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Michael Nielen

Der Traum vom Therapie-Hof

Gemünd. Der »Mal*Zirkus« in Gemünd hat sich etabliert. Rund 50 Kinder besuchen ihn jede Woche.

Klaudia Skodnik (v.li.), Bürgermeister Ingo Pfennings und Rebecca Müller berichteten über die Arbeit des Mal*Zirkus, die weiter ausgebaut werden soll.

Klaudia Skodnik (v.li.), Bürgermeister Ingo Pfennings und Rebecca Müller berichteten über die Arbeit des Mal*Zirkus, die weiter ausgebaut werden soll.

Bild: Michael Nielen

»Es fällt offensichtlich immer noch schwer, um Hilfe zu bitten.« Diese Erkenntnis haben Klaudia Skodnik und Rebecca Müller gewonnen, die sich seit Mai diesen Jahres im »Mal*Zirkus« engagieren, der sich gleich neben dem Hilfszentrum Schleidener Tal in Gemünd befindet.

Klaudia Skodnik von »Fortuna hilft e.V.« hatte nach den positiven Erfahrungen im Ahrtal auch in Gemünd einen Zirkuswagen etabliert, um den Kindern einen Raum zu geben, das Erlebte in der Flutnacht und die Folgen der Katastrophe zu verarbeiten.

Der »Mal*Zirkus« ist montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Unter anderem kümmern sich die Kunsttherapeutin Miriam Ponte und Rebecca Müller von der bekannten CHARLIE-Truppe um die Kinder. Es wird viel gemalt und künstlerisch gearbeitet, denn so fällt es den Kindern am einfachsten, ihre Ängste auszudrücken. Jüngst etwa kam in den Herbstferien eine Gruppe von rund 15 Kindern zusammen, um gemeinsam für Herbst und Halloween zu basteln.

Das Angebot vom »Mal*Zirkus« hat sich etabliert. »Rund 50 Kinder aus dem Raum Schleiden und aus der Gemeinde Kall kommen in der Woche«, verrät Rebecca Müller. Sie werden meist in kleinen Gruppen von ein bis fünf Kindern, bei Bedarf auch in einer »Eins zu Eins-Therapie« von geschultem Personal betreut. Wichtig sei, Vertrauen auszubauen. Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings: »Hier wird richtig wertvolle Arbeit für das Wohl der Kinder geleistet!«

Tatsächlich hat sich laut Klaudia Skodnik in den letzten Monaten herausgestellt, dass rund 80 Prozent der Kinder einen Therapiebedarf haben. »Man darf nicht vergessen, dass die Kinder nach den Einschränkungen durch Corona gleich die Flutkatastrophe erleben mussten.« Diese Erlebnisse führten bei vielen Kindern zu Wesensveränderungen, Abfall der schulischen Leistungen oder zur Ausbildung eines Ticks - um nur einige Folgen zu nennen.

Hinzu komme, dass die Kinder auch momentan durch die Energiekrise und den schleppenden Aufbau nach der Flut hautnah mit den Existenzängsten der Eltern konfrontiert würden. »Dafür meinen sie dann oft, die Verantwortung übernehmen zu müssen«, so Rebecca Müller.

Durch den behutsamen Umgang mit den Kindern konnte man im »Mal*Zirkus« bereits einige Erfolge erzielen. Kinder öffneten sich wieder, verbesserten sich in der Schule und fassten wieder Zuversicht. Und das spricht sich durch Mundpropaganda rum. »Mein Kind braucht so etwas nicht«, war ein Satz, den man am Anfang oft zu hören bekam.

Mittlerweile hat sich diese Ansicht relativiert. Denn Kinder unterhalten sich untereinander und dadurch wurde auch vielen Eltern klar: »Die fühlen sich im Mal*Zirkus richtig wohl.« Das Angebot wird weiter ausgebaut, etwa mit einer Reittherapie, die es in Gemünd geben wird.

Die Pläne von Klaudia Skodnik gehen weiter. Sie träumt davon, einen Therapie-Hof mit Tieren in der Eifel einzurichten und schaut sich bereits nach einem geeigneten Obejkt um. »Nicht nur Kinder, auch Eltern brauchen Unterstützung und eine Auszeit«, so ihre Erkenntnis. Und die könnten sie beispielsweise heimatnah auf einem solchen Hof nehmen. Wer also ein passendes Objekt weiß, der kann sich gerne melden.

Zu erreichen ist das Team über Tel.: 0176/57685174. Anmelden kann man sein Kind über info@fortuna-hilft.de oder unter 0152 / 543 68 721. Online ist eine Buchung möglich unter www.fortuna-hilft.de/mal-zirkus. Dort gibt es auch Infos, wie man das Projekt finanziell unterstützen kann.


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