Dagmar Stadtfeld

Ambitionierte Winzer von der Mosel überzeugen mit modernen Weinen

Region Mosel.  Auszeichnung für viele Weingüter der Mosel

Die ganze Dynamik der Mosel in Berlin Erster Mosel-Cup in der Hauptstadt: Auszeichnungen für Weingüter aus Bernkastel-Kues, Brauneberg, Mertesdorf, Lieser und Trier Die Auszeichnung "Mosel-Weingut des Jahres" im ersten Mosel-Cup des Genussportals Gourmetwelten mit Sitz in Berlin geht an das Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch, Erben Müller-Burggraef, in Bernkastel-Kues. Betriebsleiter Max Ferger stellte zudem den bestbewerteten Wein des Wettbewerbs, einen Berncasteler Doctor Riesling Kabinett, der damit auch Sieger der ausgeschriebenen Kabinett-Kategorie war. Daniel Gehlen vom Weingut Gehlen-Cornelius in Brauneberg wurde von der Jury zum "Rookie of the Year", der Neuentdeckung des Jahres, gekürt.

Moselweine so modern wie noch nie

Die Weingüter Schloss Lieser und Maximin Grünhaus liegen bei den trockenen Weißweinen vorn. Bester Rotwein des Mosel-Cup ist der 2018er Kanzemer Altenberg Pinot noir Großes Gewächs der Bischöflichen Weingüter Trier. "Moselweine sind modern wie nie und erleben dank ambitionierter, mutiger Winzer und Winzerinnen seit einigen Jahren eine echte Renaissance. Neue spannende Zeiten also für die Mosel und ein Grund mehr, den ersten Mosel-Cup der Gourmetwelten in Kooperation mit dem Moselwein e.V. auszurichten", so der Berliner Journalist und Weinexperte Nikolaus Rechenberg, Gründer des Genussportals. Mit 160 Weinen von internationalen Top-Betrieben bis zu absoluten Newcomern offenbarte der Mosel-Cup der Gourmetwelten die ganze Dynamik des Anbaugebietes.

 Als "Flaggschiff" der Region hatten die Teilnehmer überwiegend Riesling von trocken über Kabinett bis zu Spät- und Auslese eingereicht. Die Jury war beeindruckt von der großen Bandbreite und den komplett unterschiedlichen Charakteren innerhalb dieser Geschmacksprofile, die die spannende Weinregion Mosel perfekt widerspiegeln. "Was die Mosel stark macht, sind gute Lagen und eine handwerkliche Weinbereitung. Auch die industrielle Produktion bringt ordentliche, verbraucherfreundliche Weine hervor. Ein hoch bewerteter Wein hingegen darf Ecken und Kanten haben, er soll individuell und charakterstark sein - letztlich so wie beim Menschen auch", sagt Thomas Ludwig, Moselwinzer und erster stellvertretender Vorsitzender des Moselwein e.V.

Wein soll schmecken

 25 Prozent der Moselweine werden trocken ausgebaut, der Großteil der Produktion fällt in die Kategorien feinherb sowie die rest- und edelsüßen Prädikate. "Mut zur Süße ist angesagt", so Nikolas Rechenberg: "Heute battlen sich Mosel-Winzer:innen geradezu, wer den besten Kabinettwein produziert und damit einen Wein, der nicht eindimensional süß ist, sondern durch Mineralität, Würze und Komplexität glänzt." Das Ergebnis kommt an: Erfreulicherweise findet gerade unter jungen Menschen seit einigen Jahren ein Paradigmenwechsel statt. Statt einen Wein nach Zucker- und Säurewerten zu analysieren, gehe es vielmehr darum, dass er schmeckt. "Die Essgewohnheiten sind internationaler geworden, es kommen orientalische, afrikanische oder asiatische Gerichte mit intensiver Würzung auf den Tisch. Trockene Weiß- oder Rotweine würden da untergehen. Ein frischer, knackiger Riesling mit einer gewissen Restsüße hingegen macht den Gaumen wieder frisch", erklärt Ansgar Schmitz, Jury-Mitglied und Geschäftsführer von Moselwein e.V.: "Auch zu reiferem Käse, vor allem zu Weichkäsen und Blauschimmelkäsen, passt eine gereifte Aus- oder Spätlese viel besser als beispielsweise trockener Rotwein."

