Andreas Bender

Erster Mittelrhein-Weinkönig: Reaktionen sind positiv

Biebernheim. Felix Grün vertritt als erster Mittelrhein-Weinkönig das Anbaugebiet. Als Quereinsteiger hat er sich im Vorfeld viel Fachwissen angeeignet, um dem Amt gerecht zu werden.

Mittelrhein-Weinkönig Felix Grün hat sich im Vorfeld umfassend auf sein Ehrenamt vorbereitet.

Mittelrhein-Weinkönig Felix Grün hat sich im Vorfeld umfassend auf sein Ehrenamt vorbereitet.

Bild: Fotostudio Eidens-Holl

Im Mittelrheintal gehören Wein und Weinbau zur Identität der Region. Gibt es da überhaupt Quereinsteiger? »Natürlich ist Wein als gebürtiger Sankt Goarer nichts Neues und ich habe eine Affinität für das Thema«, sagt Felix augenzwinkernd, »allerdings fehlte mir Fachwissen. Ich bin nicht – wie viele Weinmajestäten – im Weingut aufgewachsen und arbeite auch nicht in dem Bereich.« Seine Eltern haben bis zur Schließung die Metzgerei Engelbert betrieben. 

 

Der 28-jährige studiert Publizistik und Politikwissenschaften in Mainz und ist als Werkstudent beim ZDF im Social-Media Bereich tätig. Seinen Bachelor hat er 2021 bestanden, nun steht er vor der Masterarbeit. Im Sommer letzten Jahres hat er entschieden, sich für das Ehrenamt zu bewerben und hat sofort mit der Vorbereitung begonnen. 

 

Dabei ist er das gesamte Anbaugebiet abgefahren und hat zahlreiche Winzer besucht und Weingüter besichtigt. »Das ist das Schöne am kleinen Anbaugebiet: Man kann alles kennenlernen«, sagt Felix. »Dabei konnte ich einiges an Wissen sammeln. Dazu habe ich intensiv Fachliteratur sowie Weinblogs und Podcasts gesichtet.« Geholfen hat er auch bei der Traubenlese im Herbst. 

 

Eine große Hilfe war ebenfalls Gerd Ripp, ehemaliger Betreiber des Hotel-Restaurants Rheinfels und Hobby-Winzer. »Bei den regelmäßigen Treffen sind wir tief ins Thema Wein und Weinbau eingestiegen. Aber auch der Bereich Rhetorik und Präsentation vor einem Publikum waren Aspekte. Ein großer Dank geht an Herrn Ripp und alle Winzer, die mir Einblicke gewährt haben!«

 

All das hat sich ausgezahlt. Felix wurde im November zur 54. Weinhoheit am Mittelrhein gewählt und vertritt das kleinste Anbaugebiet Deutschlands zusammen mit den Weinprinzessinnen Johanna Persch und Anna Weinand. Rund 100 Termine pro Jahr nehmen die drei wahr. Nicht nur Weinfeste werden besucht, auch der Neujahrsempfang der Staatskanzlei in Mainz oder Events beim Bauern- und Winzerverband gehören dazu.

 

Als Weinkönig ist der Student ein Novum im Mittelrheintal – nach 53 Vorgängerinnen ist er der erste männliche Kandidat, der das Amt innehat. Seit 2022 schreibt der Mittelrhein Wein e.V. das Amt geschlechtsneutral aus. Im gleichen Jahr wurde Gero Schüler aus Bacharach erster Weinprinz im Anbaugebiet. »Das hat vermutlich einige Hürden beseitigt«, sagt Felix. Man könnte sagen, zwei Jahrgänge mit Weinprinzen haben Vorarbeit geleistet. »Es ist eben eine Veränderung in einem Amt mit langer Tradition, dass bisher immer weiblich besetzt war. Aber sobald man mit den Menschen spricht und sie merken, dass ich als Weinbotschafter engagiert bin, ist die Reaktion auf einen Weinkönig fast immer positiv.« 

 

»Es ist ein schönes Ehrenamt«, betont Felix Grün, »es macht sehr viel Spaß und ich hatte bisher nur positive Begegnungen.« Im Herbst tritt er, wie sein Amtskollege Levin McKenzie aus Rheinhessen (dem größten Anbaugebiet), zur Wahl der Deutschen Weinmajestäten an. Das Deutsche Weininstitut hatte zu Beginn des Jahres verlauten lassen, dass man nach fast 80 Jahren den Wettbewerb geschlechtsneutral ausschreibt. Dann könnte es erstmals auch einen Deutschen Weinkönig oder Weinprinzen geben.

 


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