Claudia Neumann

Weinstand auf dem Hauptmarkt ist starker Magnet für die Innenstadt

Trier. Eine umfassende Befragung zeigt, welche Rolle der Trierer Weinstand für Gastronomie, Handel und Besuchsfrequenz spielt

Bild: Simon Engelbert

Der Weinstand in der Trierer Innenstadt ist mehr als ein Ort für Rebsorten-Rendezvous. Die Auswertung einer Umfrage zeigt, dass der Stand ein verlässlicher Frequenzbringer und Impulsgeber für die lokale Gastronomie ist. Die Trier Tourismus und Marketing Gesellschaft ließ die Befragung vom 10. Juni bis 2. November in der Innenstadt und direkt am Weinstand durchführen. Für 60 Prozent der Besucher dient ein Glas Wein bei den zweimal wöchentlich wechselnden Winzerbetrieben als Aperitif für einen anschließenden Einkaufsbummel oder den Besuch der örtlichen Gastronomie.

Die Untersuchung wurde von der T.I.P. Marktforschung in Trier erstellt. Sie basiert auf persönlichen Interviews sowie einem Onlinefragebogen, der am Weinstand per QR-Code aufgerufen werden konnte. Insgesamt beteiligten sich 1347 Personen. Unterschieden wurde zwischen Menschen aus Trier, Tagesgästen und Übernachtungsgästen. Ziel war es, neutrale Aussagen über die Rolle des Standes für das Innenstadtmarketing sowie über eine mögliche Konkurrenz zur lokalen Gastronomie treffen zu können.

Hoher Anteil spontaner Besuche

Die Hälfte der Besucher kommt spontan zum Weinstand. Während Übernachtungsgäste vor ihrem Besuch häufig die Stadt besichtigt (39 Prozent) oder ein Restaurant aufgesucht haben (21 Prozent), kommen viele Tagesgäste und Menschen aus Trier direkt von der Arbeit oder von zu Hause (36 Prozent der Tagesgäste, 60 Prozent der Personen aus Trier). Auch in dieser Gruppe wurden vor dem Abstecher zum Hauptmarkt Einkäufe erledigt (15 Prozent) oder Speisen verzehrt (14 Prozent). Jeder zweite Befragte plant nach dem Aufenthalt am Weinstand einen Besuch in einer Gaststätte oder einem Restaurant (49 Prozent).

Der Weinstand ist für viele ein wiederkehrender Treffpunkt. Fast zwei Drittel der Übernachtungsgäste besuchten den Stand zum ersten Mal (62 Prozent). Bei den Menschen aus Trier lag dieser Wert bei 4 Prozent. Drei Viertel waren bereits mehr als fünf Mal vor Ort (73 Prozent). Die Aufenthaltsdauer bleibt meist kompakt: Zwei Drittel verweilen bis zu 60 Minuten auf dem Hauptmarkt, Menschen aus Trier und Tagesgäste etwas länger. Hier geben 52 Prozent an, bis zu einer Stunde zu bleiben, 20 Prozent bis zu 90 Minuten.

Wahrnehmung als attraktiver Treffpunkt

Yannick Jaeckert, Geschäftsführer der Trier Tourismus und Marketing Gesellschaft, betont, dass der Weinstand die Innenstadt belebt, die Aufenthaltsdauer erhöht und anschließend in die Gastronomie führt. 97 Prozent der Befragten halten den Weinstand für einen attraktiven Punkt innerhalb Triers. 92 Prozent geben an, dort neue Weine und Winzer aus Trier und der Region kennenzulernen. Für 88 Prozent ist der Weinstand ein guter Grund, in die Innenstadt zu gehen. 79 Prozent treffen hier Freunde und Bekannte, 73 Prozent lernen neue Menschen kennen. Beim Preis-Leistungs-Verhältnis zeigen sich 47 Prozent nicht vollständig überzeugt.

Nur 5 Prozent fühlen sich durch viele Menschen gestört, 6 Prozent empfinden die Lautstärke als zu hoch. Alkoholmissbrauch oder unangenehmes Verhalten sehen 3 Prozent. 36 Prozent der Befragten wären ohne den Weinstand gar nicht in die Stadt gekommen. Bei den Menschen aus Trier steigt dieser Wert auf 47 Prozent.

Bedeutung für Innenstadt und Handel

Die Ergebnisse zeigen, dass der Weinstand spürbar zur Aufenthaltsfrequenz beiträgt und einen eigenständigen Besuchsanlass bietet. Durch die Kombination mit anderen Aktivitäten wie Einkaufen und Restaurantbesuchen wirkt er nicht isoliert, sondern fügt sich in das Gesamtangebot der Innenstadt ein. Damit wird seine Funktion als sozialer Treffpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität und als Brücke zur Gastronomie und zum Einzelhandel deutlich.

Weitere Ergebnisse der Befragung

Wer besucht den Weinstand?
Etwas mehr als die Hälfte der Gäste kommt aus Trier, ein Drittel sind Tagesgäste, rund 15 Prozent Übernachtungsgäste. Unter den Menschen mit Wohnsitz in Trier stammt der größte Anteil aus dem Innenstadtbereich. Danach folgen Personen aus Trier-Nord und Ruwer sowie den Postleitzahlgebieten 54294 und 54295. Die geringsten Anteile kommen aus Ehrang, Biewer und Pallien. Außerhalb Triers stammen die meisten Gäste aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.

Wie erfährt man vom Weinstand?
Das persönliche Umfeld ist die wichtigste Informationsquelle. 57 Prozent kennen den Weinstand durch Empfehlungen. Bei den Menschen aus Trier liegt dieser Wert bei 61 Prozent, bei Übernachtungsgästen bei 42 Prozent. 30 Prozent der Personen aus Trier wurden durch die Bekanntschaft mit dem Winzer motiviert, 19 Prozent informierten sich über das Internet. Jüngere Gäste lernen den Weinstand überwiegend über Freunde kennen, ältere über Tages- oder Wochenzeitungen.

Wie verbinden sich Stadtbesuch und Weinstand?
89 Prozent der Übernachtungsgäste wären auch ohne Weinstand in die Stadt gekommen. Bei den Menschen aus Trier trifft dies auf 53 Prozent zu. Wer zuvor andere Pläne hatte, hätte die Innenstadt ohnehin besucht. Der Weinstand ist jedoch für 53 Prozent derjenigen, die von der Arbeit kamen, ein Grund für einen Abstecher in die Innenstadt. Bei Personen, die zuvor ohne festen Plan von zu Hause aufgebrochen sind, liegt dieser Wert bei 45 Prozent.


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