Rund 100 Gäste, darunter viele Unternehmer und Vertreter aus Wirtschaft und Politik, waren zum diesjährigen Empfang der Wirtschaft ins Kloster Karthaus gekommen, zu dem die Stadt und Verbandsgemeinde Konz gemeinsam mit IHK, HWK und dem Konzer Stadtmarketing eingeladen hatte.
In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Joachim Weber die Wichtigkeit eines gemeinsamen Dialogs. "Mir liegt viel daran, dass wir im Gespräch bleiben. Wir sind offen für neue, innovative Ideen und Standpunkte der Anderen. Das ist auch auf kommunaler Ebene wichtig", so Weber. "Seit meinem Amtsantritt konnten wir in Konz viele Projekte vorantreiben", erzählte er rückblickend und nannte als Beispiel den Breitbandausbau, die Erschließung neuen Baulands oder die Fertigstellung vieler Straßenbaumaßnahmen. "Wichtig ist mir ganz besonders die Durchführung der Machbarkeitsstudien für eine zusätzliche Straße über die Bahn für eine Entlastung des Stadtzentrums und die Anbindung von Roscheid nach Trier. Beides sind dicke Bretter, die wir zu bohren haben, aber wir arbeiten daran", versprach Weber.
Wandel aktiv in die Hand nehmen
"Auch die Digitalisierung ist eine Entwicklung, die uns in allen Lebenssituation begegnet, und der wir uns im Sinne der positiven Entwicklung unserer Region nicht verschließen dürfen", so Weber. Auch vor der Arbeit in der Verwaltung macht die Digitalisierung nicht halt. In Konz will man den Prozess des Wandels aktiv in die Hand nehmen. Ab Frühjahr 2020 werden alle Gremien, beginnend mit dem Verbandsgemeinderat und Stadtrat, mit Tablets ausgestattet, um papierlos arbeiten zu können. Auch an den Konzer Schulen tut sich laut Weber einiges. "Durch den Breitbandausbau wurde sichergestellt, dass alle Schulen einen Glasfaseranschluss haben. Wir erarbeiten mit den Schulen einen Medienentwicklungsplan", erklärte Weber. Dieser sei Voraussetzung für Fördergelder um die nötige Ausstattung zu bekommen und somit Kinder frühestmöglich auf das digitale Zeitalter vorbereiten zu können. "Unser Ziel bleibt es, auch in Zukunft den Bürgern in Konz ein Umfeld zu bieten, in dem die Arbeitsmöglichkeiten gut sind und es attraktiven Wohnraum gibt, in dem Beruf und Familie gut miteinander vereinbar sind und viele Freizeitaktivitäten angeboten werden."
Vortrag thematisiert künstliche Intelligenz
Professor Dr. Axel Kalenborn, Wirtschaftsinformatiker an der Universität Trier, hielt einen Vortrag mit dem Titel "Herausforderungen der Digitalisierung für die Wirtschaft". Dabei ging es unter dem Oberbegriff Künstliche Intelligenz um den Umgang mit Daten, das Internet und Autonomie. Eine Website sei heute für ein Unternehmen eine Pflicht. Viele seien jedoch nicht auf dem neuesten Stand oder hätten gravierende handwerkliche Fehler. Auch wenig Interaktionsmöglichkeiten wie ein fehlender Onlineshop hat Kalenborn oft beobachtet. "Bringen Sie Ihre Kunden in die Onlinewelt", fordert er auch die Konzer Unternehmer auf.
Im Kommen sind auch Sprachsteuerungen wie Amazons Alexa oder Haussteuerungen, die jedoch oft als Datensammler in der Kritik stehen. "Ein interessanter Ansatz, aber gehen Sie kritisch damit um", sagte Kalenborn. Arbeitsplätze als Datenanalysten sind immer stärker gefragt. "Wir sind immer weniger bereit, komplexe Dinge zu verstehen. Wir müssen aufpassen, wenn Systeme Aufgaben übernehmen, die wir eigentlich selbst übernehmen können", warnte der Professor. Auch das Thema autonomes Fahren sieht Kalenborn kritisch. So gebe es keine klaren Richtlinien oder eine gesetzliche Regelung bei der Schadensübernahme. Letztlich sei die künstliche Intelligenz die Nachbildung unserer Denkweise. Wir haben ein extrem komplexes Netzwerk im Kopf. Das Training einer künstlichen Intelligenz sei sehr schwierig.
Digitalisierung in der Wirtschaft
Nach dem Vortrag gab es eine kleine Diskussionsrunde zum Thema Digitalisierung in der Wirtschaft, an der neben Bürgermeister Joachim Weber auch Dr. Matthias Schwalbach (Geschäftsführer HWK Trier), Dr. Jan Glockauer (Hauptgeschäftsführer IHK Trier) und Stephan Holbach (Stadtmarketing Konz) teilnahmen. Moderiert wurde die Talkrunde von Thomas Vatheuer. "Handwerker sind bodenständige Menschen. Wir müssen mit den Grundlagen anfangen. Mit der eigenen Homepage anzufangen ist nicht die schlechteste Idee", sagte Schwalbach. "Man muss sich austauschen. Es gibt keine Lösung aus der Schublad", ergänzte Glockauer.
"Wichtig, dass Handel seine DNA nicht verliert"
Auch Stephan Holbach, der in der Konzer Innenstadt ein Schuhgeschäft führt, weiß wie wichtig die Digitalisierung ist. "Wir haben eine Homepage und verkaufen auch online. Sonst sind wir für den Kunden nicht sichtbar. Aber es ist auch wichtig, dass der Handel seine DNA nicht verliert." Holbach hat in seinem Laden ein Terminal, in dem der Kunde Produkte online ansehen und bestellen kann. Durch den Breitbandausbau habe man das Thema Wirtschaftsförderung aufgegriffen, sagte Bürgermeister Weber. Man habe aber nicht nur Unternehmen, sondern auch Bürger, die zum Beispiel einen Personalausweis brauchen. So etwas werde demnächst auch digital ablaufen, aber dennoch brauche man das Angebot, dass man dafür in die Verwaltung kommen könne. "Man muss jeden ermutigen, sich darauf einzulassen. Als Kommune freuen wir uns auf neue, innovative Ideen", sagte Bürgermeister Weber.
MW