SP

Uni Trier heißt Flüchtlinge willkommen

Viele Flüchtlinge haben in ihrer Heimat ein Gymnasium besucht oder studiert. Einige von ihnen könnten hier studieren – und damit in Zukunft zu den Fachkräften werden, die Deutschland dringend braucht. Die Hürden für ein Studium sind allerdings hoch. Bis die von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka angekündigten Erleichterungen in Kraft treten, wird noch einige Zeit vergehen. Die Universität Trier versucht daher schon jetzt, den Neuankömmlingen mit verschiedenen Projekten den Weg ins Studium zu ermöglichen.

"Ich habe vor Jahren für die Universität Trier den Slogan 'in der Region verwurzelt, in der Welt zuhause' entworfen. Das Problem, das uns derzeit in Europa an vielen Stellen begegnet, ist ein internationales Problem. Als internationale Universität ist es unsere Aufgabe Menschen, die einen Hochschulabschluss machen möchten, zu unterstützen", erklärt Uni-Präsident Prof. Michael Jäckel die Motivation der Uni

Hilfe beim Deutschlernen

Eine wichtige Voraussetzung für einen Studienplatz sind deutsche Sprachkenntnisse. Gemeinsam mit TASI, der Trierer Akademie für Sprachvermittlung und Integrationsförderung (ehemals AStA-Deutschkurse) bietet die Uni Trier Unterstützung beim Deutschlernen an. Einem entsprechenden Aufruf an Studierende, ihre künftigen Kommilitonen zum Beispiel mit Lernpatenschaften zu unterstützen, sind innerhalb weniger Stunden zwei Dutzend Freiwillige gefolgt. Die Zahl ist mittlerweile auf über 40 angestiegen. Universitätspräsident Jäckel hat die Schirmherrschaft für das Projekt "Refugee Prep Courses" übernommen. "Wir erleben eine enorme Hilfsbereitschaft, auch und gerade in der Studierendenschaft. Jetzt kommt es darauf an, dass die Hilfe auf die Bedarfe der Flüchtlinge abgestimmt ist. Die Universität hat sich mit den verantwortlichen Einrichtungen beraten und kann nun gezielte Angebote machen", erklärt Jäckel. 

Einschreibung als Studierende

Dazu gehört neben der Unterstützung beim Deutschlernen die Information darüber, wie sich Flüchtlinge an der Universität als Studierende einschreiben können. In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Zentrum und den Verantwortlichen der caritativen Organisationen vor Ort steht das Akademische Auslandsamt in Kontakt mit interessierten Flüchtlingen. Von deren Seite hat es bereits erste Anfragen gegeben. Eine Beratung ist für die Flüchtlinge sinnvoll, die längerfristig in der Region bleiben und bereits einen anerkannten Status haben. Es sind bereits runde Tische mit den Verantwortlichen vor Ort fixiert, um das Procedere zu klären. 

Schnupperstudium

Die Universität ermöglicht seit vielen Jahren allen interessierten Schülern, in ausgewählte Lehrveranstaltungen hinein zu schnuppern, um sich selbst ein Bild vom künftigen Studienalltag zu machen. Diese Option steht natürlich auch studieninteressierten Flüchtlingen offen. Ansprechpartner im Akademischen Auslandsamt und im Internationalen Zentrum (IZ) sind bereit, hier interessierten Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.  Buddy-Programm/Refugee Support Das Internationale Zentrum bietet ein Programm an, bei dem jeweils ein Studierender aus Deutschland einen "Buddy" aus dem Ausland – seien es Austausch-Studierende oder Studierende mit dem Wunsch des Studienabschlusses – betreut. Dieses Konzept ist sehr erfolgreich und hat geholfen, die Integration der  ausländischen Studierenden zu verbessern, wie auch die interkulturelle Kompetenz der Studierenden zu erhöhen. Unter dem Namen "Refugee Support" hat das IZ das Programm für Flüchtlinge angepasst, die sich längerfristig in der Umgebung von Trier aufhalten werden und einen Bezug zur Universität haben. Die Universität Trier unterstützt das Programm mit Tutorenmitteln. 

Initiativen von Studierenden

Der allgemeine Studierendenausschuss und verschiedene Hochschulgruppen kümmern sich im Rahmen ihrer Angebote auch um Flüchtlinge beziehungsweise ist damit zu rechnen, dass sie dies mit Beginn des Semesters verstärkt tun werden. Daneben gibt es Initiativen, die sich erst aufgrund des wachsenden Zustroms von Flüchtlingen gegründet haben. Dazu gehört die Refugee Law Clinic, eine Aktion von Studierenden und Promovierenden des Fachbereichs Rechtswissenschaft, welche die Flüchtlinge in rechtlichen Fragen unterstützen möchte und mit Vorträgen über das Asylrecht eine breite Öffentlichkeit informieren will. Gegründet im Wintersemester 2014/15 fand im Sommersemester 2015 die erste Vortragsreihe statt. Weitere Aktionen sind geplant. 

Einladung von Flüchtlingen an die Uni

Die Universität Trier plant Vorträge über Deutschland und die Region sowie Besichtigungen für Flüchtlinge anzubieten, die insbesondere im kommenden Winter dazu beitragen sollen, ein wenig aus der Enge der Notunterkünfte zu entfliehen. Es muss noch geklärt werden, wie die Flüchtlinge zum Campus kommen, in welcher Sprache die Vorträge abgehalten werden sollen und wie die Flüchtlinge verpflegt werden können.

Vorträge zur Flüchtlingsproblematik

"Zu unseren Aufgaben als Universität gehört es, der breiten Öffentlichkeit Informationen und Hintergründe zu aktuellen Themen zu liefern", so Präsident Jäckel. Deshalb plant die Uni Trier zum kommenden Wintersemester eine Vortragsreihe, die die Flüchtlings-Problematik aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten will. Zum einen soll es darum gehen, die wirtschaftliche und politische Situation in Afrika und dem Nahen Osten, aber auch in den Balkan-Staaten zu erläutern. "Ziel ist es, Verständnis für die Entscheidung zur Flucht zu vermitteln, Hintergründe und Zusammenhänge zu erläutern, aber auch sich der Problematik der schnellen Integration vor Ort anzunehmen, damit diese Personengruppen nicht nur als Belastung, sondern als Herausforderung mit einer großen Chance verstanden werden."

Hintergrund

Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) hatte angekündigt, dass sie Flüchtlingen den Zugang zum Studium erleichtern und die Hochschulen unterstützen wolle. So sollen speziell für Flüchtlinge deutschlandweit 2400 zusätzliche Plätze an 30 Studienkollegs geschaffen werden. Zudem fördert das Bundesbildungsministerium die Entwicklung einer App, die beim Deutschlernen helfen soll. So sollen Flüchtlinge ihre Smartphones auch als Lernmedium nutzen können. Bereits im August hatte das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf beschlossen, mit dem Flüchtlingen der Zugang zu BAfö erleichtert werden soll: Geduldete und Inhaber bestimmter Aufenthaltstitel müssen künftig nicht mehr eine Vierjahresfrist abwarten, ehe sie BAföG-berechtigt sind, sondern können bereits nach 15 Monaten die Unterstützung beantragen.


Meistgelesen