Stacheldraht als Zeichen der Einengung

Künstler haben eine ganz eigene Art, sich mit Krisen auseinander zu setzen. So auch Maler Manfred Hilgers, der in einer Karikatur die vielfältigen Folgen der Corona-Pandemie dargestellt hat. Das Ölgemälde hat es ins »Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland« geschafft.

Das »Haus der Geschichte« in Bonn macht nicht nur die Vergangenheit unseres Landes erlebbar, sondern sammelt auch Dokumente zur aktuellen Zeitgeschichte. Und da führt in diesen Wochen und Monaten wohl kein Weg an »Corona vorbei. » Es war im Frühjahr 2020 sehr schnell klar, dass diese Pandemie eine Bedeutung für viele Lebensbereiche haben würde, weit über Deutschland hinaus«, so  Peter Hoffmann, Pressesprecher der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Wissenschaftliche Mitarbeiter um Dr. Iris Benner haben daraufhin eine Sammlungsstrategie erstellt, in der unter anderem die Themen »Corona und Alltag«, »Corona und Politik«, »Corona und Wirtschaft«, »Corona und Tod«, »Corona und Kultur«  eine Rolle spielen. Einem entsprechenden Aufruf ist Manfred Hilgers aus Höfen gefolgt, der dem Bonner Museum »Haus der Geschichte« kürzlich eine Zeichnung zum Thema Corona Pandemie zur Verfügung gestellt hat. Damit ist seine Illustration ein Teil der Sammlung von Objekten, die die zeitgeschichtliche Dimension dieser weltweiten Krise dokumentiert. Während der zweiten Corona-Welle im Winter 2020/2021 skizzierte Manfred Hilgers seine Gedanken und verdeutlichte durch seine Zeichnung, wie einengend und verlustreich er die Pandemie erlebte. »Positive Inspiration, die mich seit über 30 Jahren zum Malen bringt, konnte ich während dieser Zeit keine finden«, erinnert sich der Höfener. »Vielmehr suchte ich einen Weg, all die tragischen Auswirkungen der Pandemie, die auch meiner Frau zum Verhängnis wurde, zu verarbeiten.« Der Maler erklärt seine Zeichnung so: »Der als Tod verkleidete Hirte steht in meiner Zeichnung mit wenig frommen Absichten im Mittelpunkt. Er hütet seine Schafsherde in Form von Corona-Viren mit dem Plan, sie in alle Himmelsrichtungen auszusenden. Umgeben wird das Bild von einem Stacheldraht, der eingrenzt, ja auch einengt, wie es Corona und die damit verbundenen Maßnahmen es tun.« Mittlerweile sind über 1.000 Objekte in die Sammlung des Hauses der Geschichte gelangt, eine Ausstellung ist aber zurzeit nicht geplant. »Die Pandemie ist ja noch nicht abgeschlossen und kann deshalb auch noch nicht vollständig in allen Aspekten bewertet werden«, sieht Peter Hoffmann die geplante Ausstellung in einem fortschreitenden Prozess. Zu den Objekten im Haus der Geschichte gehören auch ein Ball vom ersten Geisterspiel der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln im März 2020, ein schon produzierter Bierkrug vom Oktoberfest 2020 in München,  eine Plakatserie der Stadt Köln zum ausgefallenen »Elften im Elften« 2020, Weihwasser in Tüten aus einer Bonner Pfarre, ein Bierkranz von der Karnevalssitzung in Gangelt (einer der ersten Hotspots in Deutschland; Anm.d.Red.) und die Mütze des Karnevalspräsidenten, Leuchtbuchstaben eines Modegeschäftes , das wegen Corona schließen musste, private Absagekarten für Veranstaltungen, Material aus einer Drive-In-Teststation, »Querdenker«-Button und vieles mehr.


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