Julia Borsch

Feministische Perspektiven und literarische Erinnerungen

Trier (jb). Historisches Bewusstsein, literarische Vielstimmigkeit und gesellschaftliche Relevanz: Die gebürtige Trierer Autorin Ursula Krechel ist Preisträgerin des renommierten Georg-Büchner-Preises 2025.

Die gebürtige Triererin Ursula Krechel ist Preisträgerin des Georg-Büchner-Preises 2025 für herausragende literarische Werke.

Die gebürtige Triererin Ursula Krechel ist Preisträgerin des Georg-Büchner-Preises 2025 für herausragende literarische Werke.

Bild: Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung/ © Heike Steinweg

Mit dem seit 1951 verliehenen Georg-Büchner-Preis würdigt die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis gilt als bedeutendster Literaturpreis im deutschsprachigen Raum. Die Verleihung findet am 1. November im Rahmen der Herbsttagung der Akademie in Darmstadt statt.



Feministische Perspektiven


In ihrer Auswahlbegründung hebt die Jury der Akademie hervor, dass Krechel "in ihren Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen, Romanen und Essays den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegensetzt." Besonders erwähnt werden dabei ihr Gedichtband "Die da" (2013), ihre Romantrilogie "Shanghai fern von wo" (2008), "Landgericht" (2012) und "Geisterbahn" (2018), in der sie die Vertreibung und Verfolgung von Juden und Sinti sowie deren Rückkehr in ein entfremdetes Nachkriegs-Deutschland literarisch verarbeitet. "Ursula Krechels Werk regt Leserinnen und Leser an, die Spuren der Vergangenheit im Alltag der Gegenwart aufzufinden und das Hier und Jetzt der deutschen Gesellschaft nicht hinzunehmen, wie es ist", so die Jury weiterhin.

Selbstbehauptung, Wiederentdeckung und Weiterentwicklung weiblicher Autorinnen sind zentraler Fokus ihres Schaffens. In ihren Essays verbindet Krechel "deutschsprachige Literatur mit internationalen ästhetischen Modernen", so die Begründung der Jury im Wortlaut.

Krechel, geboren 1947 in Trier, studierte Germanistik, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln. Nach erfolgreicher Promotion mit einer Arbeit über den Theaterkritiker Herbert Ihering arbeitete die heute 77-Jährige nach ihrer Studienzeit als Dramaturgin an den Städtischen Bühnen in Dortmund und begann ihre literarische Karriere in den 1970er Jahren mit Theaterstücken und Gedichten. Ihre Werke decken verschiedene Genres ab: Von Lyrik, Romanen, Hörspielen und Essays - Ihre Arbeiten wurden bereits vielfach ausgezeichnet. So erhielt sie beispielsweise den Deutschen Buchpreis im Jahr 2012 für ihr Werk "Landgericht", den Gerty-Spies-Literaturpreis (2015) und das Bundesverdienstkreuz am Bande (2020). Die Themen Flucht, Gewalt sowie Feminismus sind seit Anfang an Bestandteil ihrer Arbeit und finden Einzug in ihre neuesten Werke: "Vom Herzasthma des Exils" (2025) und "Sehr geehrte Frau Ministerin" (2025).

 

Interview folgt.

 


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