"Die Virusmutationen bereiten uns Sorge"
Wie stellt sich die Corona-Situation im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich dar? Wie viele Intensivbetten und Beatmungsplätze stehen für Corona-Patienten zur Verfügung? Sabine Zimmer (Öffentlichkeitsarbeit Verbundkrankenhaus): „Intensivpflichtige COVID-Patienten werden am Klinikstandort Wittlich behandelt. Normalerweise stehen hier 18 Behandlungsplätze mit Beatmungsmöglichkeiten zur Verfügung. Doch intensivpflichtige Patienten, die an COVID-19 erkrankt sind, müssen zudem isoliert betreut und versorgt werden. Die Anzahl der intensivpflichtigen COVID-Patienten schwankt momentan stark. So muss die Belegung der anderen Intensivbetten täglich neu mit den betreffenden Fachabteilungen abgestimmt und dem aktuellen Bedarf angepasst werden. Verschärfend kommt hierbei hinzu, dass aufgrund der zurzeit verstärkt auftretenden Virusvarianten, bei positiv getesteten Patienten - bis zur Klärung der Mutation keine Zusammenlegung erfolgen kann. Der ärztliche und pflegerische Personaleinsatz in diesen zwei Intensivbereichen wird doppelt geplant. Eine Doppelbelastung, die die hochqualifizierten Teams nun bereits lange unter hohem Einsatz stemmen. Seit März 2020 gibt es im Wittlicher St. Elisabeth Krankenhaus eine eigene Covid-19-Isolierstation, für diejenigen Patienten, die an akuten Gesundheitsbeschwerden leiden und entweder mit der bereits bestätigten Infektion oder dem Verdacht darauf aufgenommen werden. Diese Station umfasste in Spitzenzeiten 28 Patientenzimmer. Mitte März konnte die Station um die Hälfte reduziert werden. Die Belegung schwankt hier in den letzten Wochen zwischen 3 und 10 Patienten. Das hochengagierte ärztliche und pflegerische Team der Corona-Isolierstation wird auch von anderen Stationen und von Kollegen des zweiten Klinikstandortes in Bernkastel-Kues personell unterstützt“. Gibt es Engpässe? Müssen planbare OPs verschoben werden? Gunnar Kessler (stellv. Ärztlicher Direktor, Leiter der Zentralen Notaufnahme Wittlich): „Die medizinisch dringliche Versorgung in unserer Klinik ist gewährleistet und Notfälle aller Art werden, wie bisher auch, Rund-um-die-Uhr behandelt. Die Durchführung planbarer Operationen und Behandlungen wird an die jeweilige Situation und Entwicklung angepasst“. Was war der Höchststand an Patienten im Verbundkrankenhaus, seit es Corona-gibt? Gunnar Kessler: „Zwischen Weihnachten und Silvester schwankende Zahlen zwischen 28 - 30 Patienten auf der COVIDIsolierstation und jeweils 2-3 intensivpflichtige Patienten in der COVID-Intensivstation.“ Vielfach wird berichtet, dass das Durchschnittsalter der Covid-19-Patienten in den Kliniken sinkt. Bildet sich das auch im Verbundkrankenhaus ab? Murad Ghanem (Ärztliche Leitung COVID-Isolierstation, Ltd. Oberarzt Innere Medizin/ Kardiologie): „Ja, vor allem werden weniger ältere Menschen auf die Normalpflegestation aufgenommen, insbesondere weniger Patienten, die über 80 Jahre sind. Zunehmend sehen wir auch jüngere, ansonsten gesunde bzw. nicht wesentlich vorerkrankte Menschen, die betroffen sind.“ Wie verlaufen die Covid-19-Erkrankungen der Patienten, die derzeit in der Klinik behandelt werden? Wie lange ist die durchschnittliche Aufenthalts-Dauer? Murad Ghanem: „Sorgen bereitet uns, dass die derzeit behandelten Patienten überwiegend mit einer Mutante des SARSCoV-2 infiziert sind (v.a. der britischen aber auch der südafrikanischen Variante) und einen schwereren Krankheitsverlauf erleiden, als die mit der ursprünglichen Virus-Variante Infizierten. Zudem scheint die Behandlungsdauer zuzunehmen.