Cathrin Hurth aus Wincheringen hat ein besonderes Ehrenamt: Sie ist ein "Agrar-Scout" und bringt dadurch Menschen die Landwirtschaft näher.
Cathrin Hurth aus Wincheringen besuchte als sogenannter Agrar-Scout die Landwirtschaftsmessen "Grüne Woche" in Berlin und "Land & Genuss" in Frankfurt. Dank des elterlichen Betriebs mit Mutterkuhhaltung, Ackerbau und Grünland sowie ihren Studienabschlüssen in Agrarwirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Landwirtschaft und Umwelt konnte sie dort die Besucher an ihrem Erfahrungsschatz teilhaben lassen und den Menschen den Beruf des Landwirts näherbringen.
Futtermischwagen mit Thermomix erklärt
Die 26-Jährige berichtet: "Die Agrarwelt ist relativ klein, jeder kennt jeden. So wurde ich von Bekannten darauf aufmerksam gemacht." Für die Grüne Woche im Januar durchlief sie das Bewerbungsverfahren und wurde angenommen. Seither ist sie im Netzwerk der Agrar-Scouts aktiv und hat nach Berlin einen weiteren Einsatz in Frankfurt absolviert. Vor der Tätigkeit auf der Grünen Woche stand eine eintägige Schulung an, bei der die rund 100 Scouts in Rhetorik und dem Vereinfachen von komplexen Sachverhalten trainiert wurden. Das empfand Hurth als besonders positiv: "Wenn man in einem Thema drin ist, neigt man zu Fachbegriffen, die der Verbraucher nicht kennt. Einen Futtermischwagen kann man zum Beispiel mit einem Thermomix vergleichen, das ist heute jedem ein Begriff."
Auch Schweine haben Spielzeug
Der Messetag selbst ist für einen Agrar-Scout sehr abwechslungsreich. Man führt Schülergruppen über den auf dem Messegelände eingerichteten Erlebnisbauernhof und erklärt Kindern der Klassenstufen drei bis sieben die verschiedenen Bereiche der Landwirtschaft an unterschiedlichen Stationen. Hurth erinnert sich an ihre Führung einer dritten Klasse. Die Kinder waren besonders darüber erstaunt, dass auch Schweine Spielzeug haben – und zwar solches, das sich auch in ihren Kinderzimmern findet, denn auch Schweine wollen beschäftigt werden. Für ältere Schüler gibt es iPads, mit denen man verschiedene Sachen in einem Container scannen kann und zu denen dann beispielsweise ein 360-Grad-Film mit Erklärungen abgespielt wird. So kann der Jugendliche virtuell auf einem Traktor sitzen und über das Feld fahren.
"Macht ihr das zu Hause auch so?"
Doch auch Führungen von Politikern gehören zu den Aufgaben eines Agrar-Scouts: Man besucht gemeinsam Messestände und tauscht sich aus. Dabei berichtet der Agrar-Scout immer aus seiner eigenen Perspektive, zeigt auch mal Bilder vom heimischen Bauernhof und gibt seine Erfahrungen weiter – und das interessiert die Menschen: Häufige Fragen an Hurth auf den Messen lauten "Läuft das wirklich so ab?", "Macht ihr das auch zu Hause?" oder "Wie viel kostet ein Traktor?". Hurth genießt den direkten Dialog mit dem Verbraucher, "weil sich das viele nicht vorstellen können, sondern denken, dass es auf der Messe aufgehübscht ist. Aber die Agrarwirtschaft erfordert Know-how und Fingerspitzengefühl." Andererseits freut sich Hurth aber auch darüber, zu erfahren, was den Verbrauchern in den Städten wichtig ist und was sie sich von der Landwirtschaft wünschen. Die Rückmeldungen durch die Messebesucher sind sehr positiv und bestärken Hurth in ihrer Tätigkeit.
Über den Tellerrand hinausschauen
Doch nicht nur der Kontakt zum Verbraucher, auch das Netzwerk der Agrar-Scouts ist für Hurth eine tolle Erfahrung. Über das Jahr verteilt finden immer wieder Aktionen statt, die zum beruflichen Austausch einladen. Dies ist nicht nur auf die Region beschränkt, sondern auf ganz Deutschland verteilt: "Man lernt auch, mal über den Tellerrand Rheinland-Pfalz hinauszuschauen", erklärt Hurth.
Wer sich als Verbraucher über die Landwirtschaft informieren will, der kann eine Landwirtschaftsmesse besuchen. Außerdem empfiehlt Hurth: "Wenn man einen Landwirt sieht, der auf dem Feld arbeitet, gehen Sie einfach auf ihn zu und stellen Sie Ihre Fragen! Oder klopfen Sie an seine Tür! Jeder Landwirt ist stolz auf das, was er macht."
DT