Andrea Fischer

Zwischen Staatsakt und Schlittenfahrt: Guillaume und Stéphanie

Luxemburg/region (fis). Mit der Amtseinführung von Großherzog Guillaume und Großherzogin Stéphanie beginnt für Luxemburg ein neues Kapitel. Doch nicht nur die beiden stehen im Rampenlicht – auch ihr ältester Sohn, Prinz Charles, sorgt als jüngster Thronfolger Europas für Aufmerksamkeit. Wir haben den RTL-Adelsexperten Michael Begasse aus Trier gefragt, was das neue Paar und ihre Familie für Luxemburg und Europa bedeuten – und wie die Zukunft des Hauses Luxemburg aussieht.

Interview: Andrea Fischer

Andrea Fischer: Herr Begasse, die Amtseinführung von Guillaume und Stéphanie war sicherlich ein besonderer Moment. Wie würden Sie das Paar als Persönlichkeiten beschreiben? Was macht ihre Ausstrahlung und ihr Zusammenspiel so besonders?

Michael Begasse: Ich habe das Paar beim persönlichen Interview im großherzoglichen Palast in Luxemburg-Stadt kennengelernt. Das war das erste Mal, dass wir uns gegenübersaßen, Hände schüttelten, und ich hatte 20 Minuten Zeit für das Gespräch. Aber das Schöne und Spannende an solchen Fernsehinterviews ist eigentlich das, was davor und danach passiert. Denn das zeigt die Menschen abseits des Blitzlichts und der Kamera. Beide, Stéphanie und Guillaume, haben sich uns mit Handschlag vorgestellt – und zwar nicht nur mir, den sie aus dem RTL-Programm kannten, sondern auch meinem Kameramann und dem Tonassistenten. Guillaume, das neue Staatsoberhaupt von Luxemburg, stellt sich einem deutschen Kamerateam vor – das fand ich einen unglaublich schönen Zug. Drei Minuten später kommt dann Stéphanie, entschuldigt sich kurz, dass sie verspätet ist, und ist ebenso herzlich. Sie waren ganz liebevoll, bodenständig, natürlich und nahbar. Ich habe auf Instagram geschrieben: ‚Es gibt Interviews, die im Herzen bleiben.‘ Und dieses war eines davon – nach fast 35 Jahren bei RTL bleibt es mir wirklich im Herzen. Ich habe zwei offene, moderne und miteinander sehr verbundene Menschen erlebt.


Stéphanie hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt – von der zurückhaltenden Aristokratin zur selbstbewussten Großherzogin. Wie sehen Sie ihren Weg und was macht sie zu einer modernen, bodenständigen Vertreterin der Monarchie?

Stéphanie weiß genau, worauf es ankommt – nicht nur als Landesmutter, sondern auch als Mutter von zwei kleinen Söhnen und Ehefrau des neuen Großherzogs. Ich habe ihr das Beispiel von Queen Elizabeth und Prinz Philip genannt – er war ihr ‚Fels in der Brandung‘, wie die Monarchin einmal selbst gesagt hat. Stéphanie hat gelacht und erwidert: ‚Ja, so sehe ich mich auch.‘ Sie hat sich bewusst auf ihre Rolle vorbereitet, lange bevor sie Großherzogin wurde. Sie wusste, dass sie diese Position irgendwann einnehmen würde. Ich bin sicher, sie wird einen modernen und sehr guten Job machen.


Zwischen Krone und Kinderzimmer – das Paar ist zweifache Eltern. Wie gelingt der Spagat zwischen royaler Verantwortung und Familienalltag? Welche Rolle spielt die Familie für das Bild des neuen Großherzogshauses in der Öffentlichkeit?

Ich habe die beiden gefragt, wie sie nach der Amtseinführung als verliebtes Paar und liebevolle Eltern agieren wollen. Guillaume sagte: ‚Am Wochenende gibt es keine offiziellen Termine. Dann sind wir eine ganz normale vierköpfige Familie.‘ Sie gehen wandern, Schlitten fahren, leben den Alltag wie jede andere Familie auch. Die Kinder sollen verstehen, dass sie besonders sind, aber nicht abgehoben sein dürfen. Der fünfjährige Charles merkte schon bei der Zeremonie, dass etwas Besonderes passierte, und wurde von der Oma bespaßt, um die Langeweile zu zügeln. François ist noch zu klein, um das alles zu verstehen. Ich fand diese Szenen sehr sympathisch.“


Stéphanie beeindruckt immer wieder durch ihren klassischen, aber individuellen Stil. Wie wichtig sind Kleidung und Auftreten in ihrer Rolle?

Ihr Look verrät, dass sie eine Frau ist, die sich nicht in den Vordergrund drängt, aber Stil und Klasse besitzt – royale Klasse, die man ihr gleich ansieht. Alle Outfits, die sie während des Thronwechsels trug, waren elegant und untermauerten ihre Rolle als neue Großherzogin. Bei meinem Interview trug sie Blau – sie sagte: ‚Royalblau geht immer.‘ Das passt zu ihrem Auftreten: zurückhaltend, aber individuell und ausdrucksstark.

Ihr ältester Sohn, Prinz Charles, ist derzeit der jüngste Thronfolger Europas. Wie wird er schon behutsam auf seine zukünftigen Aufgaben vorbereitet?

Guillaume sagte: ‚Unsere Kinder dürfen Kinder bleiben.‘ Sie werden natürlich irgendwann erkennen, dass sie besondere Kinder sind – aber sie sollen spielen, lernen, Kind sein. Erst später wird man sie langsam an ihre Rolle heranführen. Charles hat noch viele Jahre Zeit, um diese Aufgabe zu lernen. Die Monarchie in Luxemburg steht nicht so stark im Fokus der Weltpresse. Das bedeutet, die Familie kann auch ungestört einkaufen oder spazieren gehen – sie wird erkannt, aber nicht belagert.


Abschließend ein Blick in die Zukunft: Welche Akzente könnte das junge Paar als Eltern und Repräsentanten Luxemburgs setzen? Welche Eigenschaften könnten Charles später helfen, ein guter Großherzog zu werden?

Ich habe Großherzog Guillaume gefragt, was ein kleines Land wie Luxemburg im europäischen Kontext bewirken kann. Er sagte: ‚Wir waren schon immer perfekt darin, Brücken zu bauen – zwischen großen Mächten wie Deutschland und Frankreich und Nachbarn wie Belgien und den Niederlanden, aber auch in anderen politischen, sozialen und kulturellen Bereichen.‘ Das Großherzogtum ist zwar klein, hat aber eine hörbare Stimme in Europa – und diese Stimme hat jetzt einen neuen Namen: Seine Königliche Hoheit Großherzog Guillaume von Luxemburg.

 


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