gepostet von Julia Borsch

Frauenherzen ticken anders - Gesundheitskolumne

Trier/Region. Frauengesundheit ist längst kein Nischenthema mehr. Dr. Enise Lauterbach zum Thema Gendermedizin.

Dr. med. Enise Lauterbach ist Ärztin und Gründerin der LEMOA medical. Die Internistin und Kardiologin gründete im Frühjahr 2020 ein Health-Tech Startup.

Dr. med. Enise Lauterbach ist Ärztin und Gründerin der LEMOA medical. Die Internistin und Kardiologin gründete im Frühjahr 2020 ein Health-Tech Startup.

Bild: Edith Billigmann

Künftig meldet sich die Trierer Ärztin mit einer regelmäßigen Kolumne in unserem Frauen- und Lifestyle-Magazin eff. zu Wort.

In ihrem aktuellen Beitrag legt sie den Finger in eine leider viel zu wenig beachtete Wunde: Faktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, Menopause und Stress können die Herzgesundheit von Frauen deutlich beeinflussen. Doch das ist den meisten Frauen nicht bekannt und viele Mediziner sind darin nicht ausreichend geschult. Tatsache ist, dass Frauen verhältnismäßig häufiger an Herzerkrankungen als Männer sterben. Herzkreislauferkrankungen sind der Killer No.1 für Frauen und nicht der Brustkrebs, wie viele glauben.

 

Herzinfarkt - nicht nur Männersache

"Das Beispiel Herzinfarkt ist das bekannteste, wenn es um die Bedeutung von Gendermedizin geht. Gendermedizin berücksichtigt insbesondere die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau in der Erforschung und Behandlung von Erkrankungen. In Deutschland erleiden jährlich 300.000 Menschen einen Herzinfarkt. Sie ist Folge der Erkrankung der Herzkranzgefäße und gehört zu den häufigsten Herzerkrankungen.

Die meisten Frauen sind sich der Risiken für ihr Herz jedoch kaum bewusst, da Herzkrankheiten weiterhin als eher "männliche" Erkrankungen gelten und Frauen somit ihr Erkrankungsrisiko unterschätzen. Herzerkrankungen entwickeln sich bei Frauen etwa zehn Jahre später als bei Männern, weil Frauen bis zu den Wechseljahren durch das Östrogen geschützt sind."

 

Falsche Diagnose mit tödlichen Folgen

 "Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis, verursacht durch einen vollständigen Verschluss eines Herzkranzgefäßes", führt die Internistin und Kardiologin, die im Frühjahr 2020 ein Health-Tech-Startup in Trier gegründet hat, weiter aus. Prävention und Aufklärung seien ein Muss. Denn auch wenn sich ein Herzinfarkt durch Brustschmerzen, die typischerweise in den linken Arm ausstrahlen können, äußerten, würden Frauen eher die begleitenden Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Schwindelgefühl thematisieren.

"Sowohl bei Männern als auch bei Frauen werden als Hauptsymptom Druck- und Engegefühl im Brustbereich empfunden, die aber von Frauen und Männern unterschiedlich beschrieben werden. Diese Unterschiede führen nicht selten dazu, dass Herzinfarkte bei Frauen nicht sofort erkannt werden. Aufgrund von Stereotypen und mangelndem Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede kommt es zur Verzögerung von Diagnose und lebensrettender Behandlung für die Frauen."

 

Weitere Informationen

Dr. med. Enise Lauterbach ist Ärztin und Gründerin der LEMOA medical. Die Internistin und Kardiologin gründete im Frühjahr 2020 ein Health-Tech Startup. Die mehrfach ausgezeichnete Ärztin gilt als Pionierin der praktischen Digitalmedizin. Die Medizin der Zukunft sieht die Kardiologin in Versorgungsformen, in der sich analoge und digitale Medizin ergänzen.

Die Kardiologin entwickelt und forscht an einer digitalen Gesundheitsanwendung für Patienten mit Herzerkrankungen, die eine geschlechtsspezifische Versorgung zum Ziel hat. Da Prävention bekanntlich noch immer die beste Medizin ist, hat Dr. Enise Lauterbach gemeinsam mit ihrer Schwester Fatma Mittler-Solak, der Spiegel-Kolumnistin und ARD-Moderatorin, das Buch "Kala? Kala! Unsere kretische Kardio-Küche" im EMF herausgebracht.

Die gebürtige Pfälzerin, Tochter türkischer Gastarbeiter, lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Trier.

 


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