Andrea Fischer

Update: Das in Neuhütten gesichtete Tier ist Wolf

Neuhütten (fis). Nun liegt auch das offizielle Ergebnis aus Trippstadt vor: Die Aufnahme der Wildkamera zeigt einen Wolf.
Die Aufnahme einer Wildtierkamera am Fuße der Skibahn am Dollberg.

Die Aufnahme einer Wildtierkamera am Fuße der Skibahn am Dollberg.

Bild: Privat

144 Jahre ist es nun her, dass der Deuselbacher Revierförster Teusch den letzten Wolf auf dem Erbeskopf erlegte. Dann war es lange still um Isegrim. Nun scheint er sich wieder heimisch zu fühlen in den Wäldern des Hochwaldes. "Aufgrund von explodierenden Fake-News unter anderem auf einer saarländischen Spotted-Seite hier bei Facebook haben wir uns nach Absprache mit dem Großkarnivoren-Beauftragten des Landes Rheinland-Pfalz (Wilhelm Zimmermann) dazu entschlossen, folgendes klarzustellen: In der letzten Nacht ist auf der Gemarkung Neuhütten - genauer: auf der Skibahn in Neuhütten - gegen 3 Uhr ein Wolf von einer Wildkamera des hiesigen Jagdpächters mehrfach fotografiert worden. Die Bilder gelten als verifiziert." so heißt es in einem Facebook-Post der Ortsgemeinde Neuhütten. Und die Aufnahmen, die in der Nacht vom 1. auf den 2. November entstanden sind, zeigen ziemlich eindeutig einen Wolf.  Das Bild wurde inzwischen auch als Nachweis (Kategorie C1) bewertet und ist in der Liste mit den Wolfsnachweisen in RLP auf der KLUWO-Homepage aufgenommen worden und ist hier nachzulesen: https://tinyurl.com/55p8c2h9.

Es gibt sechs bis sieben Hinweise auf Wölfe

Zimmermann berichtet von sechs bis sieben Losungsnachweisen. Eine Wildtierkamera, die am Fuße der Skibahn am Dollberg installiert ist, hat den Wolf nun deutlich erkennbar aufgenommen. Sowohl der Jagdpächter Peter Koltes als auch der Großkarnivoren-Beauftragten des Landes Rheinland-Pfalz, Wilhelm Zimmermann, sind sich sicher, dass sich zumindest um einen Wolf handelt, der am Rande des Ortes herumstreift.

Ebenso wie in der Nähe des Saarlandes wurden in diesem Jahr im Kreis Birkenfeld und bei Kaiserlautern Wölfe gesichtet. Zudem gab es Nachweise für einen Wolf in Luxemburg und im Nationalpark Hunsrück-Hochwald.

Angriff auf Schafe: Zwei tote Tiere, acht wurden verletzt

Und vor nicht einmal einer Woche wurden zwei Schafe in der Nähe von Thalfang gerissen. Acht weitere Tiere wurden verletzt. Ob es sich dabei um einen Wolfsangriff handelt, wird derzeit geklärt.

Tierhalter in großer Sorge

Gemäß Wolfsmanagement-Plan des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz gibt es Entschädigungen für gerissene Weidetiere. Aber das tröstet die ortsansässigen Tierhalter in keiner Weise. Sie sind in großer Sorge um ihre Tiere. "Das ist ja nicht einmal zwei Kilometer von unserer Kuhweide entfernt. Ich mache mir große Sorgen, wenn die nachts kalben. Die Kühe gehen immer ein wenig weg von der Herde, wenn sie ihre Kälber gebären. In dieser Situation wären sie dem Wolf völlig hilflos ausgesetzt", sagt Alisha-Naima Fischer vom Palmatius-Hof in Züsch. Ihre Pferde lässt sie schon lange nachts nichts mehr auf der Weide. Zu groß ist die Sorge vor Wolfsangriffen.

