Lydia Schumacher

Schülern des GSG gelang Ballonflug ins All

Ein Start in Richtung All kann scheitern. Wichtig ist nur, dann nicht aufzugeben. So ist es der Klasse 9b gelungen, eine Stratosphärensonde mehr als 40 Kilometer hoch ins All zu schicken.

Daun. Für die Klasse 9b des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) traf Wissenschaft auf Abenteuer: Ziel des Physik- und Chemieunterrichts waren der Bau und der Start einer eigenen Stratosphärensonde, ausgestattet mit Kamera und Messgeräten, die die geheimnisvollen Schichten unserer Atmosphäre erkunden sollte. Diese Sonde sollte mit einem Wetterballon bis in die Stratosphäre aufsteigen – also etwa 36 Kilometer über der Erde.

Wochenlang hatte die Klasse geforscht, gebastelt und gerechnet: Welche Gase befinden sich in der Troposphäre? Wie kalt ist es in der Stratosphäre? Welche Materialien halten extremen Bedingungen stand? Parallel dazu wurde im Klassenraum getüftelt, gemessen und montiert – die Stratosphärensonde nahm Form an. Finanzielle Unterstützung erhielt die Klasse 9b vom Freundeskreis des GSG, der Rütgers Stiftung und dem Fond der chemischen Industrie.

Der große Tag des Starts war gekommen: In der großen Pause versammelte sich die gesamte Schulgemeinschaft auf dem Schulhof. Der Countdown lief, der Wetterballon stieg in Richtung Himmel. Doch die Euphorie hielt nicht lange an. Wenige Sekunden nach dem Start riss eine Schnur und die Sonde samt Kamera und wertvoller Messtechnik blieb traurig am Boden zurück.

Die Enttäuschung war groß, doch der Forschergeist der 9b war stärker. Noch am selben Tag wurde der nächste Start beschlossen. Zunächst wurde nach der Ursache des Fehlstarts gesucht. Ein neuer Ballon wurde bestellt, Helium organisiert und alle Vorbereitungen wuirden erneut getroffen.

Drei Tage später war es wieder so weit. Gemeinsam zählte die ganze Schule den Countdown herunter – und unter dem Jubel von Mitschülern und Lehrern stieg die Sonde erfolgreich in den Himmel auf.

Die berechnete Flugroute sagte eine Reise von Daun bis in die Nähe von Bad Sobernheim voraus, mit einer Flugzeit von rund drei Stunden. Während der Ballon auf seine maximale Höhe stieg, verfolgten die Lehrer Alina Goßlau (Chemie) und Christoph Unger (Physik) sowie einige Schüler der Klasse 9b gemeinsam die GPS-Daten in Echtzeit und machten sich sofort auf den Weg, um die Sonde wiederzufinden.

Im dichten Wald nahe Bad Sobernheim dann der große Moment: Die Sonde wurde gefunden – unversehrt! Der Ballon hatte eine beeindruckende maximale Höhe von 40.822 Metern erreicht. Nach dem Platzen raste die Sonde im freien Fall mit einer Höchstgeschwindigkeit von 304 Stundenkilometern zur Erde zurück, bevor sich der Fallschirm öffnete und sie sicher zu Boden brachte.

Die ersten Bilder, aufgenommen aus deutlich über 30 Kilometern Höhe, verschlugen allen die Sprache. Die dunkle Krümmung der Erde, die dünner werdende Atmosphäre – atemberaubende Aufnahmen, wie man sie sonst nur aus dem Fernsehen kennt.

Die Klasse hatte eine Visitenkarte und das Symbol der Schule, die weiße Rose, unterhalb des Ballons vor der Kamera angebracht. Mit den Bildern ist für jeden sichtbar, dass das GSG eine Spur im Universum hinterlassen hat.

Was von dem wissenschaftlichen Höhenflug bleiben wird, sind nicht nur beeindruckende Bilder und gesammelte Daten, die es noch auszuwerten gilt. Die Schülerinnen und Schüler haben auch bewiesen, dass Teamgeist, Ausdauer und Neugier Grenzen überwinden.


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