

»Obwohl wir im Rhein-Hunsrück-Kreis seit längerem einen relativ stabilen und positiv geprägten Arbeitsmarkt haben, ist auch hier der Personalmarkt lehrgefegt«, sagt Petra Bürkle von der Agentur für Arbeit Bad Kreuznach. »Daher wollen wir aktuell die Beschäftigten-Qualifizierung mehr in den Vordergrund rücken.« Landrat Volker Boch spricht von einen »Riesenbedarf« im Kreis. »Der Fachkräftemangel ist überall spürbar«, sagt er. »Die Region prosperiert. Allein durch den Flughafen Hahn und die BUGA 2029 muss man mit der Ansiedlung von Unternehmen rechnen. Ganz abgesehen von den neuen, erweiterten und auch bestehenden Industriegebieten im Kreis.«
Grund ist die Transformation der Gesellschaft. Zum einen gehen viele geburtenstarke Jahrgänge in Rente (oder sind es schon), zum anderen wandeln sich Unternehmen und Berufsbilder (Stichwort: Digitalisierung). Dies birgt aber nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen - besonders, wenn Unternehmen die Potentiale von Mitarbeitern nutzen.
»Es geht um die Frage: Wo können wir aus dem Bestand an ungelernten Menschen Möglichkeiten nutzen für eine Umschulung und Weiterbildung? Hier wollen wir die Unternehmen beraten und finanziell unterstützen«, sagt Agenturchefin Gundula Sutter. »Wenn bei vollen Auftragsbüchern ein Mitarbeiter wegen einer Weiterbildung ausfällt, ist das auch eine finanzielle Frage.« Genau hier setze »Weiter.Bildung« an.
So können seit Juli zwischen 15 und 100 Prozent der Lehrgangskosten durch die Arbeitsagentur übernommen werden. Auch das Arbeitsentgelt wird während der Weiterbildung bezuschusst, zwischen 25 und 75 Prozent. Bei gewissen Voraussetzungen wird letzteres bis zu 100 Prozent übernommen. Die Höhe der Förderung richtet sich vor allem nach der Unternehmensgröße.
Zudem gibt es eine individuelle Qualifizierungsberatung für die Unternehmen durch die Arbeitsagentur, betont Hans-Jürgen Grabe, Teamleitung Arbeitgeber-Service. »Die Erfahrung zeigt, dass viele Firmen gar nicht wissen, dass auch Ungelernte in Ausbildung gebracht werden können.«
Gleichzeitig kann selbst eine geringe Qualifizierung den »Drehtüreffekt« minimieren, sagt Markus Theis, Geschäftsführer des Jobcenters Simmern. »Rund 2 900 Menschen erhalten Bürgergeld und suchen Arbeit. Oft haben wir die Situation, dass die Leute in Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. Aber sie kommen über kurz oder lang wieder.« Dies könne man so reduzieren.
Was die Qualifizierung von nicht ausgebildeten Arbeitskräften angeht, »ist das Bopparder Unternehmen Bomag als beispielhaft zu nennen. Dort wurden 13 Personen eingestellt. Diese hatten vom ersten Tag an einen Arbeitsvertrag, inklusive Weiterbildung«, so Gundula Sutter. Sie hofft, dass weitere regionale Firmen diesem Beispiel folgen und das Angebot der Agentur für Arbeit nutzen.
Informationen für Unternehmen zur »Weiter.Bildung« und zur individuellen Beratung gibt es unter der Telefonnummer 0800 / 4 55 55 20.