Der Jahrgang 2022 ist eine echte Überraschung

 Thomas Ludwig ergänzt, dass die Leute heute viel experimentierfreudiger mit Pairings seien als früher und einen restsüßen Wein auch mal zur Vorspeise und nicht erst zum Dessert servierten. Verkostet wurden im Mosel-Cup überwiegend Weine der Jahrgänge 2021 und 2022. "Für uns entpuppte sich der 2022er Jahrgang als echte Überraschung und viel besser, als nach dem heißen, trockenen Sommer erwartet" sagt Ansgar Schmitz. "Er begeistert mit einer schönen Frucht, sehr viel würzigen Aromen und einem frühen Trinkspaß. Der zu Recht viel gelobte, kühlere 2021er Jahrgang beginnt sein volles Potenzial hingegen erst jetzt zu entwickeln."

Mosel-Weingut des Jahres: Wwe.Dr.H Thanisch-Erben Müller-Burggraef

 Die Verkostung fand im Berlin Capital Club am Gendarmenmarkt statt. Es wurde verdeckt probiert und nach dem 100-Punkte-Schema bewertet. In der Jury saßen: Serkan Özcan (Berlin Capital Club), Oliver Lausberg (China Club Berlin), Ansgar Schmitz (Moselwein e.V.), Winzer Thomas Ludwig (Moselwein e.V.), Anton Stefanov (Take Time for Wine) und Nikolas Rechenberg (Herausgeber Gourmetwelten), Es wurde verdeckt verkostet und nach dem 100-Punkte-Schema bewertet. Im Anschluss an das Jury-Tasting fand im Berlin Capital Club eine Verkostung aller Wettbewerbsweine für Sommeliers, Weinhändler und Pressevertreter statt. Zum Mosel-Weingut des Jahres kürte die Jury das Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch - Erben Müller-Burggraef mit der höchsten Wertung insgesamt für den Berncasteler Doctor Riesling Kabinett 2020 mit 94,3 Punkten, der damit auch Kabinett-Sieger wurde. Seit 375 Jahren steht das Weingut für ausgezeichnete Riesling-Weine aus einer von Deutschlands kostbarsten Weißweinlagen, dem "Berncasteler Doctor".

AsoluteNeuenteckung: Weingut Gehlen-Cornelius

 Das Weingut Gehlen-Cornelius aus Brauneberg bei Bernkastel-Kues hingegen ist eine absolute Neuentdeckung: Daniel Gehlen macht ausgewogene, elegante und mineralische Weine, die ihren Charakter durch den urzeitlichen Schieferboden erhalten. Vor allem überzeugten die Weine des "Rookie des Jahres" die Juroren: Sein Riesling erreichte in der Kategorie feinherb die Spitze und die Spätlese aus der Lage Ohligsberg kam "mit viel Persönlichkeit und Komplexität" auf 94 Punkte. Bei den trockenen Weißweinen liegen die beiden renommierten Weingüter Maximin Grünhaus und Schloss Lieser mit 93 Punkten gleichauf. Mit nur 9,3 Prozent roten Sorten spielt Rotwein an der Mosel eher eine untergeordnete Rolle. Dabei hat der Spätburgunder ähnlich großes Potenzial wie der Riesling. Aus dieser komplexen, nuancenreichen Sorte haben die Bischöflichen Weingüter Trier mit dem Kanzemer Altenberg Pinot Noir GG aus dem Jahrgang 2018 einen Wein gemacht, den die Jury mit 94,2 Punkten bewertete und somit zum roten Siegerwein kürte. Alle weitere Bewertungen und Ergebnisse sowie Fotos gibt es auf der Seite der Gourmetwelten: www.nikos-weinwelten.de

Text/ Fotos: Ansgar Schmitz/ Moselwein e.V.


Meistgelesen