Andrea Fischer

Auf den Spuren jüdischen Lebens

Schweich. Gemeinsam mit vielen weiteren Kooperationspartnern hat die AG Gedenken Schweich ihr Programm für das Frühjahr 2024 veröffentlicht.

In den kommenden Wochen finden verschiedene Veranstaltungen rund um das Thema "Jüdisches Leben" statt. Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen möchte die AG Gedenken Räume schaffen, in denen Begegnungen und ein Dialog auch mit anderen Religionen und Kulturen möglich werden, um so generationenübergreifende Erinnerungs- und Lernorte zu öffnen - damit es auch künftig heißt: #niewieder.

Den Auftakt bildet am Donnerstag, 25. April der Vortrag "Steine über dem Fluss - Jüdische Friedhöfe an der Mosel". Die Mosel fließt von den Vogesen über Frankreich, Luxemburg und Deutschland nach Koblenz. Dieser geografische Raum hat als gemeinsames Erbe u. a. die jüdische Kultur. Wenn es auch viele jüdische Gemeinden an der Mosel aufgrund des nationalsozialistischen Terrors nicht mehr gibt, so existieren doch noch viele jüdische Friedhöfe. PD Dr. Uwe Bauer wird im Rahmen seines Vortrags das im September 2023 erschiene Buch "Steine über dem Fluss. Jüdische Friedhöfe an der Mosel von Remiremont bis Koblenz" vorstellen und dabei einen Schwerpunkt auf die lokalen jüdischen Friedhöfe legen. Beginn ist um 18 Uhr in der Begegnungsstätte (Pfarrhaus) in Leiwen. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine vorherige Anmeldung nicht nötig.

Am Samstag, 27. April, folgt der Vortrag "Der Holocaust fand nicht nur in Auschwitz statt". Roland Vossebrecker vom Bildungswerk Stanislaw Hantz zeigt in seinem Vortrag auf, dass Auschwitz-Birkenau mit seinen vier Krematorien und Gaskammern "nur" die monströse Spitze eines Eisbergs der jahrelangen Entwicklung des industriellen Mordens war. Orte wie Babi Yar, Che?mno oder Be?zec und die damit verbundenen Ereignisse sind bis heute weitgehend unbekannt geblieben, obwohl die nationalsozialistischen Massenmorde an diesen Orten weit mehr Opfer gefordert haben als Auschwitz. Beginn des Vortrags ist um 18 Uhr in der ehemaligen Schweicher Synagoge. Auch hier ist die Teilnahme ist kostenfrei. Mit Klezmer-Musik geht es musikalisch weiter:

Am 24. Mai findet in der ehemaligen Synagoge Schweich ein Konzert mit dem berühmten Klarinetten-Duo der Zwillinge Gurfinkel aus Israel statt. Die Pianistin Elisaveta Blumina ist ihre Partnerin in den klassischen Werken des ersten Teils. Das "Pathetische Trio" des russischen Romantikers Michail Glinka haben die Drei für ihre Besetzung arrangiert. In "Navarra" vom Spanier Sarasate und im Rondo capriccioso von Camille Saint-Saëns machen die beiden jungen Klarinettisten den Geigenvirtuosen Konkurrenz. Nach der Pause gehen sie zu fetzigen Klezmer-Klängen über: im "Klezmer Trio" des US-Komponisten Paul Schoenfeld und in einer Blütenlese aus dem Album "Travelling to Klezmer" von Yuri Povolotsky. Auch Melodien aus Bizets Oper "Carmen" sind in einer jazzigen Klezmer-Fassung zu hören. Beginn ist um 19 Uhr, Tickets sind u.a. bei der Tourist-Info Römische Weinstraße (06502 / 93380) sowie online unter www.villamusica.de erhältlich.

Schließlich besteht am Sonntag, 9. Juni die Möglichkeit, mit Peter Szemere (Jüdische Kultusgemeinde Trier) die Trierer Synagoge und den jüdischen Friedhof in der Weidegasse zu besichtigen und so Geschichte und Gegenwart der Jüdischen Gemeinde in Trier kennenzulernen (Teilnahmebeitrag 6 Euro, Anmeldung bei der VHS Schweich (06502 2332 oder schweich@kvhs.trier-saarburg.de).

Darüber hinaus können Interessierte jederzeit eine Führung durch die ehemalige Synagoge und über den jüdischen Friedhof Schweich anfragen. Weiterführenden Informationen zu den Veranstaltungen finden sich unter www.juedisches-leben-vgschweich.de/aktuelles. Kontakt bei Rückfragen: Pastoralreferentin Judith Schwickerath (0151 11 12 44 13 oder judith.schwickerath@bistum-trier.de).

Die AG Gedenken

Seit dem Jahr 2010 gibt es im Raum der heutigen Verbandsgemeinde Schweich das Programm "Jüdisches Leben in und um Schweich" in Trägerschaft des Pastoralen Raums Schweich. In der AG Gedenken haben sich Vertreter*innen des Pastoralen Raums Schweich, der jüdischen Kultusgemeinde Trier, des Emil-Frank-Instituts (Wittlich), der Stadt Schweich, der VHS Schweich, des Vereins Kultur in Schweich e.V., der KEB Trier sowie interessierte Einzelpersonen zusammengeschlossen. Ihre Arbeit verfolgt zwei Zielrichtungen: Zum einen will sie den Opfern des Nationalsozialismus, insbesondere den jüdischen Opfern, ein Gesicht geben und einen Ort im Bewusstsein der Menschen, die heute in der Verbandsgemeinde Schweich leben. Zum anderen will sie einen Beitrag leisten zu einer menschengerechten und menschenwürdigen Gestaltung des Zusammenlebens der verschiedenen Gruppen unserer Gesellschaft jenseits von Diskriminierung und allen Formen der Menschenverachtung, damit es auch künftig heißt: Nie wieder! Weiterführende Informationen unter https://juedisches-leben-vgschweich.de/


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