Seitenlogo
SP

Wintermärchen zum Abschluss der Handball-WM in Trier

Die Handball-Weltmeisterschaft in Trier war ein voller Erfolg – simply wunderbar! Zum Abschlusstag der Vorrundengruppe A pilgerten 8369 Fans in die Arena – die beiden Topspiele am Abend waren restlos ausverkauft. Die Arena-Veranstalter und WM-Organisatoren sind sehr zufrieden, da mit dem Besucheransturm von insgesamt gut 30.000 Fans vor Turnierbeginn niemand gerechnet hatte. 140 freiwillige Helfer sorgten für einen reibungslosen und perfekten Verlauf der Winterfestspiele von Trier.

Von Vinzenz Anton

Dass die Trierer sehr gastfreundschaftlich und weltoffen sind, ist allseits bekannt. Auch während der WM waren viele Handball-Touristen in Trier unterwegs und verstanden sich prächtig mit den Einheimischen. Bestes Beispiel: In der Partie zwischen Frankreich und Rumänien feuerte ein Miezen-Trommler das rumänische Team an: Gemeinsam mit den weit angereisten Sportfreunden stand der Obertrommler im rumänischen Fanblock und sorgte mit seiner Trommel für die Grundlage der Anfeuerungsrufe. "Mir haben die stimmungsvollen rumänischen Fans von Anfang an gefallen, weil sie bedingungslos ihr Team angefeuert haben. Deshalb habe ich sie in zwei Spielen in deren Fanblock unterstützt, was uns allen sehr viel Spaß gemacht hat", sagte der Trommler nach der Partie.  Diese aktive Fanfreundschaft ist nun Geschichte, da alle Trierer Gruppenspiele beendet sind. Vier Teams reisen weiter zu den Achtelfinals, Angola und Paraguay spielen dagegen nur noch um die Gesamtränge 17 bis 24. Was bleibt, sind viele tolle Erinnerungen – und vielleicht eine Fanfreundschaft.

750 Tore in Trier – 50 pro Spiel

Für die stimmungsvollste Partie der Gruppe A sorgten Frankreich und Rumänien. 3824 Zuschauer wollten das vorletzte Schaulaufen der Profis in der Arena erleben – Besucherrekord! Auch eine LaOla-Welle ging durchs weite Rund und sorgte für Spaß bei den Zuschauern.  Bereits Stunden vor Anpfiff war der Knaller zwischen Olympia-Silbermedaillengewinner Frankreich (2016) und dem bis dato ungeschlagenen Team aus Rumänien ausverkauft.  Das Team um Topstar Cristina Neagu legte den besseren Start hin und konnte eine 2:0 Führung gute fünf Minuten verteidigen. Maßgeblichen Anteil am guten Beginn hatte die rumänische Torfrau Stefania Dedu: Nach einer frühen Verletzung von Rumäniens Nummer 1 nahm Dedu den Platz zwischen den Pfosten ein und parierte dreimal sehr stark gegen frei stehende Angreiferinnen. Frankreich ging nach acht Minuten erstmals in Führung (3:2) und der Knoten schien geplatzt. Tor um Tor konnte sich das Team von Olivier Krumbholz absetzen. Nicht erst beim Stand von 7:2 (16.) machte sich das Fehlen von Top-Spielerinnen auf rumänischer Seite bemerkbar. Coach Jose Ambros schonte Welthandballerin Cristina Neagu und setzte Kreisläuferin Elena Pintea (Spielerin des Spiels gegen Spanien) nur sehr dosiert ein. So durfte sich Frankreich für die am zehnten und elften Dezember in Magdeburg / Leipzig beginnenden K.o.-Spiele einwerfen.  

Frankreich wird Zweiter

Die zweite Sieben des WM-Dritten von 2015 spielte im Angriff nicht zwingend genug, weshalb die französische Führung zur Pause verdientermaßen zehn Tore betrug (17:7). Da Rumänien schon vor Spielbeginn als Erster der Gruppe A feststand, schmerzte die 17:26 Niederlage gegen die zu dominant aufspielende Équipe Tricolore  nicht wirklich.  Auf Verliererseite gab es ehrliche Worte von Cristina Neagu: "Wir sind Gruppensieger geworden und haben heute unsere Kräfte geschont, um im Achtelfinale 100 Prozent geben zu können. Das ist, was zählt." Frankreichs Trainer Krumbholz spekulierte auf den dritten Platz, da "ein Tag mehr Pause gut tut und im weiteren Turnierverlauf noch wichtig werden kann." Frankreich wurde am Ende Zweiter.

