Brückenpreis 2023 für Café International Büchenbeuren
Anfang Dezember fand im Festsaal der Staatskanzlei in Mainz die Verleihung des Brückenpreises 2023 statt. Eine elfköpfige Delegation aus dem Team des Café International Büchenbeuren war der Einladung gefolgt, um den Preis in der Kategorie "Bürgerschaftliches Engagement für und von Migrantinnen/Migranten und Flüchtlingen" aus der Hand der Ministerpräsidentin Malu Dreyer entgegenzunehmen.
Dieser Preis bedeutet viel für die Engagierten: Er ist verbunden mit einem deutlichen Zeichen der Wertschätzung, einem Preisgeld von 1000 Euro, einer Skulptur in Form einer symbolischen Brücke und einem wunderbaren Video über das Café International (die Hintergründe, Anfänge, Arbeit und Emotionen des Projektes). Der kürzlich gedrehte Film wurde erstmals bei der Veranstaltung gezeigt und ist nun u.a. auf der Startseite der Homepage des Cafés abrufbar. So vielfältig wie das Team waren die Hunsrücker bei der Preisverleihung: Im Alter von 17 bis 66 Jahren, mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Behinderung. Auch Ortsbürgermeister Guido Scherer, Verbandsgemeindebürgermeister Peter Müller und die Kreisbeigeordnete Rita Lanius-Heck waren mit nach Mainz gekommen und gratulierten. Alle erlebten ein tolles Programm, bei dem sie auch die Preisträger-Projekte in den anderen Kategorien kennenlernen durften und sehen konnten, welch großartiges Engagement es noch gibt.
Anja Vaupel, eine der Ehrenamtlichen im Café International, war begeistert: "Der Tag war ein tolles Erlebnis für uns als Team und auch für unsere Netzwerkpflege war es bereichernd. Wir haben gute Gespräche mit anderen Gästen geführt. Ich bin sicher, dass wir viel voneinander lernen können." Anne Günster, langjährig bei verschiedenen Projekten des Cafés engagiert, ergänzt: "Eine an diesem Tag erhaltene Einladung für einen Teamausflug zu dem ebenfalls preisgekrönten ‚hack-museumsgARTen - Ein Garten für Alle!' aus Ludwigshafen werden wir bestimmt im nächsten Jahr annehmen."
Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach davon, dass der Brückenpreis mehr denn je in die aktuelle Zeit passt. Die Gesellschaft müsse den aktuellen Krisen Solidarität entgegensetzen und die Kultur eines respektvollen Umgangs miteinander leben und pflegen. Sie lobte in ihrer Laudatio die Arbeit des Cafés als beispielhaftes Leuchtturmprojekt, welches es geschafft habe, sich von einem "Flüchtlingscafé" zu einem wirklichen "Begegnungscafé für alle Menschen" zu entwickeln und somit für den Zusammenhalt in der Region zu wirken. Die Anwesenden freuten sich sehr über diese und andere wertschätzende Worte.
Projektkoordinatorin Okka Senst erwähnte in ihrer Dankesrede: "Wir sind glücklich, dass es uns gelungen ist, unser Konzept der Gemeinwesenarbeit, das sich aus der solidarischen Flüchtlingsarbeit entwickelt hat, erfolgreich umzusetzen und dass es nun auch diese Anerkennung findet. Wir sind sehr daran interessiert, unsere Arbeit immer weiterzuentwickeln und gesellschaftlichen Herausforderungen Rechnung zu tragen. In dem tollen Film wird sichtbar, wie sehr die Freude an dem Miteinander im Team und das ehrenamtliche Engagement unser Projekt prägt und wie wichtig diese Begegnungsarbeit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist." Auch ein "Save the date" für den 10. Cafégeburtstag am Sonntag 14. Juli im kommenden Jahr sprach sie aus und lud alle Interessierten ein, vorbeizukommen.
