Es summt und zwitschert immer weniger in unseren Parks und Gärten. Bei der »Stunde der Gartenvögel« wurden jetzt so wenig Piepmätze gezählt wie noch nie. Ursache ist das Insektensterben. Genaue Zahlen zum Verschwinden der Sechsbeiner gibt es bisher nicht. Der Naturschutzbund Nabu ruft daher jetzt zur ersten bundesweiten Insektenzählung auf.
Studien zeigen, dass die Insekten in Deutschland deutlich zurückgehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Ausräumung der Landschaft sind nur einige Gründe für den Insektenschwund. Eine Vogel-Zählaktion der Naturschützer zeigte jetzt, was das für Auswirkungen auf die Vogelwelt hat: Fast alle Vogelarten, die ihre Jungen mit Insekten füttern, wiesen besonders niedrige Zahlen auf. Bei Mehlschwalbe und Mauersegler gingen die Bestände sogar auf 60 Prozent zurück. Die Ursache dafür liegt offenbar im massiven Insektenschwund. Um genauere Zahlen zu erhalten, startet der Naturschutzbund Nabu sein neues Projekt »Insektensommer«. Es ist die erste bundesweite Insektenzählung in Deutschland. Naturfans sind dazu aufgerufen, in ihrer Umgebung noch bis zum 10. Juni sowie vom 3. bis zum 12. August Insekten zu beobachten und unter www.insektensommer.de online zu melden.
»Jedes Insekt zählt!«
»Mit dem Insektensommer wollen wir auf die enorme Bedeutung der Insekten aufmerksam machen – eine Tiergruppe, die leider stark gefährdet ist«, sagt Kerstin Schnücker vom Nabu Rheinland-Pfalz. »Jeder kann mithelfen, Daten zur Artenvielfalt und Häufigkeit der Insekten zu sammeln. Jedes Insekt zählt!« In Deutschland gibt es nach Schätzungen 33.000 Insektenarten. Über die meisten liegen noch keine Daten vor.
Hilfe beim Bestimmen und Zählen bietet die neue App »Insektenwelt«, die der Nabu zum Start des Insektensommers entwickelt hat. »Die Besonderheit der App ist eine fotografische Erkennungsfunktion«, so Schnücker. »So können die Tiere einfach und schnell mit dem Smartphone fotografiert und automatisch erkannt werden.« (s. unten)
Egal ob Blattlaus, Fliege oder Schmetterling – beim Insektensommer soll jeder Sechsbeiner gemeldet werden. Auf acht in Deutschland häufig vorkommende Arten soll bei der Zählung bis 10. Juni aber besonders geachtet werden: die Tagfalter Admiral und Tagpfauenauge, die Gemeine Florfliege, die Steinhummel, den Asiatischen Marienkäfer, die Hainschwebfliege, die Blutzikade sowie die Lederwanze.
Beobachten und zählen kann man fast überall: Garten, Balkon, Park, Wiese, Wald, Feld, Teich, Bach oder Fluss. Das Beobachtungsgebiet soll nicht größer sein als etwa zehn Meter in jede Richtung vom eigenen Standpunkt aus. Gezählt wird eine Stunde lang. »Um viele Insekten zu sehen, ist ein sonniger, warmer, trockener und möglichst windstiller Tag am besten geeignet«, erklärt Schnücker. Die Daten der Zählaktion Insektensommer werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst. Die Ergebnisse werden vom Nabu ausgewertet und zeitnah veröffentlicht.
Insekten per App bestimmen
Die Nabu-App »Insektenwelt« zeigt die bunte Vielfalt der Insekten. Mit der automatischen Fotoerkennung wird das Bestimmen der Sechsbeiner kinderleicht. Eigene Beobachtungen können gespeichert und geteilt werden. Außerdem bietet die App ausführliche Insektenporträts der 122 bekanntesten Arten, die in Deutschland vorkommen.
Kostenfrei erhältlich: www.nabu.de/apps
(red/cn)