Nikolas Leube

Spannende Funde in Wittlich: Römische Villa Rustica im Stadtzentrum

Wittlich. Bei Bauarbeiten in der Oberstraße wurden die Reste eines großen römischen Gebäudes gefunden und ausgegraben.

Das Ausgrabungsgelände im Stadtzentrum von Wittlich.

Das Ausgrabungsgelände im Stadtzentrum von Wittlich.

Bild: Elke Scheid

Im Stadtzentrum von Wittlich wurden bei Bauarbeiten die Überreste eines großen römischen Gebäudes gefunden. Nach dem Ende der archäologischen Grabungen bot der Ausgrabungsleiter Dr. Lars Blöck vom Rheinischen Landesmuseum Interessierten eine Führung über das Gelände.

Das Gebäude hatte eine Länge von 20 Metern und ist nach Schätzungen im ersten oder zweiten Jahrhundert n. Chr. erbaut wurden und im dritten Jahrhundert n. Chr. abgebrannt. Neben einem gut erhaltenen Keller aus kleinen Sandsteinen wurden auch Bruchstücke von Marmor aus Belgien und Italien gefunden sowie Überreste von Geschirr. Steinchen von Mosaiken, eine Bronzefibel, Glasschmuck und Austernschalen lassen auf einen für die damalige Zeit hohen Lebensstandard schließen.

Wie Dr. Lars Blöck erläuterte, hatte man vor den Ausgrabungen nur mit Relikten aus dem Mittelalter gerechnet und die Archäologen seien über die römischen Funde sehr erstaunt gewesen. Bisher waren aufgrund von Überresten nur ein Lager römischer Soldaten im heutigen Bereich der Innenstadt sowie die Villa an der Lieser, die erstmalig 1904 planmäßig untersucht wurde, bekannt.

Die vielen gefundenen Relikte müssen nun im Rheinischen Landesmuseum weiter untersucht, analysiert und interpretiert werden, um genaue Aussagen über die neu entdeckte römische Villa Rustica in Wittlich zu treffen. Bereits heute kann davon ausgegangen werden, dass auch unter dem Nachbargebäude in der Ober- und Neustraße weitere römische Relikte zu finden sein werden.

Die Vorstellung einer wohlhabenden Trierer Persönlichkeit, die die Villa als Zweitwohnsitz errichten ließ und Austern zu Wittlicher Wein mit Blick auf die Lieser und den Portnersberg genoss, ist durchaus reizvoll. Ob die Überreste eines Holzfasses bereits den von einem Gelehrten 371 n. Chr. erwähnten "vinum ad Lesuram" enthielt oder nur ein damaliges klassisches Würzmittel aus Fisch, werden weitere Untersuchungen bald zeigen. Jedenfalls ist klar, dass die Stadt Wittlich sich über spannende neue Erkenntnisse freuen kann.


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