

Viele Bopparder waren schon in Ome, zahlreiche japanische Delegationen und Gäste waren in der Stadt am Rhein zu Gast. »Rund 800 Menschen aus Boppard sind im Rahmen der Städtepartnerschaft in den vergangenen Jahren nach Ome gereist. Dies entspricht rund fünf Prozent der Einwohnerzahl«, sagt Alfred Roos, Vorsitzender des Freundeskreis Ome-Boppard e.V. Er selbst gehörte zu den ersten Jugenddelegationen, die ins 9 970 Kilometer Luftlinie entfernte Ome reisten. Das war Mitte der 1980er Jahre.
Die Städtepartnerschaft an sich gibt es aber schon länger. »Der japanische Bürgermeister war in den 1960er Jahren im Rahmen einer Schiffstour im Rheintal unterwegs und ihm kam dabei die Idee einer Städtepartnerschaft«, sagt Roos. »Durch Kontakte wurde der Wunsch aus Ome dann an Boppard herangetragen.« Im Januar 1965 beschloss der Stadtrat, das Partnerschaftsangebot anzunehmen, die am 24. September hier festlich beurkundet wurde.
»In den 60er und 70er Jahren war die Partnerschaft noch durch offizielle Austausche geprägt. In späteren Jahren kamen dann auch Reisen mit Bürgern zustande – privat oder in Delegationen«, sagt Roos. Eine Reise nach Japan ist auch immer eine Preisfrage. »Das war früher deutlich kostspieliger als heute.«
So haben sich im Laufe der Jahre regelmäßige Delegationsreisen entwickelt. Mittlerweile reist alle fünf Jahre eine große Delegation nach Ome – danach gibt es einen Gegenbesuch der japanischen Delegation. Jugenddelegationen besuchen ihre Partnerstadt im jährlichen Wechsel. Ganz wichtig: Die Gäste sind in Boppard und Ome immer bei Gastfamilien untergebracht. »Nur so kann man die Menschen und Kultur auch wirklich kennenlernen. Daraus entstehen Freundschaften!«
Freundschaft – so überschreibt Roos die Beziehung zu den Menschen in Ome nach 60 Jahren Städtepartnerschaft. »Das ist kein Lippenbekenntnis. Durch die Besuche und den (kulturellen) Austausch sind langfristige Freundschaften entstanden.« Und mehr: durch den Austausch hat Alfred Roos seine japanische Frau kennengelernt.
Genau diese persönlichen Kontakte haben 1988 dazu geführt, dass sich der Freundeskreis Ome-Boppard e.V. gründete, um den Austausch und Aktivitäten voranzutreiben. Der Freundeskreis hat natürlich auch ein Pendant in Ome. Der Austausch der Partnerstädte geht aber über Besuchsreisen hinaus. Sportler haben sich im fairen Kampf gemessen, Angestellte und Beamte beider Städte wurden ausgetauscht. Chöre, Kimono-Gruppen, Künstler und mehr bereicherten bisher mit Auftritten und Ausstellungen beide Städte. Seit 2010 besteht eine Schulpartnerschaft zwischen der Ome Sogo-Highschool und dem Kant Gymnasium.
Natürlich ist es in unserem digitalen Zeitalter deutlich leichter mit den japanischen Freunden in Kontakt zu bleiben. In den Anfangszeiten wurde der Kontakt durch Briefe aufrechterhalten. KI und Übersetzer-Apps auf dem Smartphone erleichtern heute die Kommunikation bei Besuchen. »Das war aber noch nie ein Problem«, erklärt Roos mit einem Lachen. »Die Verständigung hat immer funktioniert, wenn auch mit Händen und Füßen und eine paar Brocken Englisch. Wenn man sich auf das Miteinander einlässt, ist die Verständigung kein Problem und die Sprache keine Barriere mehr«, weiß er aus Erfahrung. Natürlich sind bei Delegationsreisen auch Übersetzer dabei.
»Japan ist heute ‚in‘. Besonders jüngere Menschen zieht es ins ferne Land«, erklärt Alfred Roos. »Aber auch in Japan ist das Interesse an Deutschland groß. Besonders die ‚Rheinromantik‘ ist ein Mega-Thema in Japan. Das Loreley-Lied wird dort noch bis zur dritten Strophe gesungen, während hier oftmals nach der ersten die Stimmen verstummen.« Und so freuen sich die beiden Freundeskreise, dass der Austausch zwischen den Menschen in Deutschland und Japan auch außerhalb von Städtepartnerschaften vorangeht.
Unsere Artikel zum den Delegationsbesuchen in Ome und Boppard:



