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Lydia Schumacher

AfD soll nicht in Dauns »gute Stube«

Hundert Menschen sollen sich für den Vortrag einer prominenten AfD-Politikerin angemeldet haben. Seit Wochen laufen Bürger gegen die Veranstaltung Sturm.
»Das sind alles Mails, die wir zu der AfD-Veranstaltung bekommen haben«, sagt Friedhelm Marder, Stadtbürgermeister in Daun, vor dem Forum.

»Das sind alles Mails, die wir zu der AfD-Veranstaltung bekommen haben«, sagt Friedhelm Marder, Stadtbürgermeister in Daun, vor dem Forum.

Bild: Räthlein

Von Lydia Schumacher

Daun. In den vergangenen Wochen haben die Mitarbeiter der Kur- und Freizeitbetriebe in Daun, wozu auch das Dauner Forum gehört, eine Menge Post, E-Mails und Anrufe aufgebrachter Bürger aus der Region bekommen. Grund: Die Menschen wollten gerne wissen, wie es sein könne, dass man Beatrix von Storch die »gute Stube« der Stadt überlasse. Es handele sich um die Vertreterin einer Partei, die nicht ohne Grund vom Verfassungsschutz beobachtet werde, so hieß es beispielsweise in einigen Mails. »Einige der Anrufer, waren richtig aufgebracht«, berichtet Friedhelm Marder, Bürgermeister der Stadt Daun.

Tatsächlich hatte der Kreisverband Vulkaneifel der Partei »Alternative für Deutschland« (AfD) das Dauner Forum für Freitag, 25. August, angefragt. Um 19 Uhr werde Beatrix von Storch dort einen Vortrag halten, hieß es.

Marder sagt, ihm als Vermieter seien in solchen Fällen »die Hände gebunden«. Solange die Partei auf Bundesebene nicht verboten werde, könne er vor Ort nichts unternehmen. Das habe er mit dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde und den Juristen im Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz intensiv durchgesprochen.

In der Satzung stehe schließlich, dass das Forum auch politischen Parteien zur Verfügung stehe. »Wenn ich behauptet hätte, das Forum wäre für den Tag bereits angefragt gewesen, dann hätten die von der AfD das überprüft und mich als Ehremamtler womöglich mit Regressforderungen überzogen.« Und es seien auch bereits Fälle bekannt geworden, in denen über Strohmänner solche Hallen angemietet wurden. Für den Unmut, den solche Veranstaltungen in weiten Teilen der Bevölkerung auslösen, habe er volles Verständnis, so Marder.

Losgetreten hat die Welle der Kritik wohl Ingrid Wesseler aus Daun, die aufgrund ihres Engagemts sehr gut vernetzt ist. Sie hatte auf ihrem Facebook-Account den Termin öffentlich gemacht: »Ich habe ein Foto des Großvaters von Frau von Storch veröffentlicht. Darauf sitzt er neben Göbbels und zeigt den Hitlergruß. Und dann habe ich habe darauf hingewiesen, dass sie in Kürze im Forum Daun ihre menschenverachtenden Thesen ungehindert ins Mikro plärren darf«, so Wesseler im Gespräch mit dem WochenSpiegel.

Sie fürchte um unsere Demokratie, wenn »diese Partei je ans Ruder kommen wird.« Aus ihrer Sicht sollte die Satzung für »Dauns gute Stube« angepasst werden: »Da sollte drin stehen, dass die Beobachtung durch den Verfassungsschutz ein Ausschlusskriterium für jeden politischen Veranstalter ist«, so Wesseler.

Und was sagt der AfD-Kreisverband Vulkaneifel dazu, dass es bereits im Vorfeld der Veranstaltung so viel Unmut gibt? »Solche Methoden werden nahezu vom gesamten Spektrum unserer politischen Gegner befeuert. Sie sind Ausdruck eines totalitären faschistoiden Denkens und erinnern an dunkelste Zeiten der Geschichte«, antwortet die Kreisvorsitzende, Beate Härig-Dickersbach, auf Anfrage des WochenSpiegels.

Eine Woche vor der Veranstaltung wurde eine Gegen-Demonstration vor dem Forum angemeldet. Mehrere Parteien, Gruppierungen und Einzelpersonen wollen mitmachen. So auch eine Grupppe Jugendlicher, die bereits zwei Mal in diesem Jahr bei ähnlichen Veranstaltungen der AfD im Forum Daun selbst eine Gegendemonstration angemeldet hatten. Zu ihnen gehört auch Ben Görgen, Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Warum ihm das wichtig ist? »Ich finde es erschreckend, dass 20 Prozent diese Partei wählen wollen. Das wirkt so, als würden die Menschen die Gefahr, die von der AfD ausgeht, nicht erkennen.« Es sei eine Sammelstelle für rechtes Gedankengut. Wenn diese in der eigenen Stadt auftrete, müsse man dringend ein Zeichen dagegen setzen.


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