

KANZEM. Der einsetzende Klimawandel und seine Auswirkungen beschäftigt viele Menschen auf der Welt. Die Folgen sind auch bei uns im Land spürbar. Zum Beispiel an Fließgewässern wie der Saar, wo die Sauerstoffkonzentration in den vergangenen Sommern in einem kritischen Bereich fiel. Dadurch ist auch die Artenvielfalt in diesem Ökosystem bedroht. Durch hohe Wassertemperaturen und langanhaltende Trockenwetterperioden mit erhöhter Sonneneinstrahlung kommt es immer früher und häufiger zur Massenentwicklung von Algen. Besonders die toxische Blaualge kann gesundheitliche Folgen für Mensch und Tier haben.
Bei der Aufgabe, kritische Situationen zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten, spielt auch die Messstation am Saarufer in Kanzem eine wichtige Rolle, eine von sieben Stationen in Rheinland-Pfalz. Mit ihrer Hilfe beobachtet und beurteilt das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) zeitnah die Entwicklung der Wasserqualität und kann mit Algenmonitoren die Massenentwicklung von Algen entgegenwirken. Fällt zum Beispiel die Sauerstoffkonzentration über mehrere Stunden unter einen bestimmten Wert und es ist mit einer fortsetzenden und ungünstigen Entwicklung zu rechnen, werden die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) in Trier und die Wasserkraftwerke (RWE) informiert. Um der kritischen Sauerstoffsituation entgegenzuwirken, werden zu geeigneten Zeiten bei sogenannten Stützungsmaßnahmen Sauerstoffanreicherungen durch den Betreiber der Wasserkraftanlagen durchgeführt. In Kanzem wurde bereits 1979 eine der ersten Gewässer-Untersuchungsstationen in Rheinland-Pfalz eröffnet. Durch ihren ebenerdigen Standort wurde sie jedoch mehrmals vom Hochwasser beschädigt. 1998 wurde ein Container aufgestellt, der nun durch ein neu errichtetes Gebäude ersetzt wurde. Ein rund 800.000 Euro teures High-Tech Center, das nicht nur zukunfts- und weitgehend hochwassersicher gebaut wurde, sondern auch, wie LfU Präsident Dr. Frank Wissmann erklärt, fast vollautomatisch läuft. Etwa alle zwei Wochen sind Mitarbeiter vor Ort, um die Funktion aufrecht zu erhalten. "Rheinland-Pfalz ist stark vom Klimawandel betroffen.
Das ist keine Panikmache, sondern traurige Realität", sagte die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder. "Das Thema Gewässerökologie begleitet uns sehr stark und betrifft uns alle", so Eder. Ein Fluss sei nicht nur für die Energiegewinnung und Schifffahrt wichtig, sondern sei eine Lebensgrundlage. "Gewässer sind Bänder des Lebens durch unsere Landschaft, die Ökosysteme miteinander verbinden" betonte die Ministerin. Die Messstation in Kanzem ist ein Baustein für ein Frühwarnssten, gerade auch für internationale Gewässer. "Wasser kennt keine Grenzen", sagte Luc Zwank, Präsident der internationalen Kommission zum Schutze der Mosel und Saar gegen Verunreinigung (IKSMS). Der Zusammenschluss von Behörden aus Frankreich, Luxemburg und Deutschland existiert seit mehr als 60 Jahren. "Die beteiligten Länder und Bundesländer erheben wichtige Messdaten und stellen sie einander zur Verfügung. Es ist ein direkter grenzübergreifender Austausch", sagt der Luxemburger. 1961 bekam man den Auftrag, Gewässer vor Verunreinigung zu schützen. Mittlerweile gehören Störfallvorsorge, Hochwasserschutz Vorhersagesysteme, Klimawandel und Wassergüte zu den Themen, die regelmäßig in den internationalen Arbeitsgruppen bearbeitet werden "Unsere Gewässer in guten Zustand zu bekommen ist ein gemeinsames, ambitioniertes Ziel, das wir weiterverfolgen, weil es für jeden von uns von Vorteil ist. Dafür braucht es weiterhin das große Engagement der Mitgliedsstaaten, Bundesländer, Kommunen. Ich bin überzeugt, dass wir diese Herausforderungen fachlich und politisch gemeinsam angehen können und diese Ziele erreichen können", so Zwank. Als Kreisbeigeordnete des Landkreises Trier-Saarburg vertrat Simone Thiel Landrat Stefan Metzdorf. Auch sie betonte die Bedeutung der neuen Messstation. "Unser Landkreis ist von Wasseradern durchzogen. Wir, die wir in der Region leben, schätzen diese Kultur- und Naturlandschaft an Saar und Mosel, die nicht nur Weinbau fördert, sondern ein wichtiger Lebensraum ist", sagte Thiel.
Die erhobenen Daten der Messstation werden online im Geoportal Wasser veröffentlicht, und können unter diesem Link von jedem eingesehen werden.
(mw)