

Bildung ist ein hohes Gut - und so gibt es immer wieder kontroverse Diskussionen um die beste Schulform und deren Standorte. Allen Problemen im Bildungssystem zum Trotz ist Verena Bauer aus Schmidt ihren Weg unbeirrt gegangen und hat die »Freie Schule Eifel« gegründet. Ihr neues Vorhaben lässt nun aufhorchen: In Heimbach soll ein Neubau entstehen und die Bildungsstätte zur Gesamtschule samt Berufsschul-Zweig wachsen.
Heimbach (Fö). »Unsere Kinder lernen selbstbestimmt ohne Frontalunterricht, Hausaufgaben und Notendruck. Unser pädagogisches Team unterstützt die Kinder beim selbstbestimmten Lernen«, erklärt Verena Bauer, einst Initiatorin und heute Geschäftsführerin der »Freien Bildung Eifel«. Die Schule ist an das Pädagogikkonzept von Maria Montessori angelehnt und ist gleichzeitig eine Art Naturschule. »Sie soll ein Beitrag zur Vielfalt sein«, so Verena Bauer, »damit es auch in der Region mehr Wahlmöglichkeit gibt«.
Gelernt wird nicht stundenlang am Tag auf Stühlen an Tischen in Klassenräumen. Jahrgangsdurchmischt lernen die Kinder zum Beispiel auf Lernteppichen, in der Werkstatt oder im Wald. Bauer: »Langes Sitzen liegt nicht in der Natur des Kindes und ist nicht gesund«. Auch eine Tafel gibt es nicht. Jedes Kind hat freien Zugang zum Lernmaterial, welches sie selbstständig und mit Lernbegleitern gemeinsam benutzen. Trotzdem werde tiefes, sinnvolles Wissen vermittelt, zum Beispiel in der Forscherstation oder der Werkstatt. Natürlich gibt es auch Räume für Deutsch, Mathematik und Englisch. Schließlich können die Kinder von der Freien Schule Eifel nach vier Jahren genauso auf weiterführende Schulen wechseln wie andere auch.
»Mein Ziel war aber von Beginn an, dass alle unsere Kinder 13 Jahre lang dieser Schulform treu bleiben können«, unterstreicht Bauer. Daher arbeitet die Geschäftsführerin daran, dass man im Herbst das Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung Köln durchlaufen kann. Die Jahrgangsstufen fünf und sechs können noch im Schulgebäude, das einst das Wasser-Info-Zentrum Heimbachs war, unterrichtet werden. »2026 wollen wir dann einen Neubau beziehen, wofür ein 6500 Quadratmeter großes Areal in Heimbach vorgesehen ist«, hat Bauer Großes vor. Dabei schwebt ihr ein Gebäude in Vollholzbauweise vor - »am liebsten aus heimischem Käferholz, wir sind da in guten Gesprächen«, freut sich die emsige Visionärin, die auch schon für die ehrgeizige Finanzierung ihre Fühler ausgestreckt hat.
In der »Freien Schule Eifel« sollen dann alle klassischen Schulabschlüsse möglich sein. Zum Schulstart soll es eine »Naturerlebniswoche« geben, auf dem Stundenplan stehen dann auch das »Projekt Herausforderung« oder die »Lernzeit Verantwortung«. »Die Schüler sollen Verantwortung für sich und andere übernehmen - als Pfleger im Tierheim oder beim regelmäßigen Besuch im Seniorenzentrum«, erklärt Bauer. Eltern sollen zudem Lebenskompetenzen vermitteln. »Dazu soll es Workshops für Bewerbungstraining, Steuererklärung oder Reifen wechseln geben«. Ab Jahrgangsstufe sieben sollen Berufspraktika angeboten werden, in der Klasse elf geht es drei Monate für ein »nachhaltiges, dem Gemeinwohl dienendes Projekt« ins Ausland. Im Berufskolleg, auf das man nach der Klasse 10, 12 oder 13 wechseln soll, werden die Berufsbilder »umweltschutztechnischer Assistent« und »Assistent für erneuerbare Energien« gelehrt. Erweitert werden soll das Angebot um duale Ausbildungsgänge wie »Zimmerleute«, wo man die Kooperation mit dem Simmerather BGZ suchen möchte.
Sind in den »Grundschul-Klassen« maximal 22 Kinder zulässig, können ab der Sekundarstufe jeweils 28 junge Menschen pro Schuljahr aufgenommen werden.
»Das ist zwar alles noch Zukunftsmusik, doch muss es jetzt in unser Konzept«, erklärt Verena Bauer. 87 Prozent der schulischen Kosten der staatlich genehmigten Ersatzschule in freier Trägerschaft trägt das Land NRW. Den Rest finanziert der Förderverein der Schule über Mitgliedsbeiträge und Sponsoring.
Zum Tag der offenen Tür wird am Samstag, 22. April, von 10 bis 13.30 Uhr geladen. Weitere Infos gibt es unter
Übrigens: Bereits seit letzten Sommer ist der Naturkindergarten »Freie Wildkatzen Eifel« Teil der »Freien Bildung Eifel«.