Edith Billigmann

Gekommen, um zu bleiben

Region (edi). Die Trierer Modedesignerin Daniela Johanni hat es vom Start-up zum erfolgreichen Unternehmen mit Team geschafft.

Von vielen belächelt und als Träumerin abgetan, hat Daniela Johanni etwas geschafft, was viele für unmöglich gehalten haben: Aus ihrem Start-up "NNIstudio" ist innerhalb von fünf Jahren ein Unternehmen mit Team geworden, das nicht nur in Deutschland designed, sondern dort auch produziert und verkauft.

Einen klassischen Businessplan hatte Daniela Johanni dabei nie, dafür aber Durchhaltevermögen, viel Unterstützung von Freunden und Familie sowie die nötige Offenheit, um in inspirierenden und produktiven Austausch zu treten und Netzwerke zu beleben. Ihre Mutter Monika Johanni, die bis zur Werksauflösung 2008 beim Textilunternehmen "Bobinet" in Trier gearbeitet hatte, spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Ihre Expertise als Textildesignerin im Hinblick auf Material und Stoff ist für Daniela unverzichtbar "und", wie sie betont, "im Hinblick auf hochwertige Qualität ein unglaublicher Vorteil".

 

Made in Germany

NNIstudio-Mode wird komplett in Deutschland hergestellt, ist nachhaltig und qualitativ hochwertig, das Unternehmen transparent. "Und fair", ergänzt die 34-Jährige, die sich bewusst vom negativen Image der Modebranche mit Niedriglohn und Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer distanziert. Das Bekenntnis zum Standort und zur Produktionsstätte Deutschland gehört für sie zum Prinzip der Transparenz ebenso dazu wie die faire Bezahlung aller an diesem Prozess Beteiligten.

 

Mode neu gedacht

Die Designs der NNIstudio-Kollektion folgen einem ganzheitlichen Gestaltungsprinzip. Alle Modelle sind sehr gut kombinierbar und durch gezieltes Styling so wandelbar, dass sie sowohl im Alltag, im Büro als auch zu besonderen Anlässen getragen werden können. Schmeichelnde Silhouetten und hochwertige Textilien sind das Markenzeichen. Ebenfalls in der Kollektion: Unisex-Modelle, die von Männern und Frauen gleichermaßen getragen werden können.

Charakteristisch für Stoffe aus natürlichen Materialien, wie beispielsweise Leinen, ist der Knittereffekt. "In der Sommerkollektion haben wir mit Stoffen gearbeitet, die von vornherein diese Knitteroptik haben, und das gezielt als Gestaltungselement eingesetzt. Ob das Kleidungsstück getragen oder frisch aus dem Kleiderschrank genommen wurde, erkennt man nicht. Das kam rückblickend bei unserer Kundschaft sehr gut an", resümiert Daniela Johanni zufrieden.

 

Aspekt Nachhaltigkeit

Stark ausgerichtet ist ihr Unternehmen auf Nachhaltigkeit - ein Wert, an dem sie sich messen lassen will. Auch deshalb und weil sie vom Modediktat wegkommen möchte, hat sie die saisonale Abhängigkeit gekappt. "Wir entwerfen Mode frei von saisonalen Trends und entwickeln Modelle für das ganze Jahr", betont sie. Dadurch und durch die begrenzte Stückzahl der angefertigten Kleidungsstücke gelinge die nachhaltige Produktion. "Wir können Abfall und Überproduktion vermeiden, weil wir vom Entwurf bis zum Verkauf alles in unserer Hand haben", erläutert die Modedesignerin. Selbst bei der Auswahl des Materials macht sie keine Kompromisse.

 

Leinen los

Mit Webereien, Stricktechnikern und anderen Designern kollaboriert sie schon lange. Gewebte Stoffe und Strickgarne bezieht sie lokal aus Frankreich und Italien. In enger Zusammenarbeit mit den Webereien wird bis zur Materialgewinnung nach möglichst nachhaltigen Verfahren gearbeitet. So wird beispielsweise in der französischen Spinnerei der Wasserverbrauch bei der Herstellung der Leinenstoffe durch ein sogenanntes Trockenspinnverfahren markant reduziert. Auch das Färben der Stoffe kann sie mittlerweile selbst mitbestimmen. "Das geht nur bei Bestellungen ab einer bestimmten Größenordnung", sagt sie. Dadurch ist die Vergrößerung zu einer gewissen Stückzahl nötig, um diese Qualität anbieten zu können.

 

Neidlos Nahtlos

Man muss es ihr zugestehen: Bis zur Perfektion hat Daniela Johanni einen Kreislauf ins Leben gerufen, durch den Stoffe aufgebraucht und Kleidungsstücke nicht überproduziert werden. Besonders nennenswert ist hierbei die Strickkollektion. Neben nahezu unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten garantiert die nahtfreie Herstellungstechnik - neben dem außergewöhnlichen Tragekomfort - einen besonders schonenden Umgang mit Ressourcen: Die eingesetzten Garne werden komplett verstrickt, sodass kein Abfall bei der Produktion entsteht. Etwa 90 bis 120 Minuten benötigt die Strickmaschine hierbei beispielsweise für einen Pullover.

Hochgerechnet kann eine Maschine daher maximal 16 Kleidungsstücke pro Tag anfertigen. "Die Zeit und damit unsere Arbeit, die wir bei der Herstellung investieren, zahlt uns das Produkt mit seiner Lebens- dauer wieder aus", erwähnt Daniela Johanni stolz. Dass es für ihre Mode keine Sale-Aktionen geben kann, liegt auf der Hand. Die kleine Stückzahl, die produziert wird, lässt keine Restbestände zu und die Kalkulation sieht von vornherein keine Rabatte vor. "Unsere Kunden wissen das", so die Jungunternehmerin. "Wir kommunizieren das, sind ehrlich und transparent." Gekauft werden kann nur im Showroom in Trier, online oder auf Designmessen, auf denen das NNIstudio-Team seine Kollektion persönlich präsentiert.

 

Information

NNIstudio wurde 2017 von Daniela Johanni während eines "designer in residence"-Aufenthalts in Thüringen gegründet. Noch heute besteht ein intensiver Kontakt zu den dort ansässigen Produzen- ten und Produzentinnen. 2018 ist Johanni mit ihrem Studio in die Neustraße nach Trier gezogen. Dietmar Kruppert hatte ihr in seinem Optiker-Geschäft "Glasklar" Räumlichkeiten für ihr Atelier zur Verfügung gestellt. Seitdem entsteht hier alles aus einer Hand, angefangen vom Entwurf über die Musterung und Konfektionierung kleiner Stückzahlen bis hin zu Einzelanfertigungen. Seit 2019 gibt es mit dem Showroom die Möglichkeit, sich beraten zu lassen, die Kollektion anzuprobieren und sie auch direkt vor Ort zu kaufen. Der Showroom befindet sich nach wie vor in Kooperation mit "Glasklar" auf der gemeinsamen Conceptstore-Fläche.

www.nni-studio.com  


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