Herdenschutz birgt immense Kosten für Tierhalter

Auch in Sorge ist Virginia Weicherding aus Neuhütten: "Mir bereitet dieses Thema höllische Bauchschmerzen, und ich habe große Angst davor", sagt sie. "Ich mache mir riesige Sorgen um das Wohl und die Sicherheit meiner Tiere. Was, wenn ich morgens runter zum Stall gehe und finde dort eines meiner Pferde von Wölfen gerissen und zerfleischt? Ein Anblick, den ich mir gerne ersparen würde, aber vielmehr ein Schicksal, welches ich keinem meiner Pferde wünsche!" Ihrer Meinung nach werden sich die Wölfe ganz schnell an die Anwesenheit des Menschen gewöhnen. So wie viele Tierhalter stellt auch sie sich die Frage, was dann ist. "Aktuell beherbergen unsere Wälder mehr als genug Wildtiere, daher findet der Wolf noch genügend zu fressen. Aber je nachdem, wie viele Rudel sich hier ansiedeln werden, kann sich das Futterangebot rapide ändern. Was dann? Ab und an hört man bereits immer mal wieder, dass der Wolf Nutztiere reißt. Dieses Problem wird ja nicht weniger. Und auch, wenn es Herdenschutzhunde, Wolfsschutzzäune etc. gibt. All das ist für die Landwirte und Hobbyhalter mit unglaublich hohen Kosten verbunden. Zudem muss ein Herdenschutzhund auch erstmal ausgebildet werden, denn er kommt nicht einfach auf die Welt und weiß, was seine Aufgabe ist. Und auch diese ausgebildeten Hunde kosten mehrere Tausend Euro. Gibt es denn genügend, wenn sich jetzt alle Tierhalter Herdenschutzhunde anschaffen würden, um ihr Vieh zu verteidigen?" Virginia Weicherding und ihr Lebensgefährte haben vor einigen Jahren für ihre vier Pferden einen kleinen Offenstall errichtet, weil sie die Pferde nicht in Boxen einpferchen wollten. Nun komme eventuell ein aufwendiger Umbau hinzu, damit der Stall nachts wieder komplett verschlossen werden könne. Dadurch ergäben sich zwangsläufig weitere Kosten. "Man hatte bereits vor über 140 Jahren versucht, friedlich mit dem Wolf gemeinsam zu leben, was letztendlich leider nicht funktioniert hat. Ich stelle mir an dieser Stelle wirklich die Frage, weshalb die Menschen ein solches Risiko erneut eingehen? Wie viele Nutz- und Hobbytiere wird es das Leben kosten? Muss wirklich erst ein Mensch oder gar ein Kind verletzt oder im schlimmsten Falle getötet werden, damit umgedacht wird?", bringt die junge Frau aus Neuhütten ihre Ängste und Befürchtungen auf den Punkt.

Wolfsmanagement "eine Katastrophe"

"Das Wolfsmanagement in unserem Land ist ganz klar gesagt eine Katastophe", findet der Freisener Landwirt Leif Ringeisen. Die Landwirte und Tierhalter würden nicht über Wölfe informiert, was in den Augen des Landwirts grundlegend falsch sei. Dass der Wolf sich wieder ansiedele, sei unvermeidbar, so Ringeisen, allerdings müsse man davon ausgehen, dass es mittlerweile so viele Wölfe in Deutschland gibt, dass die Population einfach zu hoch sei. "Wenn man die aktuelle Berichterstattung verfolgt, dann kann man von einer starken Hybridisierung mit Haushunden ausgehen", so Ringeisen. Diese Tiere sollten nach Meinung des Tierhalters direkt "entnommen" werden, denn das habe mit dem Wolf nichts zu tun. Im Raum Birkenfeld, Hunsrück Hochwald häuften sich die Meldungen von Rissen und Übergriffe. Er wundert sich darüber, dass gerade in letzter Zeit so viele Sichtungen stattfinden. Zur Entschädigung durch das Land bei Rissen von Tieren hat Ringeisen auch eine klare Meinung: "Es kann nicht sein, dass Tierhalter Zäune bauen müssen wie im Wildpark, um entschädigt zu werden. Elektrozäune nützen bei einem Wolfsangriff nichts. Der springt ohne Probleme über die inzwischen so angepriesenen Zäune von 1,60 Meter drüber. Das Tier muss dann vollständig entschädigt werden, nicht nur 50, 60 oder wenn es hoch kommt, 100 Euro."

In Rheinland-Pfalz werden die Vorkommen und die Ausbreitung von Luchs und Wolf vom Koordinationszentrum Luchs und Wolf (Kluwo) in Trippstadt überwacht. Hinweise wie Sichtungen und Meldungen von gerissenen Nutz- und Wildtieren sowie Fotos werden dort gesammelt und ausgewertet. Diese Daten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse bilden die Basis für ein Wildtiermanagement. Unterstützt werden die Kluwo-Mitarbeiter von Fachleuten von Landesforsten und ein Netzwerk regional zuständiger Großkarnivoren-Beauftragter. Für Nutztiere, die nachweislich von einem Luchs oder Wolf getötet wurden, sind in Rheinland-Pfalz Ausgleichszahlungen möglich. Kontakt: Telefon 06131/884268


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