Seitenlogo
ju

AK Demenz: Beraten, koordinieren, networken

»Demenz – wir müssen reden« lautet das Motto zum diesjährigen Welt-Alzheimer-Tag am 21. September. Im Vorfeld startet der Wochenspiegel eine Serie zum Thema Demenz. Start ist die Vorstellung des Arbeitskreises Demenz.
Der Arbeitskreis Demenz engagiert sich für ein funktionierendes Netzwerk. Themenbild: Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de

Der Arbeitskreis Demenz engagiert sich für ein funktionierendes Netzwerk. Themenbild: Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de

Michael M. steht mit beiden Beinen im Leben. Der dynamische Ingenieur ist erfolgreich und liebt seinen Job. Seine Ehe ist immer noch  glücklich, die zwei Kinder aus dem Gröbsten heraus und mit einer Harley hat sich der Motorradfan gerade einen alten Traum erfüllt. Seit einigen Monaten fällt dem 59-Jährigen aber alles viel schwerer. Häufig verlegt er Dinge oder vergisst, was er einkaufen soll. Vor einigen Tagen hat er die PIN seiner Bankkarte vergessen. Und als er dem langjährigen Nachbarn beim Rasenmähen über den Zaun zuwinkte, musste er lange überlegen, bis ihm dessen Nachname einfiel. Anzeichen einer Demenz?
Rund 1,6 Mio Menschen leiden in Deutschland an einer Demenzerkrankung. Vor allem über 75-Jährige sind betroffen. In zwei Drittel der Fälle handelt es sich um die Alzheimer Krankheit, die bereits unter 60-Jährige trifft. Heilung ist nicht möglich. Die Abbauerkrankung des Gehirns führt zu einem stetigen Verlust des Gedächtnisses und geistiger Fähigkeiten. In der Folge verändert sich auch die Persönlichkeit der Betroffenen. Sie können ihren Alltag nicht mehr alleine bewältigen und verlieren den Bezug zu ihrer Umwelt. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto mehr sind sie auf Betreuung und Pflege angewiesen. Eine Entwicklung, die vielen Angst macht.
Aber nicht jede Vergesslichkeit deutet schon eine beginnende Demenz an. Stress, seelische Belastungen oder körperliche Krankheiten wirken sich oft auch auf die geistige Leistungsfähigkeit aus.
Doch es lohnt sich, frühe Anzeichen ernst zu nehmen und sich  – zusätzlich zur medizinischen Betreuung –Unterstützung zu holen.  In der Region gibt es die zum Beispiel beim Arbeitskreis Demenz der Regionalen Pflegekonferenz des Kreises Bernkastel-Wittlich, den wir in Teil 1 unserer Themenreihe »Demenz« vorstellen.

Eine große Herausforderung

Menschen mit einer demenziellen Erkrankung stellen für die Angehörigen in der Betreuung und Pflege oft eine große Herausforderung dar. Für betroffene Familien sind Orientierung und möglichst umfassende Entlastungsmöglichkeiten von besonderer Bedeutung. Bereits  seit 2008 hilft hier der Arbeitskreis »Demenz« der Regionalen Pflegekonferenz im Kreis Bernkastel-Wittlich. Hier engagieren sich  u.a. Pflegestützpunkte, Dienste und Einrichtungen der Pflege,  das Verbundkrankenhaus sowie die Caritas. Der Arbeitskreis organisiert Veranstaltungen zum Thema Demenz, informiert in der Öffentlichkeit und stellt auch die Patientenbetreuung sicher – etwa um Angehörigen die Teilnahme an einer Fortbildung oder den Austausch mit Gleichbetroffenen zu ermöglichen.

Die Zahl demenzkranker Menschen steigt stetig

Der demografische Wandel, eine gestiegene Lebenserwartung und Mobilität  verändern Familienstrukturen und – eng damit verbunden, pflegerische Bedarfs- und Versorgungslagen auch im Kreis Bernkastel-Wittlich. »Die Zahl der auf Unterstützung angewiesenen älteren Menschen mit demenzieller Erkrankung nimmt stetig zu. Gleichzeitig geht die Zahl der zur Unterstützung zur Verfügung stehenden Angehörigen zurück,« sagt Manuell Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung. »Zur gezielten Sicherstellung und Weiterentwicklung von Angeboten für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen setzt der Landkreis neben dem Arbeitskreis Demenz  eine  Beratungs- und Koordinierungsstelle Demenz (Beko) ein. Die Netzwerkstrukturen des Arbeitskreises und der Beko ermöglichen, Versorgungsbedarf frühzeitig zu erkennen,« so Follmann weiter. Darüber hinaus bietet der Kreis ein Förderprogramm zum Aufbau wohnortnaher Hilfen an. Es gibt einen »Wegweiser für pflegende Angehörige«, in dem bestehende Angebote zusammengefasst sind und der laufend fortgeschrieben wird.
Obwohl der Arbeitskreis Demenz mit Fortbildungen, einer Zukunftswerkstatt und unterschiedlichen Projekten bereits viel erreicht hat, bleibt die Enttabuisierung des Themas wohl eine Daueraufgabe. Manuel Follmann: »Der überwiegende Teil der pflegerischen Versorgung von Menschen mit Demenz findet durch Angehörige in der häuslichen Umgebung statt. So geraten diese oft in Einsamkeit und Isolation. Hier gilt es auch weiterhin, die Themen Demenz und Angehörigenpflege zu enttabuisieren, Hilfsangebote aufzuzeigen und auszubauen.«
Für die Zukunft wünscht sich der Arbeitskreis eine noch stärkere Zusammenarbeit aller Institutionen, Verwaltungen und Anbietern von Versorgungseinrichtungen wie Geschäften oder Banken in Richtung eines übergreifenden Demenznetzwerks. Kontakt
  • Arbeitskreis Demenz der Regionalen Pflegekonferenz des Kreises Bernkastel-Wittlich, Kurfürstenstr. 16, 54516 Wittlich
  • Gerhard Letsch, Tel. 06571 / 14-142263, Mail: Gerhard.Letsch@Bernkastel-Wittlich.de
  • Mirko Nagel, Tel. 06571 / 14-2408,  Mail: Mirko.Nagel@Bernkastel-Wittlich.de

Vorschau: Themenreihe Demenz

  • Formen der Demenz, Frühsymptome, Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten, Risikofaktoren, Prävention: Interview mit Volker Pickan, Chefarzt der Inneren Abteilung und Akutgeriatrie Cusanus Krankhaus
  • Kommunikation und Alltagsgestaltung: Interview mit Emmerich Berg; interne Fortbildung Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich
  • Beratungs- und Koordinierungsstelle Demenz: Überblick über entlastende Angebote im Landkreis: Ulrike Jung-Ristic
  • Pflegeversicherung: Informationen von Anne Hees-Konrad, Pflegestützpunkt
  • Leben mit der Diagnose Demenz: Betroffene und Angehörige kommen zu Wort.

(ste)


Meistgelesen