Vom Operationssaal in den Wertstoffkreislauf
Sie kommen bisweilen nur wenige Sekunden zum Einsatz und landeten bislang nach ihrem Gebrauch im Sonderabfall - spezielle OP-Einweginstrumente eines weltweit operierenden Herstellers. Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier werden diese Medizintechnik-Produkte nun gesammelt und einem Recyclingsystem zugeführt.
Kommt Rolland Weiszenbacher auf das Thema zu sprechen, beschreibt er die Ausgangslage mit wenigen Worten: "Viel zu viel" an Abfällen fielen im täglichen OP-Betrieb an, selbst kleinste Eingriffe schlügen sich in mindestens zwei Säcken Müll nieder, berichtet der Pflegerische Leiter im Zentral-OP des Brüderkrankenhauses Trier. Weiszenbacher weiß gleichwohl auch: "Abfälle zu vermeiden ist in unserem Bereich ungeheuer schwierig, denn die verwendeten Materialien und Instrumente müssen bis zu ihrem Einsatz garantiert steril sein und gelagert werden können, weshalb die Verpackung oft entsprechend aufwändig ist." Während klassisches OP-Besteck wie beispielsweise Scheren oder Pinzetten in der Regel zu den Mehrweginstrumenten zählen, das von der hauseigenen Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP) nach jedem Gebrauch aufwändig aufbereitet wird, bevor es wieder am OP-Tisch verwendet wird, entfällt das Gros der heute verwendeten Materialien und Instrumente auf den Einwegsektor.
Das gilt auch für die häufig verwendeten Klammernahtgeräte. Oft kommen sie nur Sekunden zum Einsatz, allenfalls wenige Minuten finden diese "Cutter", in denen zum Teil aufwändige Technik eingebaut ist, Verwendung. Dann führte der Weg vom Operationssaal geradewegs in den klinischen Spezialmüll, berichtet Jürgen Funk, Abteilungsleiter Einkauf und Materialwirtschaft im Brüderkrankenhaus. Meist wurden die Abfälle "thermisch verwertet", sprich verbrannt.
Mit dem auf Medizinprodukte für die Chirurgie spezialisierten Unternehmen Ethicon, einer Tochtergesellschaft des weltweit tätigen US-Konzerns Johnson & Johnson, schloss das Brüderkrankenhaus kürzlich eine nachhaltige Kooperation ab. Erklärtes Ziel der beiden Partner: Der größte Teil der bislang entsorgten OP-Einweginstrumente soll einem Recycling zugeführt werden.
Heißt im OP-Alltag: Nach ihrer Nutzung werden die Geräte mittels Wischdesinfektion oberflächlich gereinigt und in einem Spezialbehälter gesammelt. Ab einem gewissen Volumen an gesammelten Abfällen werden diese von einem spezialisierten Entsorgungsunternehmen abgeholt und in einer speziellen Einrichtung dekontaminiert. Anschließend werden die Instrumente in ihre Bestandteile zerlegt. Von Titanklammern über Metalle bis hin zu unterschiedlichsten Kunststoffen reichen die in den Produkten eingebauten Materialien, erläutert Funk. Dank der Kooperation gelangen nun wertvolle Rohstoffe zurück in den Wertstoffkreislauf, was sich wiederum auf die CO-2-Bilanz auswirkt, da die ansonsten für eine neuerliche Produktion verwendete Energie samt durch ihre Nutzung verursachten Emissionen vermieden wird. Auch entfallen Kohlendioxid-Emissionen, die bei der bislang üblichen Verbrennung angefallen wären.
Professor Dr. med. Detlef Ockert, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Brüderkrankenhaus, hat die Recycling-Kooperation maßgeblich forciert. Außer von seinem Team werden die die OP-Einweginstrumente vor allem bei thoraxchirurgischen und urologischen Eingriffen verwendet. "Angesichts der Anstrengungen, die von der Regierung unternommen werden bezüglich Umstellung von Heizungen und bezüglich unserer Mobilität, fand ich schon immer, dass wir als Ärzte einen Beitrag zum Umweltschutz leisten sollten. Da ist die Vermeidung beziehungsweise das Recycling von Abfällen sicherlich einer der einfachsten und am schnellsten zu realisierenden Möglichkeiten!"