Britta Scheffen

Die Geschichte eines "Lost Place" erleben

Monschau. Wer den Pfad zum Evangelischen Friedhof in Menzerath einschlägt, betritt einen Ort voller Geschichte. Verwitterte Grabsteine lehnen sich an alte Mauern, hohe Bäume spenden Schatten über den in den Boden eingelassenen Steinen, die noch heute den Grundriss einer längst verschwundenen Kirche markieren.

Der evangelische Friedhof in Menzerath versprüht eine mystische Atmosphäre. Die Geschichte dahinter kann nun, dank einer Broschüre der evangelischen Stiftung Monschauer Land, nachgelesen werden.

Der evangelische Friedhof in Menzerath versprüht eine mystische Atmosphäre. Die Geschichte dahinter kann nun, dank einer Broschüre der evangelischen Stiftung Monschauer Land, nachgelesen werden.

Bild: Tilo Sief (links), Britta Scheffen

Eine neue Broschüre der Evangelischen Kirchengemeinde Monschauer Land macht nun die bewegte Vergangenheit dieses besonderen Ortes für Besucher zugänglich. Pfarrer Jens-Peter Bentzin und Prof. Dr. Dr. Georg Schuppener von der Evangelischen Stiftung Monschauer Land stellten die neue Informationsbroschüre vor.

"Dieser Ort hier ist einfach bezaubernd und wir möchten ihn auch für künftige Generationen bewahren", erklärte Bentzin. "Für die evangelische Kirchengemeinde ist er Keimzelle und Identitätspunkt mit einer besonderen Atmosphäre."

Geschichte spiegelt wechselvolle Vergangenheit wider

Die Geschichte des Friedhofs spiegelt die wechselvolle Vergangenheit der evangelischen Gemeinde im Monschauer Land wider. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert waren die Protestanten lange Zeit der Verfolgung ausgesetzt. Ihre Gottesdienste waren verboten, ihre Verstorbenen mussten auf dem weit entfernten Friedhof Walchenau im Hohen Venn bestattet werden.

In den schwierigen Zeiten der Verfolgung versammelten sich die Gläubigen heimlich in einer Scheune in Menzerath. Erst nach dem Westfälischen Frieden von 1648 und dem Religionsvergleich von 1672 erhielten die Lutheraner wieder das Recht auf öffentliche Religionsausübung.

Erste eigene Kirche 1683

1683 konnte die lutherische Gemeinde schließlich ihre erste eigene Kirche in Menzerath errichten. Am 15. August 1683 wurde sie mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet. Um die Kirche herum entstand der Gemeindefriedhof, der bis 1862 die einzige Ruhestätte der Protestanten in der Region blieb.

Ruhestätte bedeutender Persönlichkeiten

Die Anlage wurde zur letzten Ruhestätte bedeutender Persönlichkeiten der Region. Hier liegen Angehörige der bekannten Monschauer Tuchmacherfamilien Scheibler, Schlösser und Offermann begraben – Namen, die den Tuchhandel der Region über Jahrhunderte prägten. Der älteste erhaltene Grabstein trägt das Datum 1678.

In der Mitte des Friedhofs steht das Grabkreuz für Maximilian Friedrich Scheibler (1759-1840), den ersten Pfarrer der heutigen Stadtkirche Monschau. Über 50 Jahre lang versah er seinen Dienst in Menzerath und Monschau und prägte das Gemeindeleben nachhaltig.

Kirchensteine wurden zur Friedhofsmauer

Als die Kirche 1824 wegen Baufälligkeit geschlossen und 1831 abgerissen werden musste, fanden ihre Steine eine neue Verwendung: Aus ihnen wurde die massive Friedhofsmauer errichtet, die heute noch die Anlage umschließt und der ursprünglichen Heckeneinfassung folgte.

Evangelische Stiftung unterstützt Projekt

Die Evangelische Stiftung Monschauer Land, die seit zwei Jahren besteht, hat den Druck der Broschüre und die Anschaffung einer wetterfesten Prospektbox gefördert. "Mit unserer Arbeit möchten wir das Gemeindeleben unterstützen, in der Gesellschaft wirken, Geschichte aufarbeiten und mit der Gegenwart verbinden", erläuterte Prof. Dr. Dr. Georg Schuppener die Ziele der Stiftung.

Broschüre kostenfrei erhältlich

Der Friedhof hat bereits durch seine Aufnahme in die Buchreihe "Lost Places" weitere Bekanntheit erlangt. Die neue Broschüre wird künftig allen Besuchern kostenfrei zur Verfügung stehen und kann auch mitgenommen werden. "Wir hoffen, dass wir noch mehr Menschen für diesen besonderen Ort begeistern können", sagt Pfarrer Bentzin.

Spenden für Erhaltung erbeten

Die Pflege und der Erhalt des historischen Friedhofs sind eine dauerhafte Aufgabe, die finanzielle Unterstützung benötigt. "Wir sind dankbar für jede Unterstützung, die hilft, diesen besonderen Ort für die Zukunft zu bewahren, denn das schaffen wir nur mit Hilfe", betont Pfarrer Bentzin.

Spendenkonto

Spenden für die Erhaltung des Kulturdenkmals können mit dem Verwendungszweck "Alter Friedhof Menzerath" auf das Konto der Evangelischen Kirchengemeinde Monschauer Land überwiesen werden:

IBAN: DE05 3905 0000 0004 9302 28

Weitere Informationen zu Spendenmöglichkeiten sind auch in der neuen Broschüre zu finden, die vor Ort kostenlos erhältlich ist.


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