»Das Nutzen des Smartphones am Steuer kann verheerende Folgen haben.« Helmut Lennartz, Leiter der Direktion Verkehr im Aachener Polizeipräsidium hat eine neue Gefahrenquelle im Straßenverkehr aufgetan. 2985 Verstöße wurden im letzten Jahr geahndet - ein Fehlverhalten hat mutmaßlich zum Tod eines Jungen geführt. Lennartz: »Leider können wir das nicht nachweisen.«
Und doch wird die Aachener Polizei in diesem Jahr ein Hauptaugenmerk auf die Nutzung von Smartphones und anderen Ablenkungen im Fahrzeug legen. »Da gibt es sicher eine hohe Dunkelziffer«, vermutet Helmut Lennartz. Es seien die kleinen Unachtsamkeiten, die zu zahlreichen Bagatellunfällen führten. Daher sind auch insgesamt die Unfälle in der Region um 6 Prozent gestiegen: 21.369 Mal hat es 2015 gekracht. »Die Zahl zugelassener Kraftfahrzeuge ist auch in den letzten Jahren um 11,6 Prozent gestiegen«, sieht Lennartz diese Zahlen in direktem Zusammenhang.
»Nur« fünf Getötete (-3) und 271 Schwerverletzte (-21) wurden im letzten Jahr in der Städteregion Aachen beklagt. »Das ist eine positive Entwicklung, an der wir weiter arbeiten müssen«, unterstreicht Lennartz.
»Nicht angepasste Geschwindigkeit ist weiterhin die Hauptursache für Verkehrsunfälle«, unterstreicht der Polizeidirektor. Denn man könne sich durchaus im Normbereich bewegen und dennoch zu schnell sein.
Crash-Kurs
»Der größte Rückgang ist bei Unfällen auf dem Schulweg zu verzeichnen«, scheinen die zahlreichen präventiven und repressiven Maßnahmen rund um Schulen und Kindergärten zu fruchten. »Auch der Crash-Kurs für die Zehnt- und Elftklässler trägt zum Erfolg bei«, nennt Helmut Lennartz Gründe, warum die Risikogruppe der »jungen Erwachsenen« langsam, aber sicher weniger an Unfällen beteiligt ist (-8 %).
Zugleich appelliert Lennartz an seine Kollegen, die stetig steigende Zahl älterer Verkehrsteilnehmer ins Auge zu fassen. »Die Menschen über 70 Jahren sind ans Auto gewöhnt und wollen ihre Mobilität nicht einschränken«, so Lennartz. Verständlich - und doch müsse man sich Maßnahmen überlegen, wie zu prüfen sei, wer noch verkehrstüchtig ist und wer nicht.
Auch die Zahl der Motorradunfälle ist um 5 % gesunken. »Ein Kradfahrer fuhr mit 137 km/h durch die 50er Zone«, kann Helmut Lennartz nur den Kopf schütteln. Es gebe Fahrer, die das Bußgeld einkalkulieren. »Wir sollten nach Belgien oder in die Niederlande schauen - da ist zu schnelles Fahren viel teurer und wer nicht zahlt, bekommt sein Gefährt still gelegt«, wirbt er für drastischere Maßnahmen, die Wirkung zeigen...