Andreas Bender

Erinnerung an das Landjudentum: Veranstaltungen des Förderkreises Synagoge Laufersweiler

Hunsrück. Um an jüdisches Leben in der Rhein-Hunsrück-Region zu erinnern, lädt der Förderkreis Synagoge Laufersweiler im September zu mehreren Veranstaltungen.
Outdoor-Ausstellung "Judisches Leben im Hunsrück" beim Auen-Festival.

Outdoor-Ausstellung "Judisches Leben im Hunsrück" beim Auen-Festival.

Bild: Carolin Manns

Schon früh lassen sich erste Spuren jüdischen Lebens im Hunsrück verzeichnen. Nach der Vertreibung aus den Städten siedelten sich ab dem 16. Jh. zahlreiche Jüdinnen und Juden auf dem Land an und bildeten auch im Hunsrück kleine jüdische Gemeinden. Um 1800 lebten circa 90 Prozent der Juden auf dem Land und pflegten ihre Traditionen ebenso wie ihre Beziehungen zur christlichen Mehrheitsgesellschaft. Sichtbare Zeugnisse dieser heute zerstörten Gemeinden gibt es nur noch wenige. Um an jüdisches Leben in der Rhein-Hunsrück-Region zu erinnern, lädt der Förderkreis Synagoge Laufersweiler im September zu gleich mehreren öffentlichen Veranstaltungen ein.

 

Am 3. September startet die Reihe mit dem Europäischen Tag der jüdischen Kultur, der in diesem Jahr unter dem Motto "Memories" stattfindet. Der internationale Aktionstag wartet mit Lesungen, Konzerten und Ausstellungen auf und wurde ins Leben gerufen, um die vielfältigen Facetten jüdischen Lebens abseits des Holocaust aufzuzeigen. Auch die ehemalige Synagoge in Laufersweiler wird an diesem Tag von 12 bis 16 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet sein. Um 15 Uhr bietet der Förderkreis eine Führung durch die Outdoor-Ausstellung "Jüdisches Leben im Hunsrück" auf dem Schlossplatz in Simmern an, die dort noch bis zum 15. September zu sehen sein wird.

 

Vom 8. bis zum 10. September findet in Simmern die Tagung "Erinnerung an das Landjudentum - aber wie?" statt, initiiert vom Förderkreis in Zusammenarbeit mit der Initiative "Widen the Circle" (Dtl./USA). Neben Vorträgen und Workshops wurde auch ein vielfältiges Kulturangebot zusammengestellt, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

 

Zu den Höhepunkten zählt ein Einführungs-Vortrag von Monika Grübel (MA) am Freitagabend um 16 Uhr im Schloss Simmern. Die Spezialistin für das rheinische Landjudentum und Leiterin der Gedenkstätte Synagoge Rödingen wird grundlegende Aspekte des deutsch-jüdischen Lebens auf dem Land referieren. Um 19 Uhr schließt der "Musikalische Stolperstein" an: Die in der Region und weltweit bekannte Klarinettistin Irith Gabriely ("Queen of Klezmer") und der Komponist Peter Przystaniak präsentieren von ihnen rekonstruierte Tanzstücke der jüdischen Musikerfamilie Baum aus Bruschied. Die Autorin Leona Riemann liest ihre beeindruckende Erzählung "Wann kommt Herr Baum?", in der sie das Schicksal der Musikerfamilie Baum aus Sicht der Maria Stoll aus Rhaunen schildert, die bei Samuel Baum (1880-1942) das Klavierspiel erlernte. Die "Zweitzeugen" Christof Pies vom Förderkreis Laufersweiler und Heiner Schneider, Sohn von Maria Stoll, ordnen die Musikstücke in den familiär-historischen Zusammenhang ein.

 

Andreas Berg, bis 2022 Kulturredakteur und Filmautor beim SWR in Mainz, liest am Samstagabend um 19 Uhr im Pro-Winzkino (Raum 9) aus seinem Buch "Sommer 1934 - oder wie der Führer mir meine erste Liebe ausspannte". In seiner Vortragslesung spannt Berg den Bogen von den Geschehnissen des Nazi-Deutschlands von 1934 bis zur Situation der heutigen jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz und steht anschließend zum offenen Gespräch bereit.

 

Den Abschluss der Reihe bildet der Tag des offenen Denkmals am 10. September. Unter dem Motto "Talent Monument" rückt er in diesem Jahr Denkmale in den Vordergrund, die nicht auf den ersten Blick als wertvoll oder schützenswert betrachtet werden. Die ehemalige Synagoge wird am Tag des offenen Denkmals von 12 bis 16 Uhr geöffnet sein, auch Führungen durch das Erinnerungsensemble werden nach Bedarf angeboten. Um 17 Uhr wird Harry Raymons autobiografischer Film "Regentropfen" (1982) gezeigt. Darin verarbeitete der aus Kirchberg stammende Raymon, damals noch Harry Heymann, seine ganz privaten Erinnerungen an seine Kindheit.

 

Alle Veranstaltungen können kostenlos besucht werden. Bei Interesse oder Fragen wenden Sie sich gerne an Christof Pies: cpies@rz-online.de oder 06762 / 5269.


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