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Neues Bündnis pro Bahn-Lärmschutzzonen

Die Initiativen „Pro Rheintal“ (Deutschland) und „Stopp den Bahnlärm“ (Österreich) haben ihr Konzept für Europäische Bahn-Lärmschutzzonen vorgestellt. Danach sollen in Urlaubs- und Tourismusgebieten in Europa künftig die WHO-Grenzwerte von 44 dB in der Nacht und 54 dB am Tag (Bahnlärm-Richtlinie 2018) zum Schutz der Gesundheit zur Anwendung kommen, notfalls durch Tempolimits und Nachtfahrverbote.
Rheintal, Rheingau und Wörthersee sollen Bahn-Lärmschutzzone werden. Mancherorts rasen Züge in nur wenigen Metern an den Wohnhäusern und Hotelbetrieben vorbei.  (Foto: Pro Rheintal)

Rheintal, Rheingau und Wörthersee sollen Bahn-Lärmschutzzone werden. Mancherorts rasen Züge in nur wenigen Metern an den Wohnhäusern und Hotelbetrieben vorbei. (Foto: Pro Rheintal)

„Die Erhaltung der Gesundheit der Bevölkerung ist ein untrennbarer Teil der wirtschaftlichen und politischen Interessen und muss jetzt vorangestellt werden“, sagt Frank Gross von Pro Rheintal. Lärm sei gleich nach der Luftverschmutzung die zweithäufigste Ursache für Krankheit und Tod durch Umweltbelastungen. In der gemeinsamen Pressemeldung heißt es: "In Nächtlicher Schlafentzug durch Bahnlärm führe zu einer massiven Beeinträchtigung des Immunsystems und in Folge zu Herz-Kreislauf­erkrankungen, Diabetes und Depressionen, wie eine gerade veröffent­lichte Schweizer Studie (SiRENE) dokumentiere. Laut WHO zeigen sich Gesundheitseffekte bereits ab 40 dB in der Nacht und 45 dB am Tage. Damit treten schon bei sehr geringen Lautstärken gesundheitliche Beeinträchtigungen auf.

Geltenden Grenzwerte schützen Menschen nicht

Die Studie kommt zu der Erkenntnis, dass die derzeitig geltenden Grenzwerte in Europa nicht geeignet sind, um Menschen vor Verkehrs­lärm zu schützen, und dass es fraglich sei, ob es zum Schutz der Gesundheit überhaupt eine Grenze gäbe, wo Lärm nicht schade. Deshalb seien die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft aufgefordert, jetzt und sofort, wo immer das möglich ist, durch entsprechende Verordnungen Lärm zu vermeiden und die Bevölkerung durch geeignete Maßnahmen zu schützen. Im derzeit bestehenden Immissionsschutz-Regelwerk spielt der Schutz der Gesundheit keine wirkliche Rolle. Die Grenzwerte dienen der Ver­teilung freiwilliger Mittel, aber nicht als Indikator für die gesundheitliche Belastung. Der Immissionsschutz nach diesem Modell bleibt wirkungslos und zerstört damit ganze Abschnitte von hochwertigen Wohngebieten und Tourismusregionen. Das muss sofort beendet werden. Der laute Schienengüterverkehr ist Ausdruck eines nicht funktionierenden und die Gesundheit gefährdenden Systems. Das will man in der Politik und bei der Bahnindustrie noch immer nicht begreifen.

Regionen müssen vom Bahnlärm befreit werden

Die Regionen müssen vom Bahnlärm befreit und saniert werden. Es ist nicht länger akzeptabel, dass sich Bund und Bahn an 95 Prozent aller Bahnlinien auf die vor mehr als 100 Jahren erteilten Genehmigungen berufen und darauf basierend freie Fahrt für nächtlichen Güterverkehr ableiten, den es früher nicht gab. Der ursprüngliche lärmarme Zustand der Regionen muss wieder herge­stellt werden. Daran kommt die Bahn nicht vorbei. Ähnlich wie bei der Verschmutzung des Rheins braucht es einen Weckruf, der hoffentlich nicht erst mit der nächsten Zugkatastrophe wie in Viareggio kommt. Die Bahn realisiere offenbar nicht, dass sie ihren eigenen Bestand im Umweltzeitalter des 21. Jahrhunderts gefährdet. Früher oder später siegt der Gesundheits- und Lärmschutz. Wenn die Bahnindustrie das nicht leisten kann oder will, wird sie nicht mehr fahren. Der Bahn steht der „Dieselskandal“ noch bevor. Die Forderungen der Bürgerinitiativen sind ein Weckruf an die Bahn­industrie. Vielleicht der letzte, bevor eine alte Branche beerdigt wird."


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