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Im Interview: Autorin Barbara Kemmer über ihren Wanderführer

Insgesamt 40 Strecken und viele Infos rund ums Wandern und die Region bietet der neue Eifel-Wanderführer von Barbara Kemmer und Frank Schmitt. Die Erstellung war jedoch sehr aufwendig und erforderte viel Ehrgeiz.

Wandern ist ihre Leidenschaft: Die 41-jährige Kunsthistorikerin Barbara Kemmer und ihr 49-jähriger Lebenspartner Frank Schmitt, von Beruf Architekt, haben rund ein Jahr und 9 Monate lang die vielfältigsten Wanderstrecken in der Eifel erkundet und dokumentiert.
Der Einsatz hat sich gelohnt: Die 40 besten Wanderwege haben die beiden in ihrem Eifel-Wanderführer, der im Verlag Reise Know-How erschienen ist, zusammengetragen.

Querfeldein

Darin präsentieren die Autoren die Kulturregion vom Eifelvorland über die West- und Osteifel bis über die Grenzen nach Belgien und Luxemburg.
Eine Karte im Buch zeigt die Position sowie den Schwierigkeitsgrad jeder Route. Hat man sich für eine entschieden, finden die Leser ausführliche Beschreibungen zur Strecke, ein Höhendiagramm und Informationen u.a. zu Gehzeiten, Einkehrmöglichkeiten und Verkehrsanbindungen.
Abgerundet wird der Band durch Fotos, die Eindrücke der vielseitigen Natur bieten, Wissenswertes zum Thema Landeskunde sowie praktische Tipps rund um das Wandern. Damit bietet das Buch Anfängern sowie Fortgeschrittenen eine Vielzahl an Möglichkeiten den nächsten Ausflug zu planen. Die Arbeit an dem Wanderführer war auch für die Autoren eine spannende Herausforderung, die sehr viel Arbeit und Eigeninitiative erfordert hat. WochenSpiegel: Wie kamen Sie auf die Idee einen Wanderführer zu schreiben? Barbara Kemmer: Eigentlich ging die Grundidee von mir aus, da ich als schreibende Freiberuflerin immer auf der Suche nach neuen, spannenden Projekten im Text- und Printbereich bin. Von Hause aus bin ich Kunsthistorikerin, komme also aus der wissenschaftlichen, kulturhistorischen und kunsttheoretischen Ecke. Zur Abwechslung tut da die Arbeit an einem Reisesachbuch, welches das Interesse und die Begeisterung vieler Menschen wecken will und daher auch ganz anders funktioniert für den Autor, sehr gut. Zumal man zwischendurch viel Zeit abseits des Schreibtischs verbringt und an der frischen Luft unterwegs ist, was einfach toll ist. Was können Sie uns über Ihren Co-Autor sagen? Mein Co-Autor und Lebenspartner, Frank Schmitt, trug das Wanderführer-Projekt von Anfang an in erheblichem Maße mit, weil er einfach Lust darauf hatte. Er arbeitet hauptberuflich als Architekt im luxemburgischen Ettelbrück. Und in seiner Freizeit fotografiert er u. a. und macht Bücher. Wir sind selbst leidenschaftliche Wanderer und die Eifel, in der wir leben, ist ein abwechslungsreiches Wandergebiet. Der Gedanke, dass wir einen Eifel-Wanderführer zusammen machen könnten, lag da relativ nah. Also haben wir uns an den von uns sehr geschätzten Reise Know-How Verlag in Bielefeld gewendet und nachgefragt, ob Interesse besteht - und ja, es bestand Interesse. Das Ergebnis halten Sie nun in Ihren Händen. Wie lange hat die Arbeit am Eifelführer von der ersten Idee, bis zum fertigen Buch gedauert? Von der ersten Idee bis zur Publikation vergingen etwa 1 Jahr und 9 Monate (Anfrage unsererseits beim Verlag im Herbst 2017). Alles hat mit der Anfrage gestartet, worauf wir eine Art Exposé erarbeitet haben, das bereits eine ungefähre Routenauswahl beinhaltete. Es folgten über 50 Wanderungen, von denen 40 schließlich den Weg ins Buch fanden. Dazu kam die themenübergreifende Recherche und Texterstellung, Foto-, Track- und Kartenbearbeitung. Der Abschluss bildete das Lektorat, was in diesem Fall sehr aufwändig war, da die vielen Karten, Höhenprofile und Routenverläufe in einem solchen Wanderbuch enorm kleinteilig und fehleranfällig sind. Entsprechend häufig und konzentriert mussten diese kontrolliert und korrigiert werden. Was war die größte Herausforderung bei der Erstellung des Buches? Einiges davon habe ich schon angerissen: Lektorat und Anzahl der Wanderungen - in Kombination mit einem eng gestrickten Zeitplan. Wir haben im März 2018 mit den Wanderungen angefangen. Wie bereits angemerkt: Am Ende sind wir über 50 Routen im gesamten Eifelgebiet, das doch ziemlich groß ist, gegangen (von den erprobten Wegen haben wir dann 40 in das Buch aufgenommen). Manche Routen sind wir z. T. auch doppelt gelaufen, weil wir nach dem ersten Mal eine Wegänderung für sinnvoll hielten. Die letzte Wanderung fand dann im September 2018 statt. Wir sind also über ein halbes Jahr, v.a. an den Wochenenden, in allen Regionen der Eifel gewandert (an manchen Tagen haben wir auch 2 Touren gemacht, wenn diese nahe beieinander lagen). Das war demnach nicht nur eine sportliche, sondern auch eine zeitliche Herausforderung (neben all den Aufträgen/Jobs, die man sonst noch so macht). Dann war die