Friedhof anbieten.


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