Pfarrerin Sandra Menzel hatte die ursprüngliche Idee für diesen Begegnungsort und unterstützt ihn bis heute maßgeblich. Sie beschreibt im Film die Idee des Cafés: "Leute miteinander in Kontakt zu bringen, das ist eigentlich bis heute unser Hauptanliegen". Und die Schwerpunkte sind so divers wie die Cafégäste. Seit diesem Jahr ist das Café zum Beispiel auch ein Projekt der Landesinitiative "Neue Nachbarschaften RLP" und hat sich dort auch schon als "Projekt des Monats" einen Namen in der Arbeit für ältere Menschen gemacht. Gabi Heidberg, die in den letzten Jahren vor allem die Seniorennachmittage im Café begleitet, beschreibt im Video ihren Einstieg in das Engagement mit Geflüchteten im Jahr 2015: "Unsere Pfarrerin sagte, wir müssen was tun. Also warum nicht ich?"
Das Team ist froh, dass es in den letzten Jahren immer besser gelungen ist, Begegnung unterschiedlicher Menschen miteinander zu ermöglichen. Dazu steht auf der Homepage der Landesregierung Rheinland-Pfalz in der Rubrik Brückenpreis Preisverleihung 2023: "Café International Büchenbeuren ist ein Begegnungsort, der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschlechter und Weltanschauungen zusammenführt. Das Angebot reicht von einem Kaffeetreff über kulturelle Angebote bis hin zur Begleitung von Geflüchteten und Zugewanderten bei der Integration. Zielgruppe sind vor allem Kinder und Familien. Nach der Pandemie haben aber auch viele Seniorinnen und Senioren ihren Weg in das Café gefunden. Das Projekt ist Teil des Netzwerks ‚Solidarisches Miteinander im Rhein-Hunsrück-Kreis', ist landesweit vernetzt und setzt auch durch seine Öffentlichkeitsarbeit Impulse."
Mohamed Hassan Ahmed, aus Somalia geflohener Journalist und seit sieben Jahren in Büchenbeuren, engagiert sich rund um das Café und ist darum auch bei der Preisverleihung dabei. Er freut sich im Film über die vielen Angebote für seine Familie und sagt: "Jung und Alt, wir sind alle Freunde." Gisela Granek, als Seniorin regelmäßig im Café, ergänzt: "Einsam muss hier niemand sein!"
In der Feierstunde wurden sechs ehrenamtliche Initiativen mit dem Brückenpreis gewürdigt. Der Preis war ausgerufen für unterschiedliche Kategorien - beispielsweise Bürgerschaftliches Engagement "von Jung und Alt", "für und von Migrantinnen/Migranten und Flüchtlingen", "gegen soziale Benachteiligung, Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung", "für eine nachhaltige Welt". Diese Kategorien sind jedoch nicht statisch. Alle Themen bilden sich in mehreren der sechs ausgezeichneten Projekte ab, so auch im Café International Büchenbeuren. Sandra Menzel erklärt: "Wir sind die Brückenbauer schlechthin. Wir schlagen Brücken zwischen verschiedenen Generationen, zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten und auch zwischen Menschen verschiedener politischer Einstellungen."
Schon am Tag nach der Preisverleihung fand im Café wieder ein Workshop für geflüchtete Frauen statt, in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung RLP und gefördert vom Land Rheinland-Pfalz. Die Teilnehmerinnen freuten sich, ebenso wie das Caféteam, über den Preis und nutzten die Gelegenheit für ein Foto mit der "Brücke". Willkommen zu sein ist für sie, die häufig von Ablehnung und Rassismus betroffen sind, leider keine alltägliche Erfahrung. Durch weitgehend ehrenamtliches Engagement ist in Büchenbeuren ein ganz besonderer Ort für ein solidarisches Miteinander entstanden, mit großer Offenheit für neue Gäste, Ideen und Konzepte. Alle Interessierten sind willkommen und finden auch Möglichkeiten mitzuwirken.
Mehr Infos unter: https://www.cafe-international-buechenbeuren.de