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Julia Borsch

"Su woar dat emol ..."

Region. Lesen Sie hier einen weiteren Beitrag der Reihe "Eefeler Verzellcher" von Joachim Schröder.

"Dat Jrimmelchen"

"Dat Jrimmelchen"

Bild: Archiv, Joachim Schröder

Liecht ous, Liechtcher zu! So hieß es vor genau 60 Jahren, wenn Mutter Agnes dem kleinen Bub "Gute Nacht" sagte. 30 Minuten zuvor war der Bub noch mit "Pap Pitter" durch den Stall gestreift, hatte mit ihm die 4 Kühe, das Schwein und die Hühner inspiziert und wurde dann vom "Pap" in die Nacht entlassen.

Das war tagtäglich ein festes Ritual! Emma, Frieda, Klär und Schess - das waren die Namen der Kühe, die auch auf dem krummen Eichenbalken im Stall, genau wie deren Geburtsdatum und Vorfahr-Mütter, mit Kreide verzeichnet waren. Pitter konnte die Tiere "blind" benennen - er brauchte nur deren Euter zu ertasten und die Hände zum Melken anzulegen. Unter ihm: ein wackeliges Dreibein, "Melkstuhl" genannt.

Da fällt mir flott ein Eifel-Rätsel ein:

Zwebeen helt Enbeen
Und läscht et op Dreibeen.
Du kum Vierbeen un holt Enbeen,
du holt Zwebeen Dreibeen
un wurf op Vierbeen,
datt Vierbeen Enbeen falle luß.

(Lösung: Mensch, Schinken, Schemel, Hund)

Zurück zum "Liecht ous": "Die Mam" kam ins Zimmer, sagte dem Bub Nacht und ging in die gute Stub, um hier noch zwei Briketts im Herd nachzulegen. Das "Jrimmelchen" war meine jüngste Schwester Brigitte, sie war eine Art Nesthäkchen und wurde als letztes Kind der "Dynastie" besonders herzlich im Leben aufgenommen. Der Schmusename "Jrimmelchen" sagte nichts weiter aus, als dass diese Brigitte ein kleines Restchen vom Kuchen war, eben ein "Krümmel-chen", das man nett herzen konnte.

Die "Liechter" in den Schlafzimmern wurden gelöscht mittels eines Drehschalters, die "Liechtcher" der Kinder gingen zu und man versank im Schlaf. Zurück blieben bei allen vier Kindern und den Eltern die filigranen Eisblumen an den Fensterscheiben, die noch ein sanftes Licht ins kalte Zimmer ließen.

Text: Joachim Schröder


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