Nico Lautwein

Von der Schule auf die Trainerbank

Trier. Der Trierer Physiotherapie-Azubi Mats Rambusch sorgt auch auf dem Fußballplatz für Aufsehen.

Er trainiert die B1-Jugend des FSV Trier-Tarforst und absolviert aktuell seine Ausbildung zum Physiotherapeuten am Bildungsinstitut der Barmherzigen Brüder Trier: Mats Rambuschs Leben gleicht einem Spagat zwischen Schule und Trainerbank. Den kann er nur leisten, weil er beides mit besonderer Leidenschaft angeht und von der Physiotherapieschule des Bildungsinstituts in seinem Vorhaben unterstützt wird.

Zwischen Triumph und Tränen liegen mitunter nur wenige Stunden: Am Tag nach dem sensationellen Aufstieg der von ihm trainierten B1-Jugend des FSV Trier-Tarforst in die Regionalliga fuhr Mats Rambusch mit seinem jüngeren Bruder ins Dortmunder Westfalenstadion. An jenem 27. Mai vergangenen Jahres schien sich Fußball-Deutschland nahezu einig - die Meisterschaft würde dem BVB niemand mehr nehmen können. Nicht bei dieser Ausgangslage. Auch die Rambuschs waren überzeugt, dass "ihre" Borussen dieses Mal die Meisterschale holen würden.

Achterbahn der Gefühle

Es kam bekanntlich anders, und spricht man mit dem 22-Jährigen über dieses für ihn so denkwürdige und ereignisreiche Wochenende, bekommt man eine Ahnung von der Achterbahn der Gefühle, die er durchlebte. "Da ging es mir erst einmal eine Woche nicht mehr so gut", erzählt er und fügt schmunzelnd hinzu, dass er sich nicht ausmalen wolle, wie seine mentale Verfassung wohl ohne den Vorabend des Dortmunder Debakels ausgesehen hätte. Denn am 26. Mai gelang dem FSV Trier-Tarforst mit ihm als Trainer, was zuvor noch keiner Mannschaft des Vereins gelungen war - der Aufstieg in die Regionalliga.

Voller Tagesplan

Viermal in der Woche trainiert er sein Team, ab dem späten Nachmittag steht er dann auf dem Platz. Dazu kommen die Spiele in Tarforst und auswärts. Bevor Mats Rambusch zum Training aufbricht, hat er bereits etliche Stunden die Schulbank gedrückt - die der Physiotherapieschule im Bildungsinstitut der Barmherzigen Brüder Trier. Im Oktober 2022 startete er seine Ausbildung auf dem Gelände des Brüderkrankenhauses. Wie sich all das unter einen Hut bringen lässt? Ohne eine gehörige Portion Selbstdisziplin geht es nicht, zudem versteht er es, seine Tage gut durch zu strukturieren.

Zwischen Schule und Fußball

"Jede freie Minute, zum Beispiel in der Mittagspause, nutze ich für Videoanalysen von Spielen", berichtet er. Kommt er abends vom Training, setzt er sich noch an den heimischen Schreibtisch und paukt Schulstoff. Dass er sich für diese Ausbildung entschieden hat, ist zu einem nicht unerheblichen Teil auch eine Folge seiner fußballerischen Leidenschaft: "Ich kann in extrem vielen Situationen auf dem Platz auch meinen physiotherapeutischen Blick mit einbauen", erzählt er. Im Gegenzug komme ihm vor allem im praktischen Teil seiner Ausbildung zupass, dass er durch seine Arbeit als Trainer keine Hemmungen hat, auf Menschen zuzugehen und die richtige Ansprache zu finden. Schließlich spielen in Mats Rambuschs Team Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, sei es sozial oder im Hinblick auf ihre Bildungslaufbahn. Und auch interkulturell hat sich der junge Mann bereits einige Kompetenz erworben. So setzte er sich beispielsweise für ukrainische Flüchtlinge ein, die zu seiner Mannschaft stießen und Unterstützung bei Behördengängen benötigten. Für dieses Engagement erhielt der FSV Trier-Tarforst einen Integrationspreis des Landessportbunds.

Nächstes Jahr der Endspurt

Nun schickt sich der Trierer an, an der DFB-Akademie in Malente die B+-Lizenz als Trainer zu erlangen. Sein Ausbilder: Ralf Peter, der als Nationaltrainer viele weibliche U-Teams zu Welt- und Europameisterschaften führte und unter anderem Nachwuchs-Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach war. Seine Schule unterstützt Mats Rambuschs fußballerische Ambitionen, doch hat ein Spiel bekanntlich 90 Minuten, dauert seine Ausbildung drei Jahre. Im Herbst 2025, so der Plan, legt er erfolgreich sein Examen zum Physiotherapeuten ab.

 


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