Afrikameister verabschiedet sich mit Sieg  

Angola und Paraguay müssen von Trier aus die Heimreise antreten, da beide Teams bisher in allen vier Partien unterlegen waren. Im ersten Spiel des Tages ging es daher nur noch um die Ehre. Der Afrikameister jubelte nach 60 Minuten über den 32:28 Sieg und die ersten beiden Punkte. Sieggarant war Angolas Nummer 15, der bei zehn Versuchen zehn Tore gelangen. Für die Trierer Achtelfinalteilnehmer geht es hingegen morgen früh um 10 Uhr per Flugzeug von Frankfurt (Hahn) nach Leipzig.

Gros großartig in Hälfte eins

Die letzten 60 Minuten der in Trier ausgetragenen WM-Gruppe A bestritten Spanien und Slowenien. Zu dieser historischen Partie gesellten sich als Ehrengäste der slowenische Botschafter aus Berlin und der Präsident des spanischen Handballverbandes. Slowenien lag zur Pause mit 14:13 in Führung – auch dank sechs Treffern von Ana Gros. Die Torjägerin aus Ljubljana führt nach der Vorrunde mit insgesamt 39 Toren die WM-Torschützenliste an. Bei Slowenien schwanden in Hälfte zwei die Kräfte, weshalb Spanien mit 33:26 gewann und damit als Dritter erst am Montag zum Achtelfinale antreten muss.

Deutsche Handball-Meisterin Elena Vereschako begeistert von WM

Elena Vereschako wurde 2003 mit den Trierer Miezen Deutsche Meisterin und ist jedem Handballfan in Trier ein Begriff. Sie spielte auch in der weißrussischen Nationalmannschaft und im EHF-Pokal – heute ist sie Handball-Trainerin der luxemburgischen Damen-Mannschaft HB Museldall. Dieses Jahr wurde sie (wie 2003) Meisterin – nur diesmal als Trainerin.  Vereschako lebt Handball und war daher bei mehreren WM-Spielen live vor Ort: "Ich bin sehr begeistert von der tollen Stimmung, die Spiele waren sehr gut besucht. Handball hat sich gut entwickelt: Der Sport ist schneller und athletischer geworden. Spanien und Frankreich traue ich noch viel zu, aber auch mit Rumänien muss man rechnen. Meine Lieblingsmannschaft war Angola, weil die Zuschauer das Team ins Herz geschlossen haben. Individuell ist der Afrikameister sehr stark besetzt, spätestens bei der übernächsten WM wird dieses Team weit kommen. Momentan fehlt Angola jedoch Spielpraxis auf hohem Niveau." Die deutsche Meisterin ist den Trierer Miezen auch 14 Jahre nach dem großen Erfolg verbunden: "Ich verfolge die Miezen und bin Fan, jedoch kann ich nicht oft zu den Heimspielen, weil wir zeitglich spielen. Die Miezen müssen verstärkt auf die Jugendarbeit setzen, um junge Spielerinnen in der ersten Mannschaft zu etablieren. Dann werden auch wieder mehr Zuschauer kommen. Ich hoffe, dass sich das Interesse am Handball durch die WM gesteigert hat." Zu den Kolleginnen der Miezen-Meistermannschaft hat Vereschako noch regen Kontakt: "Mit Alexandra Gräfer, Katrin Schneider, Kerstin Reckenthäler und Svetlana Mozgowaya schreibe ich hin und wieder, oder man trifft sich bei Veranstaltungen. Der Zusammenhalt ist noch da, so eine Meisterschaft schweißt zusammen."

DHB-Auswahl steht im Achtelfinale

Die deutschen Damen sind trotz einer 23:31 (10:18) Niederlage gegen Vizeweltmeister Niederlande ins Achtelfinale eingezogen. Im Achtelfinale am Sonntag um 20.30 Uhr gegen Dänemark muss Deutschland sich steigern, um bei der Heim-WM noch weiter im Rennen um eine Medaille zu bleiben.

Statistik Freitag, 8. Dezember:

14 Uhr: Angola – Paraguay 32:28 (16:17) Zuschauer: 1123
18 Uhr: Frankreich – Rumänien 26:17 (17:7) Zuschauer: 3824
20.30 Uhr: Spanien – Slowenien 33:26 (13:14) Zuschauer: 3422

Tabelle Gruppe A, Trier: Rumänien (1., 8:2 Punkte), Frankreich (2., 7:3 Punkte), Spanien (3., 7:3), Slowenien (4., 6:4), Angola (5., 2:8), Paraguay (6., 0:10)

Nächste WM-Spiele für "Trierer-Franktion":

Frankreich – Ungarn, Slowenien – Schweden (beide Sonntag), Rumänien – Tschechien, Spanien – Norwegen (beide Montag)


Meistgelesen