Thomas Förster

Er trifft seit 65 Jahren den richtigen Ton

Kesternich. Organist Erich Stollenwerk feiert in Kesternich ein besonderes Dienstjubiläum

Kesternich (Fö). »Ich habe Freude am Musizieren und mein Ziel ist es, dass es die Gottesdienst-Besucher auch haben.« Dafür passt Erich Stollenwerk auch mal die Tonart des Kirchenliedes an - er ist Organist in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Kesternich, seit 65 Jahren!

Seiner ganz besonderen Stimme und der gläubigen Mutter ist sein musikalischer Werdegang zu verdanken. »Ich konnte in meiner Jugend drei Oktaven singen. Das begeisterte unseren Pfarrer Mießen und trug meiner Mutter den Wusnch vor, dass ich sein neuer Küster würde«, erinnert sich der heute 79-Jährige. Und was der Pastor sagte, wurde getan. Erst als man ihn auch zum Pfarrer machen wollte, streikte der Heranwachsende. »Ich bin mit 13 Jahren aus der Schule gekommen und war noch nicht im Stimmbruch. Daher konnte ich nicht an eine Gesangsschule gehen, sondern ging zur Handelsschule und trat eine Lehre zum Maler an«, so Stollenwerk. Dem Orgelspiel, das er bei Musiklehrer Breuer, Frau Lennartz und Severin Stollenwerk, aber ganz besonders im Selbststudium erlernte, blieb der Kesternicher jedoch sein Leben lang treu. »Ich habe mit 14 Jahren zum ersten Mal die Lateinmesse gespielt und gesungen«, erinnert er sich.

Festmesse am Sonntag, danach Umtrunk

Erich Stollenwerk wurde Küster, blieb es 13 Jahre lang, ehe er den Dienst an seine Ehefrau Marga abgab. Organist ist er bis zum heutigen Tage, sitzt jeden Mittwoch morgen auf der Orgelempore und jede zweite Woche auch am Sonntagabend. So auch am kommenden Sonntag, 7. September, um 18 Uhr, wenn er im Mittelpunkt der Abendmesse steht, aber mit seiner unnachahmlichen Stimme und dem gefühlvollen Orgelspiel selbst für den festlichen Rahmen sorgen wird. Danach lädt er Weggefährten zum Umtrunk ins Pfarrheim ein.

»Mein Klavier hat ausgedient, also habe ich mir ein E-Piano gekauft«, hat sich der Musiker aus Leidenschaft zum Jubiläum selbst beschenkt. Darauf spielt er gerne zu Hause alte volkstümliche Lieder und erfreut damit bei offenem Fenster auch die Nachbarschaft.

Auch in der Kirche ist er Freund der traditionellen Lieder. »Das kennen und mögen die Kirchengänger. Und wenn die Tonart im Gebetbuch nicht passt, dann mache ich sie passend, sodass sich die Menschen wohl fühlen«, weiß Stollenwerk. »Denn mal ehrlich: Zu einem schönen Gottesdienst gehören feierliche Melodien und Gesang dazu.« Und so wird es am Sonntag - und in vielen Gottsdiensten danach - in Kesternich wieder sein.


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