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Überfliegerin

Wie sich Tornado-Pilotin Petra S. in einer Männerdomäne durchsetzt: Aktuell ist sie die einzige Frau Deutschlands, die einen Tornado fliegt.
Hauptmann Petra S. vor einem Tornado-Kampfjet der Bundeswehr in Büchel. Die 32-Jährige ist aktuell die einzige Tornado-Pilotin in Deutschland. Foto: M. Zender

Hauptmann Petra S. vor einem Tornado-Kampfjet der Bundeswehr in Büchel. Die 32-Jährige ist aktuell die einzige Tornado-Pilotin in Deutschland. Foto: M. Zender

Von Mario Zender

Als Tom Cruise 1986 im Kino-Klassiker »Top Gun« das Image des Kampfjetpiloten prägte, war Petra S. (32) noch nicht geboren. Sicherlich haben sich ihre Eltern, als das kleine blonde Mädchen zur Welt kam, auch nicht träumen lassen, dass ihr Kind einmal eine der anspruchsvollsten Ausbildungen bei der Bundeswehr durchlaufen wird und Kampfpilotin wird. 32 Jahre später schmunzelt Hauptmann Petra S., als sie beim Taktischen Luftwaffengeschwader 33 von dem Tag erzählt, als sie ihren Eltern von ihrem Traum erzählte: »Die waren anfänglich etwas skeptisch. Meinten dann aber ,Na gut, dann versuch es mal‘.« Der »Versuch« war erfolgreich. »Heute sind meine Eltern sehr stolz.« Das können sie auch, denn die Frau mit dem blonden Pferdeschwanz ist aktuell die einzige Tornadopilotin der Deutschen Luftwaffe.Und eines steht fest: Der Weg ins Cockpit der Luftwaffe ist hart. Nur die wenigsten Anwärter schaffen es bis in den Kampfjet. Über 400 Flugstunden hat sie mittlerweile absolviert, seit sie 2015 ihre umfangreiche Ausbildung in einer Männerdomäne begonnen hat. Doch bevor die sympathische Soldatin ins Cockpit des rund 45 Millionen teuren Tornado-Kampfjets steigen durfte, durchlief sie – nach einem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik – jahrelange Tests und Prüfungen. Die Ausbildung eines Bundeswehrjet-Piloten kostet rund eine Million Euro. Schon deshalb ist das Auswahlverfahren besonders gründlich und anspruchsvoll. Das gilt für männliche und weibliche Bewerber gleichermaßen. Da die Belastungen in einem Jet enorm sind, werden nur Anwärter mit einer überdurchschnittlichen körperlichen Leistungsfähigkeit zugelassen. Der größte Teil der zweieinhalb Jahre dauernden fliegerischen Schulung findet in den Vereinigten Staaten statt. Die angehenden Piloten der Bundeswehr erhalten ihre Jet-Grundausbildung auf der »Sheppard Air Force Base« in Texas in einem internationalem Umfeld. Die weitere Ausbildung zum Tornado- Piloten findet in Deutschland statt. An ihren ersten Tag in Büchel erinnert sich Petra S. noch genau. »Damals hat mich keiner wegen meines Geschlechts schief angeschaut, sondern vielmehr, weil ich neu war. Das passiert den männlichen Kollegen aber genauso.« Der Job der Kampfjet-Pilotin ist für Petra S. nach eigenen Worten deshalb so interessant, weil er so abwechslungsreich ist. »Jetfliegen ist deutlich spannender als etwa eine Verkehrsmaschine zu führen. Das ist etwas ganz anderes wie Luftbusfliegen, immer von A nach B«, schmunzelt die Soldatin im Gespräch.