technische Umsetzung sicherlich auch eine große Herausforderung. Wir haben alle Touren im Gelände mittels eines GPS-Geräts aufgezeichnet - und am Schreibtisch nachbearbeitet. Von der Track-Aufzeichnung bis zur fertigen, druckreifen Karte etc. ist der Weg nicht so einfach, wie man sich das gemeinhin so vorstellt. Die Technik ist selbst im Profigerätebereich noch lange nicht so ausgereift, dass keine Schwankungen oder Fehler mehr auftreten - ganz im Gegenteil. Die Überprüfung, Klärung und Korrektur der aufgezeichneten Daten nahm also nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern war auch ziemlich kompliziert. Vorab und zwischendurch war zudem unser hoher Anspruch eine stetige Herausforderung an uns selbst. Wollten wir doch nicht nur ein insgesamt schönes Buch machen, dass man gerne anschaut und das gut nutzbar ist. Wir wollten insbesondere auch einen guten Mix an Touren vereinen, der alle Eifelregionen in ausgewogenem Maße berücksichtigt und verschiedene Schwierigkeitsgrade integriert. Überdies sollten alle Altersgruppen und Fitnesslevels in unserer Zusammenstellung ideale Wanderungen finden. Und neben den Klassikern wollten wir auch noch ein paar Wege aufnehmen, die selbst gute Eifelkenner noch nicht gegangen sind. Das war nicht ganz einfach, aber ich glaube, es ist uns ganz gut gelungen. Worauf haben Sie besonders großen Wert gelegt? Einerseits war uns der eben genannte, ausgewogene Mix ganz besonders wichtig (auf das Eifel-Gebiet, die Themen, die Anforderungen etc. bezogen). Wir haben dabei auch besonders viel Wert daraf gelegt, abwechslungsreiche, spannende und (im Detail oft) überraschende Touren zusammenzustellen - dies sowohl landschaftlich als auch kulturhistorisch. Wir wollten, dass der Wanderer mithilfe unseres Buches ein buntes, vielschichtiges und umfassendes Bild der Eifel bekommen kann, insofern er alle Wege abklappert. Überdies war es uns wichtig, den Wanderführer nicht nur gut nutzbar zu gestalten, sondern auch attraktiv. Es sollte ein Buch werden, das man auch gerne in die Hand nimmt, um darin zu blättern und in Ruhe die nächste Tour zu planen. Aus diesem Grund haben wir viel Wert auf eine Vielzahl hochwertiger und ansprechender Fotos gelegt, die nicht nur Wegekreuzungen oder Beschilderungen zeigen. Was fasziniert Sie am Wandern und was ist ihre Lieblingsroute aus dem Buch? Nun, das Wandern fasziniert uns am Wandern. ;) Wir sind unheimlich gerne an der frischen Luft unterwegs und machen auch Sport am liebsten draußen. Wandern ist eine sehr sanfte Form der Bewegung, die uns nicht nur körperlich sehr gut tut. Wandern ist für uns Ruhefindung, Meditation, Abschalten und Entdecken zugleich. Es ist keine Binsenweisheit, wenn man sagt, dass man die Welt ganz anders wahrnimmt, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Das liegt nicht nur an der Langsamkeit. Man ist beim Gehen irgendwie bewusster in der Welt - und die Sinne nehmen viel mehr von dem wahr, was ihnen beim Vorbeihasten oder -fahren zwangsläufig entgeht. Der Blick nach innen und nach außen scheint intensiver beim Wandern. An Goethes häufig zitiertem Satz "Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen" ist schon was dran... Und das Beste ist: Man braucht zum Wandern nicht viel, nur ein paar anständige Schuhe und ein wenig Zeit. Das Glück des Wanderers liegt quasi auf seinem Weg und alles, was er braucht, sind seine Füße. :) Indes muss man Freizeit- und Spaßwandern von dem "professionellen Wandern" dahingehend unterscheiden, dass man bei Letzterem viel strukturierter vorgehen muss. Man ist mit dem Aufzeichnen des Weges (in Tonform als auch als GPS-Track), Kartenüberprüfungen und Fotografieren beschäftigt. Zwangsläufig kommt da das Loslassen und Entspannen hin und wieder etwas kurz. Aber dennoch hatten wir bei unserer "Tour de Force" durch die Eifel viele dieser stillen, unfassbar wertvollen Momente, die wir am Wandern und in der Natur so lieben... Überall in der Eifel, die durch ihre landschaftliche Vielfalt besticht, gibt es wahnsinnig schöne Flecken und viele tolle Wanderrouten, von denen wir einige in unseren aktuellen Wanderführer aufgenommen haben. Wir sind Eifel-Fans, das ist vollkommen klar! Und wir könnten aus allen Regionen Lieblingstouren oder kulturelle Sehenswürdigkeiten benennen, die man gehen und besuchen sollte. Da wir aber schon mitten im Wanderparadies leben (nämlich in Bollendorf an der Sauer im deutsch-luxemburgischen Naturpark), nutzen wir mit am liebsten die Wege vor der eigenen Haustür - und die sind fast ausnahmslos zu empfehlen. In diesem Sinne zählen die Touren 36, 37 und 38 sicherlich zu unseren persönlichen Lieblingen. So sehr wir die Eifel insgesamt mögen: Unser Herz schlägt für die Südeifel und das traumschöne Felsenland dies- und jenseits der Sauer noch mal ein bißchen höher... (ju).


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