Michael Nielen

Der Nationalpark Eifel wächst und gedeiht

Vogelsang. Der Nationalpark Eifel ist so beliebt wie nie: Mehr als 1,4 Millionen Gäste kamen 2024 in das Schutzgebiet – ein neuer Rekord. Gleichzeitig stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Geplant ist eine Erweiterung um 750 Hektar Landeswald.

Oliver Krischer, NRW-Umweltminister, war bei der Vorstellung des Jahresberichts persönlich dabei und lobte: »Der Nationalpark Eifel ist ein Gewinn für alle – für die Natur, die Region und die Menschen, die hier Erholung suchen. Mit der geplanten Erweiterung ermöglichen wir weitere Wildniswälder und Lebensräume für seltene Arten.«

Eine Art, die für die positive Entwicklung steht, ist der Schwarzstorch. Die scheuen Waldvögel waren in Westdeutschland lange verschwunden. Im Jahr 2024 zogen zwei Brutpaare jeweils drei Jungvögel groß, inzwischen sind vier Horste nachgewiesen. »Ein Schwarzstorch in freier Natur ist etwas ganz Besonderes – selbst für Ornithologen«, sagte Krischer. »Wenn man weiß, dass es in ganz NRW weniger als 100 Brutpaare gibt, dann wird klar, welche Bedeutung der Nationalpark hat.«

»Wir haben Störungsarmut, naturnahe Wälder und renaturierte Bäche – das sind die Grundlagen, die der Schwarzstorch braucht«, so Sönke Twietmeyer vom Fachgebiet Forschung des Nationalparks. »Die Vögel ernähren sich von Fröschen, Insekten und kleinen Fischen. Deshalb sind freie, saubere Bäche entscheidend. Dass sie hier regelmäßig brüten, zeigt: Das Ökosystem funktioniert.« Ein Besuch an einem Horst ist heikel. Zu groß ist die Gefahr, die Vögel in der Brut zu stören. »Wir gehen nur in einem engen Zeitfenster im Juni an die Nester«, so Twietmeyer, »dann sind die Jungvögel groß genug, und die Altvögel kommen zuverlässig zum Füttern zurück.«

Oliver Krischer: »Dass diese Art trotz 1,4 Millionen Gästen im Jahr erfolgreich Nachwuchs großzieht, ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Sie zeigt, dass Naturerleben und Artenschutz zusammenpassen.«

Fledermaus und Waldstruktur

Besonders erfreulich war 2024 der Nachweis der Wochenstube der seltenen Bechsteinfledermaus. Mindestens 34 Tiere nutzten alte Höhlenbäume im Kermeter, um ihre Jungen großzuziehen. »Die Bechsteinfledermaus ist eine typische Urwaldart«, sagte Twietmeyer. »Sie braucht alte, strukturreiche Wälder. Dass sie hier erfolgreich reproduziert, ist ein riesiger Erfolg.« Stabil bleibt auch die Wildkatzenpopulation mit 127 Tieren.

Die Waldinventur dokumentiert den Umbruch: Die Fichtenbestände gehen zurück, an ihre Stelle tritt zunehmend die heimische Rotbuche. Seit der letzten großen Waldinventur vor zehn Jahren hat ihr Holzvolumen pro Hektar um 13 Kubikmeter zugenommen – auf nunmehr 73 Kubikmeter. »Das stehende Totholz hat sich versechsfacht, das liegende verdoppelt«, erklärte Nico Schumacher, ebenfalls vom Fachgebiet Forschung des Nationalparks. Auch die Strukturvielfalt nimmt zu: 35 Laubbaum- und Straucharten wurden festgestellt, Kleinstrukturen wie Spechthöhlen, Pilzbewuchs oder Moose haben sich deutlich vermehrt. »Es zeigt, dass die Natur erstaunliche Ergebnisse erzielt, wenn man sie einfach machen lässt«, sagte Dr. Elke Reichert, Präsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Klima (LANUK).

Auch die Menschen zieht es in die Eifel. 1,4 Millionen Besuche wurden 2024 gezählt – ein neuer Höchstwert. »Köln und Bonn zusammen – so viele Menschen waren im vergangenen Jahr einmal hier«, so Krischer. Seit Gründung des Nationalparks nahmen mehr als 640.000 Personen an Führungen und Bildungsangeboten teil, darunter 23.000 allein im Jahr 2024. Rund 50 Schulen sind als Nationalpark-Schulen zertifiziert.

Die geplante Vergrößerung des Nationalparks umfasst rund 600 Hektar Wald, die das Land Nordrhein-Westfalen seit Gründung gezielt für Naturschutzzwecke erworben hat. Hinzu kommen weitere rund 150 Hektar Landeswald. Schwerpunkte liegen entlang der Rur bei Simmerath, in Heimbach sowie in Hürtgenwald-Zerkall.

Michael Lammertz, Leiter der Nationalparkverwaltung Eifel, zog ein persönliches Fazit: »Mehr Arten, mehr Gäste, mehr Fläche – das ist das Ergebnis der engagierten Arbeit ganz vieler Menschen in der Region. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir fortsetzen.«


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