Petra S. ist ein Exot in der Bundeswehr. Die taffe Pilotin ist nämlich die einzige »Flugzeugführerin«, wie es im Behördendeutsch heißt, die aktuell einen Tornado-Kampfjet steuert. Im privaten Umfeld stößt ihr Beruf öfters auf Nachfragen. »Wenn ich Bekannten erzähle, was ich beruflich mache, fragen die meist mehrfach nach. ‚Nein, wirklich?‘ ist die häufigste Frage.«Der Job ist körperlich sehr anstrengend, beim Fliegen des Tornados wird Petra S. in den Sitz gepresst, Wirbelsäule und Nacken werden dabei stark beansprucht. »Man muss sich das wie bei einem Rennwagen vorstellen.« Nur, dass der Rennwagen bis zu 300 Stunden-Kilometer schnell ist und es ein Tornado-Kampfjet mit seinen zwei Triebwerken weit über 1000 Stundenkilometer schnell schafft. Der stressige und anstrengende Beruf der Tornado-Pilotin erfordert auch einen Ausgleich in der Freizeit. Die nutzt Petra S. in ihrem Wohnort in der Eifel meist gemeinsam mit ihrem Hund, einer amerikanische Bulldogge. »Das ist ein richtiger Hund, nicht so ein Handtaschenhund«, scherzt sie.Aber nicht nur die Natur zu genießen mit ihrem Partner, und Hund steht bei der Jetpilotin hoch im Kurs, sondern auch ihren Körper fit zu halten.
»Ich mache in meiner Freizeit auch viel Kraftsport.« Das liegt sicher auch daran, dass Petra S. ihren Traumberuf so lange wie möglich ausüben möchte. »Ich will so lange fliegen, wie es möglich ist.« Dafür verzichtet die 32-Jährige sogar darauf, dass sie auf der Karriereleiter noch weiter nach oben klettern könnte. »Das möchte ich nicht, denn dann könnte ich nicht mehr so viel fliegen«, erzählt sie im Gespräch. Doch mit einem Gedanken hat sie schon einmal gespielt. Einen Berufswechsel könnte sich die 32-Jährige noch vorstellen – trotz Traumberuf und tollem Arbeitsklima, wie sie es beschreibt. Über eine Astronautenausbildung haben sie schon nachgedacht. Aktuell sei das aber kein Thema, schiebt sie schnell nach: »Mir gefällt es zu gut hier.«Petra S. hat einen der begehrtesten Jobs der Bundeswehr ergattert und lebt ihren Traumjob: »Jetfliegen ist einfach schön.«Eine Sonderstellung im Kreis der rund 32 Piloten und Waffensystemoffiziere hat Petra S. nicht. Am An- fang hätte zwar der ein oder andere Waf-fensystemoffizier, der im Cockpit hinter ihr sitzt, erwähnt, dass es das erste Mal sei, dass er mit einer Frau fliege, sonst sei aber nichts dazu gesagt worden, erzählt die 32-Jährige.
Zwei Mal die Woche fliegt sie in der Regel. Mal sind es Übungsflüge, bei denen die Betankung in der Luft geprobt wird, mal taktische Manöver oder ein Formationsflug. Zwei Stunden vorher beginnt die Vorbereitung. Wetterbericht studieren, Einsatzbesprechung abhalten, Flugrouten berechnen und schließlich vor dem Flug den Tornado-Kampfjet überprüfen. Dann heißt es »Take-off« und die schweren Düsentriebwerke heben den 23 Tonnen schweren Flieger in die Luft. »Beim Start und der Landung ist man sehr angespannt. In diesen Phasen des Fluges kann am meisten passieren.« Wenn dann aber die Flughöhe erreicht ist, geht die Anspannung etwas zurück. Und immer wieder, wenn die 32-Jährige in der Luft ist, fasziniert sie die Möglichkeit des Fliegens. »In zehn Minuten wäre ich von Büchel aus über meinem Geburtsort Aachen, in 25 Minuten in Hamburg. Einfach Wahnsinn, wie schnell das geht«, so die Tornado-Pilotin. Man merkt der 32-Jährigen an, dass sie vom Fliegen und ihrem Beruf schwärmt. Deshalb animiert sie auch andere Frauen, bei Interesse, ebenfalls eine Fliegerlaufbahn anzutreten. Nach Meinung von Petra S. gibt es in der Bundeswehr sowieso zu wenige Kampfjet-Pilotinnen. »Das liegt sicher auch daran, dass sich viele Frauen nicht trauen, sich zu bewerben.« Diese kann sie nur ermutigen es zu tun: »Ich würde es sofort wieder machen. Es ist und bleibt mein Traumjob.« 


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