»Wir erinnern, um nicht zu vergessen«
Mayen. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 der BBS durften ein besonderes Projekt gestalten: die vierte Stolpersteinverlegung in Mayen. Wochen- und monatelang wurde im Unterricht intensiv die Geschichte der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger s behandelt, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Nun konnten die Ergebnisse der Arbeit in einem würdevollen Rahmen mit der Öffentlichkeit geteilt werden.
Der Tag begann um 9 Uhr im Foyer der Schule. Schulleiterin Alexandra Birk-Märker begrüßte Mitschülerinnen und Mitschüler, Lehrkräfte, Gäste und Vertreter der Stadt. Danach richtete Oberbürgermeister Dirk Meid persönliche Worte an die Anwesenden und betonte, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die NS-Zeit lebendig zu halten. Gerade in einer Zeit, in der die Stimmen der Zeitzeugen immer leiser werden, liegt die Verantwortung des Erinnerns bei den jüngeren Menschen.
Ein besonderer Höhepunkt war die Ansprache von Gunter Demnig, dem Künstler und Gründer der Stolpersteinstiftung. Er war extra nach Mayen gekommen, um die Steine selbst zu verlegen. In seiner Rede erklärte er, warum er sich für diese Kunstform entschieden hat: Wer die Inschriften lesen will, muss sich verbeugen – und wer sich verbeugt, erweist Respekt und Ehre. Seine Worte machten deutlich, dass es nicht nur um Steine im Boden geht, sondern um Menschen und Schicksale, die nicht vergessen werden dürfen.
Den Abschluss der Feierlichkeiten im Foyer gestalteten die Mitschülerinnen Nuria Schmitt und Marie Martini. In ihrer Rede erinnerten sie daran, dass die Opfer des Nationalsozialismus nicht bloße Zahlen sind, sondern Menschen mit Träumen, Hoffnungen und Familien. Sie appellierten eindringlich daran, das Leid nicht zu vergessen und Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft zu übernehmen.
Im Anschluss wurden an insgesamt vier Stationen 13 neue Stolpersteine verlegt – im Entenpfuhl 36, im Hombrich 7, am Marktplatz 29 und in der Kelberger Straße 32. Vor jedem Stein trug die Gruppe die Biografie der jeweiligen Person vor. Diese Biografien wurden im Unterricht erarbeitet.
Die Schülerinnen Jule Rüth und Lynn Schäfer äußern sich stellvertretend für ihre Mitschüler: "Die Zeit der Vorbereitung für die Verlegung der Stolpersteine war intensiv und bewegend. Viele Stunden verbrachten wir im Mayener Stadtarchiv, analysierten alte Dokumente und Akten und suchten nach Spuren der Menschen, die einst Teil dieser Stadt waren. Es war nicht leicht, das ganze Ausmaß der Verfolgung nachzuvollziehen. Doch je mehr wir über die Einzelschicksale erfuhren, desto deutlicher wurde uns, wie wichtig es ist, die Geschichten dieser Menschen zu erzählen."
Jeder Stolperstein stehe für einen Menschen, der vertrieben, deportiert oder ermordet wurde. Sie erinnern daran, dass es sich bei den Taten der NS-Zeit nicht um abstrakte Ereignisse handelt, sondern um Verbrechen, die mitten unter uns geschehen sind – auch hier in Mayen.
"Mit der vierten Stolpersteinverlegung haben wir nicht nur an die Vergangenheit erinnert, sondern auch ein Zeichen für die Zukunft gesetzt. Erinnerungskultur bedeutet Verantwortung: Verantwortung dafür, dass Ausgrenzung, Hass und Antisemitismus nie wieder einen Platz in unserer Gesellschaft finden.
Für uns als Schülerinnen und Schüler war es eine prägende Erfahrung. Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen – und wie sehr uns das Gedenken auch heute noch betrifft. Wir sind dankbar, dass wir einen Teil dazu beitragen durften, die Erinnerung an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger wachzuhalten."
Sie hoffen, dass dieses wichtige Projekt ein fester Bestandteil der Schule und der Stadt Mayen bleibt.