Robert Syska

"Weniger fordern, mehr wagen:" Knut Schneider nimmt Abschied

Rhein-Hunsrück-Kreis. Nach zehn Jahren verabschiedet sich Knut Schneider als Regional-Geschäftsführer der IHK nach Hagen. Dem Landkreis wünscht er mehr Mut, Neues zu wagen.

Für Knut Schneider endet die Zeit in Simmern. Für ihn geht es nach Westfalen zur IHK.

Für Knut Schneider endet die Zeit in Simmern. Für ihn geht es nach Westfalen zur IHK.

Bild: Andreas Bender

»Unsere Aufgabe als IHK ist es, Impulse zu setzen. Wir wollen Anstöße geben und unterstützen dabei, neue Konzepte und Vorhaben in der Region umzusetzen und Lösungen bei Herausforderungen anzubieten«, sagt Knut Schneider (Regionalgeschäftsführer Kreise Rhein-Hunsrück und Cochem-Zell). Gerade der Blick von außen kann oft neue Perspektiven aufzeigen. Diesen brachte der heute 56-jährige definitiv mit, als er im März 2015 seine Stelle in Simmern antrat. Zuvor war er am Aufbau des IHK-Regionalbüro in Herne beteiligt.

    »Rückblickend war das hier eine tolle und spannende Zeit, beruflich wie persönlich. Nach zehneinhalb Jahren bin ich recht zufrieden«, resümiert Schneider. »Wir haben hier ein starkes Team aufgebaut, was mir sehr am Herzen lag.« Mit 1,5 Stellen ist man 2015 gestartet, heute sind es sechs. »Wir haben uns nach außen stark geöffnet und sind für viele zum verlässlichen Ansprechpartner geworden. Ich denke wir haben den ‚Elfenbeinturm‘ verlassen, um stärker für die Mitgliedsunternehmen das zu sein«, sagt er. »Das ist auch die Idee der Regionalgeschäftsstellen: Wir sind wie kleine IHKs.« Zudem stehe der Landkreis und die regionale Wirtschaft, trotz schwierigen Zeiten, relativ gut dar.

    Besonders freuten ihn die Umsetzung der Impuls-Foren, mit denen Ideen und Denkanstöße von außen in die Region getragen wurden. Aber auch das Berufsorientierung-Camp (BOC), bei denen Schüler in den Ferien in verschiedene Firmen sowie Berufe praktisch reinschnuppern konnten, ist für ihn ein Highlight. Dies sei ein gutes Beispiel, wie Kooperation im Kreis aussehen kann. Leider gibt es das BOC heute nicht mehr.

    Bei der Umsetzungskraft im Kreis hätte sich Schneider allerdings mehr gewünscht.  »Ein anderes Mindset muss her. Man muss aus alten Strukturen ausbrechen und mitunter gute Ideen einfach umsetzen. Gleichzeitig braucht es auch den Mumm, etwas auszusetzen, wenn es nicht läuft«, betont Schneider.

    Eine Forschungseinrichtung in Kooperation mit einer Hochschule, eine Fortführung des BOC oder ein Maker Space, welche Schüler an Firmen und Berufe heranführen – das sind Dinge, die sich Schneider für den Landkreis wünscht. Auch der Aufbau eines Unternehmerfonds und -netzwerkes, etwa für Start-Ups, wie es dies in anderen Regionen schon gibt, wäre eine Idee. »Natürlich muss man schauen, wie solche Dinge bei uns umgesetzt werden können. Das geht meist nicht 1:1«, so Schneider.

    »Aber darüber wird kaum oder gar nicht gesprochen. Was sind stattdessen Themen? Die Reaktivierung der Hunsrück-Querbahn. Und dass, obwohl der ÖPNV im Kreis hochdefizitär ist, weil die allermeisten das Auto nutzen. Wir konzentrieren uns auf Dinge, die schon vor 20 Jahren nicht liefen oder halten an Gewohntem fest, was nicht mehr zeitgemäß sind. Dabei steckt so viel Potential in der Region, das ungenutzt bleibt«, findet Schneider.

    Sein Wunsch für den Rhein-Hunsrück-Kreis: Weniger fordern und mehr Mut, Neues zu wagen. Wirtschaft und Politik sollen dabei gemeinsam mutig vorangehen. »Mein Ziel war und ist, immer auf Augenhöhe mit Unternehmen und Politik zusammenzuarbeiten. Ein Austausch muss offen und konstruktiv sein, da sind auch mal kritische Töne dabei«, so der gebürtige Dortmunder. Zum Abschied bedankt sich der 56-jährige bei seinem Team für die gute (Zusammen-) Arbeit und »dass sie mich so lange ausgehalten haben«, sagt er mit einem Augenzwinkern. Einen Nachfolger gibt es bereits: Frederik Hupperts übernimmt Schneiders Posten in Simmern nahtlos zum 1. Oktober.

    Der Terminkalender von Knut Schneider ist bis zum letzten Tag gefüllt. Zum Abschluss geht es, zusammen mit IHK-Vizepräsidentin Hildegard Kaefer, am 30. September zum Handelsforum nach Mainz. Nur einen Tag später beginnt er seine neue Anstellung bei der IHK in Hagen. Seine zweite Heimat, wie er sagt.


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