“ „Medizin und Pflege haben seit über einem Jahr viele Erfahrungen und Kenntnisse zur Pandemie gesammelt. Wir sind heute erfahrener in der Behandlung. Wenn die Patienten früh genug bei uns auf die COVID-19-Isolier- bzw. Intensivstation aufgenommen werden können, können wir auch schneller und damit effektiver handeln. Zudem haben wir enge Kontakte zu mehreren maximalversorgenden Akutkliniken aufgebaut, in die diejenigen Patienten verlegen können, die einer weitergehenden, invasiveren Therapie bedürfen.“ Bundesweit äußern sich insbesondere Intensivmediziner derzeit besorgt. Sie fürchten weiter steigende Patientenzahlen. Teilen die Verantwortlichen im Verbundkrankenhaus diese Einschätzung? Gunnar Kessler: „Alle Angaben sind Momentaufnahmen, die sich ständig ändern können. So ist aktuell die Situation auf der COVID-Intensivabteilung stark schwankend - täglich bewerten wir in einer Frühbesprechung die dortige Situation und entscheiden über notwendige Anpassungen. Die Lage auf unserer normalen COVID-19 Isolierstation ist zum Glück momentan nicht so angespannt, doch die Virus-Mutationen bereiten uns Sorge.“ Die dritte Welle folgt zeitnah auf die zweite. Wie erschöpft sind Ärzte und Pfleger inzwischen? Gunnar Kessler:„Viele Mitarbeiter*innen sind von der extrem langen und anstrengenden Zeit erschöpft, sowohl körperlich als auch zum Teil seelisch. Das geht uns allen so - im ärztlichen wie im pflegerischen Bereich.“ Anke Kessler, pflegerische Stationsleitung COVID-Isolierstation: „Man merkt schon, dass mittlerweile viele am Limit sind durch die körperlichen und psychischen Anstrengungen der letzten Monate. Zwar sind auch wir lockdownmüde, aber wir wissen, wie schnell die Lage wieder umschlagen und was das Virus mit Menschen machen kann. Wir sehen solche Sachen dann aus einem anderen Blickwinkel.“ Gibt es aktuelle Besucherbeschränkungen in den Häusern in Wittlich und Bernkastel-Kues? Heike Ostermeier, stellv. Kaufmännische Direktorin: „Ab Freitag, 23. April 2021 tritt im Verbundkrankenhaus Bernkastel / Wittlich wieder das Besuchsverbot in Kraft. Als einziges Krankenhaus unserer Region, hatte das Klinikum vor 6 Wochen Patientenbesuche wieder erlaubt, mit Blick auf die damals niedrigen Corona-Inzidenzen und die hohe Bedeutung sozialer Kontakte im Genesungsprozess der Patienten. Es galten strenge Auflagen. „Die hohe Präsenz der deutlich ansteckenderen Virus-Mutationen in der Region und die angestiegenen Corona-Inzidenzen zwingen uns leider dazu, diese Öffnung wieder zurückzuziehen. Wir sind uns der Bedeutung von Krankenbesuchen für unsere Patienten und deren Familien bewusst, müssen aber gleichzeitig den gesundheitlichen Schutz der Patienten und Mitarbeiter im Auge behalten. Ausnahmen zum Besuchsverbot gelten wie bisher auch bei schwangeren Frauen, die in Begleitung zur Entbindung in die Wittlicher Geburtsklinik kommen, sowie bei schwerstkranken, sterbenden Patienten. Alle Ausnahmen sind mit den behandelnden Ärzten bzw. den Stationsleitungen abzustimmen. Die Lage ist sehr dynamisch und wird in engen Rhythmen neu bewertet, analog der behördlichen Entscheidungen." Interview: Stephanie Baumann

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