Thomas Förster

Am Ende siegt die Menschlichkeit

NRW-Innenminister Herbert Reul besucht Monschau, lobt die Solidarität und zeigt auf, dass der Ukraine-Krieg viele Herausfoderungen birgt.

Rohren (Fö). »Es ist toll, welch große Solidarität die Menschen in der Eifel leisten. Und doch müssen Politik und Verwaltung jetzt Strukturen schaffen, denn Privatinitiativen könnte irgendwann die Luft ausgehen.« Joanna Szymanska nutzt den Besuch von NRW-Innenminister Herbert Reul, um die große Politik in der Ukraine-Krise in die Pflicht zu nehmen.
»Wir sind wütend, ängstlich, machtlos - das Selbstverständnis des Friedens ist dahin«, läutet Micha Kreitz, Vorsitzender von Partei und Fraktion der CDU in Monschau, den Austausch mit Herbert Reul im Rohrener Festsaal nachdenklich ein.
»Wir sind uns alle einig, dass der Krieg schnell ein Ende finden muss. Denn er bringt unfassbares Leid für die Ukrainer«, erklärt Joanna Szymanska. Die engagierte Politikwissenschaftlerin ist vor gut einem Jahr nach Monschau gezogen, hat in den sozialen Medien die Gruppe »Monschau für die Ukraine« gegründet, die Friedenskundgebung auf dem Monschauer Marktplatz organisiert. Und seit kurzem leuchten die Farben der Ukraine vom Monschauer Rahmenberg.
»All das sind tolle Gesten, die vielen Botschaften tagtäglich werden Wirkung zeigen«, ist Innenminister Herbert Reul überzeugt. Er ist in die Stadt Monschau gereist, um die Menschen auf die Herausforderungen einzuschwören, die auf uns durch den Konflikt zukommen. »Wir müssen den Geflüchteten eine Perspektive bieten«, wirbt der CDU-Politiker für eine Willkommenskultur in der Gesellschaft. »Wir wissen nicht, wie viele Menschen bei uns Schutz suchen und wie lange sie bleiben werden.« Wichtig sei es, gerade den vielen Frauen und Kindern, die aus der Ukraine flüchten, Hilfe anzubieten, aber auch aufeinander zu achten. Der Zusammenhalt, den der ukrainische Ministerpräsident heraufbeschwöre, sei die Lebensversicherung für das gebeutelte Land. Er gesteht aber auch zu, dass große Fehler in der Energiepolitik den »Kriegsverbrecher in Moskau« erst handlungsfähig gemacht habe. Er kritisiert die gezielte Vernichtung eines friedlichen Volkes aufs Schärfste.
Auf sorgenvolle Nachfragen unter den Gästen im Rohrener Festsaal versichert Reul, dass EU und NATO geschlossener denn je seien und keine Kurzschlussreaktionen zu befürchten seien, die einen Flächenbrand auslösen könnten. »Kleine Schritte sind wertvoller als große Sprüche«, weiß Herbert Reul, der die Zuhörer spüren lässt, dass er ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen hat - der Einheimischen, aber auch der Geflüchteten. Natürlich werde es auch schwarze Schafe unter den Zuwanderern geben, doch man könne nicht alles zugleich regeln. Reul weiß, in welch schwieriger Situation sich Europa politisch befindet: »Wir stehen für ein Europa, in dem die Stärke des Rechts und nicht das Recht des Stärkeren zählt«.
Über 70 Ukrainer sind bereits im Monschauer Stadtgebiet angekommen. Sie werden unterstützt von vielen Privatpersonen, aber auch vom Café International, das gerade Deutschkurse in den Räumen der Monschauer Musikschule organisiert. Auch Alice Klein sammelt fleißig für die Geflüchteten, aber auch für die, die in ihrer Heimat Widerstand leisten. Für ihre Initiative »Hoffnung schenken« geht auch eine Spendenbox unter den Zuhörern des Ministers rund. Benno Palm vom Sozialwerk Eifeler Christen appelliert an die Bevölkerung, nicht einfach irgendetwas zu spenden, sondern gezielt nachzufragen, was gerade benötigt wird. Auch die Organisation »Eifel hilft« unter Vorsitz von Hermann Mertens unterstützt die Geflüchteten, ebenso die Monschauer Tafel.
Herbert Reul bleibt trotz aller Krisenherde optimistisch: »Am Ende siegt die Menschlichkeit!«


Meistgelesen